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Nullmorphem: Ausgesuchte Zeitverschwendung (Review)

Artist:

Nullmorphem

Nullmorphem: Ausgesuchte Zeitverschwendung
Album:

Ausgesuchte Zeitverschwendung

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Deutschsprachiger Akustik-Pop, Singer/Songwriter

Label: Eigenproduktion
Spieldauer: 37:11
Erschienen: 14.11.2025
Website: [Link]

„Zwei Stimmen, eine Sprache. Akustik-Pop mit Tiefgang.“ (Bandcamp-Eigenbeschreibung von NULLMORPHEM)

Zweierlei Seltsames macht einerlei immer extrem neugierig und weckt die Spannung. Unter diesem Grundsatz kommt man an dieser CD mit dem seltsamen Album-Titel „Ausgesuchte Zeitverschwendung“ von der ebenso seltsam klingenden Hamburger Band NULLMORPHEM aus Hamburg gar nicht vorbei.
Hamburg?
Na klar, da kommt einem doch sogleich die 'Hamburger Schule' in der die STERNE über dem BLUMFELD aufgehen und die volle TOCOTRONIC-Breitseite der BRAUT INS AUGE HAUT (Auch wenn die letzte Wortklauberei noch etwas anders angeordnet werden müsste, aber im Sinne dieses Kritiker-Satzes so einfach besser passt!) in den Sinn.


Aber auch ein Blick in die DDR – besonders hin zu deren besten Art- und Singer/Songwriter-Pop-Vereinigung – ist bei NULLMORPHEM und deren gelungenen Texte angebracht. Simon-Dominik 'Otti' Otte und Bigo Seinz erinnern an die PENSION VOLKMANN, eins der besten DDR-Liedermacher-Duos und aus heutiger Sicht auch deutschlandweit das Beste, was man in puncto deutschsprachiger Pop-Rock-Liedermacher geboten bekam. Eigentlich immer unerreicht und nach dem Tod eines der beiden Musiker auch nicht mehr wiederzubeleben. Die Trauer war groß, als die Pension dauerhaft nach ihrem „Traumtänzer“-Album schließen musste. Die völlig überraschende deutsche Neuentdeckung NULLMORPHEM, ebenfalls ein musikalisch-männliches Meister-Duo aus (West-)Deutschland, scheinen doch tatsächlich die Pensionstür wieder ein wenig aufzustoßen – oder mindestens lautstark mit wundervoll leisen Tönen und anspruchsvollen Texten daran zu klopfen.


„Der Jahren mieser Lohn“ eröffnet mit großartigem Gesang und Text, der nachdenklich macht – und musikalisch einer traurigen Ballade ähnelt, die zwischen akustischer Zerbrechlichkeit und hymnischer Erhabenheit wechselt. Auch das vorangegangene „Intro“ verfehlte zuvor den Spannungsaufbau nicht, sodass man sich nicht mehr aus dem Album ausklinkt, sondern danach das Problem der „Elefanten und Mücken“ verfolgt, die im Großen wie Kleinen das Leben symbolisieren. Auch hier bleibt die Stimmung ruhig, die Texte wichtig. Genaues Hinhören zwingend erforderlich, wenn in „Etwas Nahes“ die Liebe – mit Schmerzen und Schmetterlingen – thematisiert werden: „Schnapp dir meinen Kopf und schüttel ihn aus / So kräftig du kannst, das Schwarz muss heraus“.


Freundschaften spielen ebenso eine wichtige Rolle („Mitten ins Gesicht“ und „Erstens kommt es anders“) wie das in der Nacht auf Parkbänken zu sitzen und über Gott und die Welt zu diskutieren („Auf allen Vieren“).
Das „Salamileben“ philosophiert hingegen über das Älterwerden und „Gefragt, gesagt und nichts getan“ sowie „Am Ende der Nacht“ verbreitet mit melancholischen Melodien emotionale Gedanken über die Trauer.

„Am Ende der Nacht“ überrascht als Album-Ausreißer mit elektronischen NDW-Rhythmen und zerstört damit eigentlich die Grundstimmung hinter „Ausgesuchte Zeitverschwendung“.


Vielleicht hätte das Duo auf den Song verzichten oder ihn als Bonus anhängen sollen. So erscheint er wie ein Fremdkörper aus einer anderen Zeit und einem anderen Musikuniversum, in das sie dann mit „Erstens kommt es anders“ am Album-Ende wieder in gewohnte Gefilde eintauchen.

NULLMORPHEM setzen hohe Maßstäbe an ihre Lieder und benennen diese in ihrer 'Bandcamp'-Seite klar und deutlich, womit wir auch schon beim...


...FAZIT wären: NULLMORPHEM nehmen sich laut eigener Aussage für ihre „Ausgesuchte Zeitverschwendung“ viel vor: „Es ist ein zärtliches, bedächtiges Album, das durch seine Reduziertheit besticht. NULLMORPHEM liefert Songwriting auf Augenhöhe: keine Show, sondern Substanz. Es braucht Raum und Ruhe – und wer sich darauf einlässt, wird mit authentischer, melancholisch-resonanter Musik belohnt. In seiner Klarheit und Intimität wirkt das Album wie ein vertraulicher Brief zum Mitnehmen.“ Bei dieser NULLMORPHEM -Selbstbeschreibung kann man als Kritiker gerne mitgehen. Deutsche nachdenkliche Liedermacherkunst auf gehobenem Niveau, mit dem das Hamburger Duo auch der 'Hamburger Schule' eine angenehme Ehre erweist und musikalische Briefe verfasst, die absolut lesens- und hörenswert sind.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 54x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Intro
  • Der Jahre mieser Lohn
  • Elefanten zu Mücken
  • Etwas Nahes
  • Mitten ins Gesicht
  • Gefragt, gesagt und nichts getan
  • Auf allen Vieren
  • Salamileben
  • Zittern
  • Am Ende der Nacht
  • Erstens kommt es anders

Besetzung:

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