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Zement: Passagen (Review)

Artist:

Zement

Zement: Passagen
Album:

Passagen

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Neo-Kraut, Avantgarde Rock

Label: Crazysane Records
Spieldauer: 45:49
Erschienen: 14.02.2025
Website: [Link]

Kräutertee an der Disko-Bar?
Zumindest scheinen die Nürnberger von ZEMENT eine angeregte Fantasie und eine Vorliebe für krautige Tanzmusik zu haben. Nicht nur, dass das Artwork von „Passagen“ direkt aus einem genussmittelinduzierten Fiebertraum über den Kreislauf der Natur stammen könnte, auch die Musik dieses Albums klingt avantgardistisch.


Krautige Experimentaltöne treffen auf Weltmusik-affine Percussionklänge, zu denen sich u.a. ein Saxofon nach Herzenslust austobt (u.a. in „Making A Living (I Don't Know What I Want, But I Know How To Get It)“).
Zuvor startet das Album aber mit repetitiven Soundwellen, die in „Move/Procession“ nach und nach immer mehr Tanzpotenzial offenbaren und u.a. durch nervöses Stimmgewirr und Space-affine Klangwände aufhorchen lassen.


„Station To Station“ erhöht den Kauz-Faktor dank einiger Soundspielereien, die an einen Disco-Verschnitt inklusive kaputter Kirchenorgel erinnern. Im weiteren Verlauf des Albums nimmt der improvisierte Charakter der Musik stetig zu und findet in „Journeys To A Beautiful Nowhere“ einen (w)irren Höhepunkt, der kaum klare Struktur erkennen lässt.


Die Musik erinnert frappierend an die Geräuschkulisse eines Flipper-Automaten, zu dem die Stimme in sonorer Rezitation von einer ‘verrückten und wunderschönen Reise‘ fabuliert. Passender lässt sich diese Stück kaum zusammenfassen. Kompakter und damit auch bekömmlicher stolpert „Back To My Looping Cave“ in fuzzige Atemlosigkeit. Die Gitarre rauscht Weltraum-affin umher, während sich der Groove in drängendem Stoizismus ergeht und damit zumindest teilweise die repetitiven Klänge des Electro-Schmeichlers „Better (Always Means Worse, For Some)“ vorweg nimmt.


Elegisch schleichen sich die synthetischen Klangteppiche an den Groove heran und umgarnen auch die luftig arrangierte Stimme, ehe „Baptised At The Discotheque“ elektronischen Stoizismus aufs Tanzparkett bringt. Aufgekratzt erscheinende Tonschleifen treffen auf blechernes Rauschen und die Vorstellung von ekstatisch zuckenden Leibern unter flirrendem Stroboskoplicht.

Ob da wirklich der Heilige Geist am Ende auf die Tanzfläche herabsteigt, bedarf wohl einer entsprechenden Eigenerfahrung, aber der Jazz-affine Abschluss „The Night We Saw The Holy Ghost“ (man beachte das Saxofon) wirkt doch ungemein depressiver als es zunächst scheint. Die langgezogenen Synthesizer, das rhythmische Schlagzeugspiel und das Saxofon erzeugen eine Stimmung diffuser Einsamkeit, ja, sogar Traurigkeit, die das Bild eines einsamen Tänzers in einer schlecht ausgeleuchteten Eckkneipe hervorruft. Einzig der Drink und das Jazz-Ensemble im dunklen Eck neben der Theke sind Zeugen seines Einsamkeitsrituals, bei dem am Ende nicht so ganz klar wird, ob es darum geht, ins Vergessen zu tanzen, oder ob der Tanz eine Kur aus dem Vergessen heraus darstellt.


FAZIT: ZEMENTs „Passagen“ gibt sich geistreich arrangiert und krautig-verspielt. Der weitläufige Charakter der Musik kommt also nicht von ungefähr, ebenso wenig wie die ellenlangen Instrumentalausflüge manch Trance-artigen Zustand erzeugen können, aus dem sich der Hörer nicht immer sofort wieder herauswinden kann. Die Grenze zwischen Wachen und Schlafen verschwimmt daher mehr als einmal, während dieser Dreiviertelstunde Musik-Avantgarde.

Dominik Maier (Info) (Review 73x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 9 von 15 Punkten [?]
9 Punkte
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Tracklist:
  • Move/Procession
  • Station To Station
  • Making A Living (I Don't Know What I Want, But I Know How To Get It)
  • Journeys To A Beautiful Nowhere
  • Back To My Looping Cave
  • Better (Always Means Worse, For Some)
  • Baptised At The Discotheque
  • The Night We Saw The Holy Ghost

Besetzung:

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