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Interview mit FLORIAN GREY (01.11.2018)

FLORIAN GREY


Nachdem ich Anfang des Jahres schon das Vergnügen hatte, das neue Album „Ritus“ der Darkrocker um Florian Grey zu rezensieren, hatte ich mir damals bereits vorgenommen, mich zu einem Gespräch mit dem Zeremonienmeister zu verabreden. Die passende Gelegenheit ergab sich nun im Kulttempel zu Oberhausen, da FLORIAN GREY als Support für SCHATTENMANN gebucht waren. Wir treffen Florian Grey, der sich selbst als Nerd bezeichnet, gern ein gutes Buch liest und als Hobby Kochen angibt, kurz vor dem Soundcheck, der sich aufgrund der späten Ankunftszeit der Band wegen diverser Staus, etwas verzögerte.

Florian, ihr seid gerade erst hier in Oberhausen angekommen...

 Florian Grey: Ja, wir haben Verspätung gehabt, weil alles voller Staus war...ein Stau nach dem anderen, Regen, alles was dazugehört..und wir im Auto: Jetzt aber schnell...deswegen können wir jetzt erst den Soundcheck machen.

Das neue Album „Ritus“ ist eine konsequente Weiterentwicklung des Debüts „Gone“. Wie würdest du die beiden Alben, verglichen miteinander, beurteilen?


Florian Grey: Im Grunde genommen wollten wir auf „Ritus“ ein bisschen mehr rocken. Das Ganze ist ja mittlerweile zu einem Bandprojekt geworden. Es ist ein Hybrid zwischen Solo- und Band, aber mehr Band mittlerweile und weil „Gone“ so schwer und getragen war, haben wir gesagt: wir wollen ein Album mit Fokus auf Up-Tempo Nummern. „Gone“ war mehr pianolastig, schwer, Sachen, die ich zum damaligen Zeitpunkt unbedingt loswerden musste, aber auf „Ritus“ rocken wir.

Das Album-Cover des neuen Albums ist sehr interessant. Es ist in Zusammenarbeit mit Patrick Montag, einem befreundeten Grafikdesigner entstanden. Kannst du uns die Symbolik ein wenig aufschlüsseln?

Florian Grey: Der Totenkopf steht für den Tod, aber auch als Zeichen dieser Szene, der Dolch steht für das Ritual, die Tränen stehen für die Leute, die man verloren hat, aber symbolisieren auch Freudentränen und die Farben haben wir deshalb so gewählt, weil wir viele 80er Melodien auf dem Album haben und daher symbolisieren die Farben diese Zeit.

Und die Kreuze?

Florian Grey: Die Kreuze habe ich schon länger und im Endeffekt stehen sie für Gut und Böse, Yin und Yang und mit ein paar zusätzlichen Strichen ergibt sich aus den Kreuzen auch ein F und ein G.

Florian, du hast eine fundierte Gesangsausbildung absolviert. Es gibt im Musikbusiness allerdings eine Menge Leute, die wenig Ahnung von Gesangsübungen, wie z.B Liprolls haben. Wie bereitest du dich auf ein Konzert vor?

Florian Grey: Wenn Zeit ist, mache ich meine Gesangsübungen. Im Endeffekt ist es so, dass man Raum schaffen muss. Ich singe ein paar Tonleitern ´rauf und ´runter, mache ein paar Gesichtsübungen, ein paar Yoga- und Tai-Chi Übungen, um den Brustkorb zu öffnen (demonstriert eine Übung, bei der er die Arme über den Kopf hebt und wieder herabsinken lässt). Das machst du dann vier- fünfmal, dann geht der Brustkorb auf. Du merkst dann schon, wie Luft hereinkommt, dazu dann noch ein paar Liprolls. Wenn man das macht, kann man hinterher auch ganz schnell reden (lacht). Ich mache das ja auch, um die Stimme zu trainieren, ist ja auch ein Instrument, das man trainieren muss.

Du benutzt in deinen Texten eine Menge Metaphern. Was inspiriert dich zu den Geschichten, die du erzählst?

