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Karla Kvlt: Thunderhunter (Review)
Artist: | Karla Kvlt |
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Album: | Thunderhunter |
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Medium: | CD/LP+CD/Download | |
Stil: | Doom- und Drone-Rock, Sludge, Shoegaze |
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Label: | Exile On Mainstream Records | |
Spieldauer: | LP + CD jeweils 36:54 | |
Erschienen: | 21.02.2025 | |
Website: | [Link] |
Es sind finstere Zeiten angebrochen in Deutschland und wir errichten wieder Mauern gegen Menschen, die tatsächlich glauben, dass ihre Stimme hier noch etwas zählt, selbst wenn sie nicht in den Mainstream öffentlich-rechtlicher Meinungsmache passt. Doch ein paar wagen es, noch zu träumen, auszubrechen, nicht mitzumachen und sich dabei zu erheben. Genau so wie KARLA KVLT, die definitiv nicht in unsere steuerfinanzierte, fein angepasste, weichgespülte Radiokultur, der es mehr auf Gesinnung als (stilistische) Freiheit ankommt, passen. Denn das Hamburger Trio schleicht sich heimlich, still und leise, aber nach und nach dann doch immer lauter werdend, durch die einseitig farbenfroh kolorierte Hintertür, um einen finsteren Soundtrack zu diesen Zeiten zu entwickeln, der mit düsteren Beats, erdrückendem Doom sowie tonnenschweren Gitarren-Riffs seine Bahnen durch „Thunderhunter“ zieht, während die kristallklare Stimme von Teresa Matilda Curtens mal darüber, mal dahinter ihre Bahnen zieht. Und im Falle der ganz besonders schaurigen Momente kann sie auch richtig molltönend den einen oder anderen Depri-Moment verstärken.
Ein interessantes „Karma“, welches diesem familiären Trio da innewohnt, sodass es als schon logisch erscheint, die LP mit dem „Karma“-Titel zu eröffnen, der sich vorsichtig in die Gehörgänge des Musikliebhabers wälzt.
Gerne denkt man bei den beunruhigenden Klangwelten der drei Hamburger an SWANS oder UNSANE, sogar ein paar LACRIMOSA-Gothic-Momente kommen einem in den Sinn.
Ist das tatsächlich das musikalische Abbild unserer Zeit?
Durchaus könnte man meinen, spätestens wenn einen das Instrumental „Mvn Kvlta“ wie eine Dampfwalze überrollt, bis dann „Hekate“ auch zum sprechsingenden verbalen Umschlag ausholt, um das Album im LP-abschließende Titeltrack in bestem postrockigen Tabula-rasa-Stil Richtung doomige Jagdgründe zu verabschieden.
Im Grunde braucht man nach diesen mit basswummernden sowie bedrohlichen Schlagzeug-Donnerschlägen beginnenden 37 Minuten bleischwerer bis lichterer Finsternis auf seiner Suche nach Vergleichsgrößen gar nicht so weit über den 'Großen Teich' zu schauen, sondern kann gleich in Deutschland bleiben, als sich dort in den 90ern eine ähnliche Szene entwickelte, in der auch EISENVATER sich stilbildend mit fetten Gitarren im Industrial, Metal und Sludge einrichteten und dort Eindruck hinterließen. Denn Markus E. Lipka, die treibende Kraft hinter EISENVATER, tritt nunmehr mit seiner neuen Band KARLA KVLT an, um mit dieser spannenden LP-Veröffentlichung, der zudem zusätzlich die CD des Albums beiliegt, die 'Hamburger Schule' zum Horror-Kabinett der Finsternis zu gestalten, das seine ganz eigenen Bahnen zieht. Und damit auch alles schön in der Familie bleibt, hat Gitarrist Lipka für dieses musikalische Unternehmen seinen Sohn Johann für das Schlagzeug und die Schwiegertochter Teresa – die beide auch Mitglieder bei den MELTING PALMS sind – mitgebracht.
Der Donnerjäger macht sich auf die Musik-Reise und sein ausgiebiger Fang bewegt sich zwischen bedrohlich-wildgewordenen Wildschweinen wie anmutig dahinhoppelnden Hasen, die sich zwar selten in natura begegnen, aber auf dieser Schwarzrille fein vereint nebeneinander liegen, selbst wenn sie vom Geschmack her sehr unterschiedlich zu sein scheinen, eint sie am Ende doch ihr 'Donnerjäger' KARLA KVLT.
FAZIT: Wenn Doom auf Sludge und Noise trifft, dabei aber auch eine Seite voller finsterer Träume aus Shoegaze und Dreampop anreißt, dann ist das ein musikalisch mehr als schwieriges Unterfangen. Dieser Herausforderung stellen sich die aus EISENVATER und MELTING PALMS entstandenen KARLA KVLT und überzeugen hierbei durch eine intuitive wie einfallsreiche Herangehensweise an die heutzutage oftmals viel zu festgefahrenen Strukturen. Mutig und überzeugend – oder um es mit den Worten des Plattenlabels Exile On Mainstream Records im Rahmen dieses Debüts auszudrücken: „KARLA KVLTs Musik ist dicht, immersiv, aber auch schön – wie eine Pflanze, die sich selbst durch eine Betondecke kämpft, wie die Gezeiten, die präzise und unaufhaltbar dem immer gleichen Rhythmus folgen und dabei ebenso zerstörerisch sein können, wie sie im nächsten Moment Schönheit offenbaren und den Blick auf Neues freigeben.“
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (17:47):
- Karma (6:24)
- Temple (4:58)
- Swallowed (6:25)
- Seite B (19:07):
- Magna Mater (6:11)
- Mun Kvlta (3:06)
- Hekate (3:26)
- Thunderhunter (6:24)
- Bass - Teresa Matilda Curtens
- Gesang - Teresa Matilda Curtens, Markus E. Lipka
- Gitarre - Markus E. Lipka
- Schlagzeug - J. Victor Wientjes
- Sonstige - Markus E. Lipka, J. Victor Wientjes (Soundscapes)
- Thunderhunter (2025) - 11/15 Punkten
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