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Roddy McKinnon: Tourist On The Moon (Review)

Artist:

Roddy McKinnon

Roddy McKinnon: Tourist On The Moon
Album:

Tourist On The Moon

Medium: CD
Stil:

Singer/Songwriter, Folk, Indie

Label: Eigenvertrieb/Silberblick Musik
Spieldauer: 36:02
Erschienen: 05.09.2025
Website: [Link]

Man kommt beim Hören von RODDY MCKINNON einfach nicht drumherum, auch seine Geschichte – traurig und trotzdem voller Hoffnung – zu erzählen, die bereits auf seinem bewegenden Album „Time's A Dog“ eine sehr wichtige Rolle spielte. Erst so wird dem Hörer die intensive emotionale Tiefe auch hinter „Tourist On The Moon“ bewusst. Leider enthält sein Album auch diesmal keine Textbeilage, weswegen diese unbedingt bereits beim ersten Hördurchgang auf seiner umfangreichen Homepage mitgelesen werden sollten.

Diesmal ist McKinnon der Tourist auf dem Mond, der dabei ganz bestimmt seinen Hund nicht vergisst. Denn beide Alben ähneln sich von der Stimmung und textlichen Tiefe her ungemein. Sein zerbrechlich wirkender, oft trauriger (oder nachdenklicher) Gesang, die akustische Gitarre, welche dieses Mal intensiv auch von einem Piano zusätzlich begleitet wird. Ideal, um McKinnons Gesang zu begleiten, der einen tatsächlich auf dem sprechsingenden „Twinkling“ deutlich an einen LOU REED erinnert oder wenn er die „Dancing Shoes“ überstreift, um ein wenig Optimismus zu verbreiten, der letztendlich doch wiederum sehr traurig ausfällt, weil sich am Ende alles nur als ein Traum erweist: „Ich wache auf, der Traum ist vorbei. Bin wieder allein und die Tanzschuhe sind verschwunden“.

RODDY MCKINNON lässt sich nicht kleinkriegen, auch wenn der 'schwarze Hund' (des Todes) immer und überall auf ihn lauert, um endgültig zuzubeißen: „Ich werde mir die Zuversicht nicht nehmen lassen, auch wenn der schwarze Hund mich immer noch verfolgt. Ich werde schneller rennen“.

Im Album-Opener „Paint Me A Rose“ greift McKinnon auf seine Familiengeschichte zurück, die auf die insgesamt 40 Minuten immer wieder deutlichen Einfluss auf die einzelnen Songs nehmen wird. So weist er zudem darauf hin: „Wenn wir über Vergangenes erzählen, spielt meist unsere Phantasie mit hinein. Wir geben unsere ganz eigene Geschichte wieder, die selten dem entspricht, was wirklich passiert ist“.

Also begibt sich der gebürtige Glasgower mit Wohnort in der Nähe des Genfer Sees auf seinem aktuellen Album sogar bis zum Mond und der menschheitsbewegenden Frage, was darauf wohl der Fußabdruck zählt, den wir dort bereits hinterlassen haben. Der Schutz der Erde spielt für McKinnon auf seinem aktuellen Album, das er (noch immer) unter den Auswirkungen seiner Krebsdiagnose verfasste, eine immense Rolle. Denn unter diesen Bedingungen verschiebt sich die Perspektive. Das Leben basiert nicht mehr nur auf dem eigenen Ego, sondern auch darauf, was wir am Ende hinterlassen. Einen „Planeten am Tropf“ („Dear Planet Blue“) oder eine gemalte Rose für die von uns liebgewonnenen Menschen („Paint Me A Rose“), an die wir denken, wenn wir uns mit einem Buch in ein Strandhaus unter der Sonne („Beachhouse In The Sun“) zurückziehen.
Sogar weit in die (Ur-)Zeit geht McKinnon zurück, wenn er in „Vertrabae“ über den Wirbel eines Dinosauriers singt (den ein kleiner Junge findet), während er kurz zuvor in „Joshua Greene“ die Leidenschaft eines Sammlers von Fotos mit Marylin Monroe thematisiert.

Man spürt den Songs auf „Tourist On The Moon“ an, dass RODDY MCKINNON noch immer gegen den Krebs kämpft – und dabei vieles deutlich intensiver wahrnimmt. Doch dieses Mal räumt er ihm nicht mehr den immensen Platz wie auf „Time's A Dog“ ein, sondern blickt in die Gegenwart und Zukunft und alles, was nicht vergessen werden sollte. Was hinterlässt man selber. Und was hinterlassen Andere. Die Fußabdrücke unseres Seins, die hoffentlich nicht zerstörerisch wirken. McKinnon jedenfalls räumt auf „Tourist On The Moon“ den Guten genau den Spielraum ein, den sie verdient haben. Bewegend und beeindruckend – und hoffentlich auch unvergesslich in den Zeiten, in denen man glaubt, in erster Linie immer wieder mit Krieg, Gewalt, Verachtung und Hass sein Ziel zu erreichen. Gerade solche unliebsamen Zeitgenossen sollten bei „Tourist On The Moon“ genauer hinhören. Vielleicht verdienen auch sie sich dann eines Tages eine Rose bei ihm.
Ein schöner Anfang wär's auf jeden Fall!


FAZIT: Auch auf „Tourist On The Moon“ gelingt RODDY MCKINNON, der erneut seine Musik und die Wirkung seiner Krebsdiagnose auf sein weiteres Leben als (Familien-)Mensch und Musiker zum Thema macht, ein tief bewegendes Indie-Folk-Album mit sehr emotionalen Texten. Man spürt deutlich, dass nach besagter Diagnose seine Einstellung zum Leben, Freunden und seiner Familie (an die er beispielsweise gemalte Rosen verteilt), aber auch dem Zeitgeschehen, im ständigen Angesicht des Todes deutlich tiefer geht. Er schätzt in seinen poetischen Liedern und den bestens dazu passenden Folk-Songs genau das mit voller Intensität, was viele heutzutage ungerührt als selbstverständlich ansehen. Damit hinterlässt er mit seinen (wie er sie unter seiner Homepage selber bezeichnet) „Lieder der Erinnerung, Erinnerungen an Phantasie und Traum“ einen bleibenden Fußabdruck – auf der Erde wie im Falle dieses Albums auch auf dem Mond.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 97x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Paint Me A Rose
  • Joshua Greene
  • Vertrabae
  • Tourist On The Moon
  • Dear Planet Blue
  • Beach House In The Sun
  • The Boy Who Doesn't Eat
  • Madeleine
  • O Stone Street
  • Twinkling
  • Dancing Shoes
  • Despite Me Everything

Besetzung:

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