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Kings Elliot: Born Blue (Review)
Artist: | Kings Elliot |
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Album: | Born Blue |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Singer/Songwriter, Dream-, Kook-, Retro-Pop |
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Label: | Vertigo | |
Spieldauer: | 43:53 | |
Erschienen: | 26.09.2025 | |
Website: | [Link] |
Es gibt ja so einige Gründe, weswegen Menschen Musik machen. Der despektierlichste davon ist vermutlich der, dass dies aus rein wirtschaftlichen Gründen geschieht, um möglicherweise reich und berühmt zu werden. Der löblichste hingegen ist der, wenn es aus einer inneren Notwendigkeit heraus geschieht, welcher sich die Betroffenen nicht entziehen können, weil sie durch die Beschäftigung mit der Musik ihr Leben besser verarbeiten können. Im Fall der schweizerisch/britischen Songwriterin ANJA GMÜR a.k.a. KINGS ELLIOT ist zweifelsohne letzteres der Fall, Denn die Musikerin nutzt ihre Fähigkeit, Songs schreiben zu können, dazu, sich in therapeutischer Hinsicht mit den Dämonen zu arrangieren, mit denen sie im Rahmen ihrer bipolaren Borderline-Störung zu kämpfen hat.
Obwohl KINGS ELLIOT diesen Kampf nur teilweise über ihre Musik ausfechten kann, macht sie diesen zum Thema ihrer Songs, die sich nahezu allesamt mit den verschiedenen Seinszuständen und Perspektiven auf die alternierenden BPD-Stadien beschäftigen. Das erklärt zum einen den melancholischen Charakter vieler ihrer oft balladesk angelegten Songs – und zum anderen den Umstand, dass ihr Debüt-Album „Born Blue“ erst drei Jahre später, nachdem sie sich erstmals international als neue Hoffnung in Sachen einer originellen, zeitloser Kook- und Dreampop-Variante empfohlen hatte, erscheinen konnte.
In der Zwischenzeit suchte sie sich professionelle psychologische Hilfe, um ihre besonderen Lebensumstände bewältigen zu können, bevor die selbstzerstörerischen Prozesse – die sie in dem Song „Ashes By The Morning“ auch für Außenstehende anschaulich beschreibt – Oberhand gewinnen könnten. Vor allen Dingen aber hat ANJA GMÜR auf diese Weise einen Sinn für ihr Tun, der etwa rein geschmäcklerischen Einwänden gegen ihre Musik den Boden entzieht.
Insgesamt scheint der Prozess von Erfolg gekrönt zu sein, denn während auf der LP auch zahlreiche der in der Zwischenzeit erschienenen Singles wie „The Promise“ oder „Starcrossed“ enthalten sind, gibt es mit „I Can't Be Hurt By Anything“, „What If This World“ (den sie als ihren Abgesang auf die Welt kategorisiert) und insbesondere „Whiskey And Wine“ auch Songs mit einer resilienten, kämpferischen und sogar hedonistischen Note.
Musikalisch arbeitet KINGS ELLIOT eng mit dem Musiker und Produzenten CONWAY ELLIS zusammen, mit dem sie die Songs musikalisch ausarbeitet und mit plüschig/opulenten Retro-Dreampop-Settings versieht, die ihren ungewöhnlichen Inspirationsquellen Rechnung tragen. Denn anstatt sich – wie viele ihrer Kolleginnen – an angesagten, erfolgreichen Superstars aus der Pop-Welt oder aber an klassischen Songwriter-Kolleginnen zu orientieren, suchte sie sich die Welt des 40er-Jahre Songbook-Ästhetik von alten Hollywood-Soundtracks oder dem klassischen 50er-Jahre-Pop-Sound jenseits des Rock'n'Roll als musikalische Orientierungshilfen aus.
Zwar wird dieser Sound nicht immer so konsequent implementiert wie in den Tracks „Starcrossed“ (zu dem es auch ein amüsantes Retro-Video gibt), „Sweet Nothing“ oder „Love And Landslide“ - und KINGS ELLIOT geht auch nicht so weit wie LAUFEY mit ihrem puristischen, fast akademischen Ansatz – aber diese zeitlose Ästhetik setzt sie größtenteils von der Welt des luftleeren Wegwerf-Pop ab, der insbesondere die internationalen Charts dominiert. Und mit „Whiskey And Wine“, einer energiegeladene Empowerment-Hymne über eine stürmische hedonistische Liebesaffäre im Stile einer mondänen Disco-Nummer, gibt es extra einen Ausblick auf eine mögliche musikalische Ausrichtung für die Zukunft.
Als Pop-Queen du Jour steht KINGS ELLIOT zwar erst am Anfang ihrer Laufbahn, jedoch hat sie bereits über die schonungslose Offenlegung ihrer verletzlichen Persönlichkeit (bis hin zur Wahl ihrer Haarfarbe) in einem einzigartigen musikalischen Umfeld ein Alleinstellungsmerkmal anzubieten, das sie aus der Masse ihrer Kolleginnen in angenehmer Weise heraushebt.
FAZIT: „Born Blue“ bietet zeitlose Pop-Musik mit einer originellen musikalischen Ausrichtung. Denn indem KINGS ELLIOT und CONWAY ELLIS die üppig/opulenten, vielschichtigen Arrangements und ungewöhnlichen Harmoniefolgen und vor allen Dingen die ausgeklügelten Gesangsarrangements des klassischen Orchesterpop von Yonder auf authentische Weise im heimischen Studio rekreieren, haben sie der Konkurrenz die entscheidende Nasenlänge voraus.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Sick Puppy Prelude
- Tired Of Me
- The Promise
- I Can't Be Hurt By Anything
- Starcrossed
- Sweet Nothing
- Love And Landslides
- Dancing Alone
- Cigarette Smoke In My Eyes
- Ashes By The Morning
- Whiskey And Wine
- Call Me A Dreamer
- What If This World
- Made For Me There
- Gesang - Anja Gmür
- Gitarre - Conway Ellis
- Keys - Conway Ellis, Anja Gmür
- Born Blue (2025) - 12/15 Punkten
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