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The Divine Comedy: Rainy Sunday Afternoon (Review)

Artist:

The Divine Comedy

The Divine Comedy: Rainy Sunday Afternoon
Album:

Rainy Sunday Afternoon

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Barock-Pop, Britpop, Singer/Songwriter, Lounge Music, Chamber-Pop, Sophisticated-Pop

Label: Divine Comedy Records/PIAS
Spieldauer: 42:56
Erschienen: 19.09.2025
Website: [Link]

"Wie jeder Mensch habe ich auch eine dunklere, melancholischere Seite. Und aus dem einen oder anderen Grund ist diese in letzter Zeit besonders deutlich zum Vorschein gekommen. Ich musste dieses Album als Ventil für diese Gefühle nutzen. Jeder sollte ab und zu einmal ein orchestrales Popalbum aufnehmen dürfen. Es sollte vom NHS (National Health Service) verschrieben werden." Sagt Neil Hannon, Frontmann des seit 30 Jahren aktiven britischen Sophisticated-Pop-Projekts THE DIVINE COMEDY. Ein orchestrales Pop-Album quasi auf Rezept - was für eine charmante Idee.


"The Return of große Popkunst!", so betitelt die Labelkette PIAS in hübschem Denglisch ihre Infos zum neuen Album von THE DIVINE COMEDY. Und obwohl wir hier normalerweise nicht mit der PR-Tür ins Haus fallen, muss es diesmal sein - weil das einfach stimmt. Hannon ist mit "Rainy Sunday Afternoon" nicht nur ein großes Album geglückt, sondern auch ein Kreativ-Comeback wie aus dem Bilderbuch, ein beeindruckender "return to form". Seit "Absent Friends" (und das ist auch schon wieder gut 20 Jahre her) klang diese Musik nicht mehr so erhaben und eingängig zugleich, so formvollendet stilvoll wie in den elf neuen Liedern, die zwischen Barock-, Lounge- und French-Pop, zwischen Burt Bacharach, Scott Walker, Lee Hazlewood, Paul McCartney und Jarvis Cocker pendeln.


Zwei Hammer-Tracks haben THE DIVINE COMEDY gleich an den Anfang dieser Platte gesetzt: „Achilles" und "The Last Time I Saw The Old Man", ein ergreifendes Crooner-Stück,  in dem der gebürtige Nordire Hannon (54) über das Leben und Sterben seines Vaters mit Alzheimer singt. Frontloader-Alben - also solche, die ihre stärksten Stücke am Anfang platzieren und dann bald ihr Pulver verschossen haben - machen es sich nach so einem Super-Start gemütlich. Nicht jedoch "Rainy Sunday Afternoon", das noch etliche Asse im Ärmel hat: die besinnliche, von lieblichem Chorgesang geprägte Gitarrenballade "The Man Who Turned Into A Chair"; das Pianopop-Drama "I Want You"; das prächtige sixtiespoppige Titelstück, nicht nur vom Titel her eine famose Kinks-Hommage. Und damit ist die Platte erst zur Hälfte vorbei.


"All The Pretty Lights" klingt federleicht nach einem Strandspaziergang an der windigen englischen Küste, "Down The Rabbit Hole" fügt dem THE DIVINE COMEDY-Sound ein paar rauere Gitarren (und wieder herrliches Kinks-Feeling) hinzu. Der Bossa-Nova-Schleicher "Mar-A-Lago By The Sea" nimmt Donald Trumps dekadentes Golfer- und Bonzen-Paradies aufs Korn, ohne den White-House-Wüterich explizit zu nennen. Mit dem Songtitel "The Heart Is A Lonely Hunter" bedient sich Hannon für ein weiteres Song-Melodram bei einem Carson McCullers-Roman. 

Das zweieinhalbminütige Klavier-Instrumental "Can't Let Go" ist das stillste Stück dieses so opulenten Albums. Und dann kommt "Invisible Thread", der Closer, zu dem man sich unbedingt das Video ansehen sollte (Spoiler: Eltern, deren geliebte Kinder des Haus verlassen, müssen hier ganz stark sein und/oder Taschentücher bereithalten). Einfach wunderschön - und mit seiner starken Botschaft ("Man muss Kinder irgendwann loslassen können - und dann stets willkommen heißen") thematisch recht nah bei Jarvis Cockers "The Hymn Of The North", dem wohl besten Song des jüngsten Pulp-Meisterwerks "More".


FAZIT: Das dreizehnte Album von THE DIVINE COMEDY in 30 Jahren wurde in den Londoner Abbey Road Studios aufgenommen und von Neil Hannon geschrieben, arrangiert und produziert - es ist ein in jeder Hinsicht hochambitioniertes Werk. Die meisten Hörer von "Rainy Sunday Afternoon" dürften die positive Wirkung dieser tollen Platte auch ganz ohne NHS-Verschreibung (siehe oben) schnell spüren. Erst recht, wenn sie die Band im kommenden März auf deutschen Bühnen erleben können: am 15.03.2026 in Köln, am 18.03.2025 in Hamburg und am 23.03.2026 in Berlin. Einen Vorgeschmack auf diese Konzerte liefert die "Limited 2CD Edition" von "Rainy Sunday Afternoon" mit Live-Mitschnitten vom September 2022 in Paris und London.

Werner Herpell (Info) (Review 73x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Achilles
  • The Last Time I Saw The Old Man
  • The Man Who Turned Into A Chair
  • I Want You
  • Rainy Sunday Afternoon
  • All The Pretty Lights
  • Down The Rabbit Hole
  • Mar-a-Lago By The Sea
  • The Heart Is A Lonely Hunter
  • Can't Let Go
  • Invisible Thread

Besetzung:

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