Florian Grey: Oft sind es Geschichten von Freunden und Bekannten. Als ich die Texte für „Ritus“ geschrieben habe, habe ich viel recherchiert, viel über geschichtliche Zusammenhänge. Auf „Ritus“ gibt es den Titel „My Babylon“, unsere erste Single, der beschreibt meine Zeit in Berlin. Ich vergleiche in dem Song eigentlich Babylon mit Berlin, der hohe Turm, den gibt’s da auch. Im Grunde inspiriert mich alles. Wie in MATRIX, wenn NEO fliegt und der Sand hochgeht – das inspiriert mich schon. Oder wenn man Bahn fährt, man nette Menschen sieht und sich Geschichten ausmalt: wo kommt der her, was macht der – das sind alles Inspirationsquellen für mich.

Ich möchte noch einmal auf „My Babylon“ zurückkommen. Der Titel hat mich ein wenig an die SISTERS OF MERCY erinnert, nur mit dem Unterschied, dass bei denen der Titel nicht unter acht Minuten lang gewesen wäre...

Florian Grey: Ja, ist ein schöner Titel geworden, sehr Alternative-lastig. Es macht auch unheimlich Spaß, den zu live spielen.

Warum habt ihr den Titel „Ritus“ für euer neues Album gewählt?

Florian Grey: Wir sind mittlerweile als Band so zusammengewachsen, dass wir uns gesagt haben: jedes unserer Konzerte ist ein Ritus, ein Ritual. Ritus ist das Unbekannte, immer wiederkehrende Sachen, das Mysteriöse. Im Endeffekt ist es unsere Auslegungssache, aber die Leute da draußen legen es ja immer selber aus und das wollen wir denen auch offenlassen. Es soll Freiraum für Interpretationen bleiben.

Florian Grey war zunächst als Studioprojekt geplant. Seit einiger Zeit aber seid ihr als Band unterwegs. Wie kam es zu dem Sinneswandel? 

Florian Grey: Zuallererst war es tatsächlich als Acoustic-Projekt geplant. Wir haben dann im Studio ein Album geschrieben, dann kam Chris Harms (Sänger und Gitarrist bei LORD OF THE LOST, Anm. d. Redaktion) dazu und meinte: ich mixe und mastere die Platte, mache noch ein paar Additionals, dann kam Von Marengo und Simon, zunächst am Keyboard und durch einen Zufall, auf der EYES SHUT TIGHT / Banished And Gone-Tour kam dann Yannik dazu, weil unser Drummer ausgefallen war. Seither hat sich das so eingebürgert und wir sind zu einer Band geworden. Die Jungs haben auch mitgeschrieben, bzw. Von Marengo hat ein paar Songs mitgeschrieben. Das hat sich quasi alles eingeschlichen (lacht). Ich bin ganz froh darüber. Wir haben einen tollen Vibe und haben Spaß. Das ist das Wichtigste.

Wie wichtig ist euch die Livesituation?

Florian Grey: Super wichtig! Wir sind alle eigentlich Livemusiker. Wir haben keine Chöre vom Band, wir machen alles zweistimmig auf der Bühne, wir haben nur die Keyboards als Backingtracks vom Band, ansonsten kommt alles live. Bei einem Festival ist mal der Backingtrack komplett ausgefallen und wir haben uns gesagt, dann spielen wir es halt so live und es hat tatsächlich funktioniert. Die Leute haben mitgesungen und es hat geklappt. Das hat uns auch gezeigt, dass wir eigentlich eine Liveband sind. Wenn das Projekt dann irgendwann ein bisschen größer geworden ist und ein bisschen mehr Geld da ist, gibt’s auch wieder einen Live-Keyboarder (lacht).

Wo seht ihr euch denn in zehn Jahren?

Florian Grey: Soweit, wie uns die Leute tragen, alles ist offen. Wir wollen raus, wir haben Bock, wir haben Spaß und wir wollen soweit kommen, wie es geht, das ist unser Ziel.

Hast du jemals darüber nachgedacht, Texte in Deutsch zu schreiben, oder war das nie ein Thema?

Florian Grey: Doch. Ich habe tatsächlich früher als Studiosänger für ein paar deutsche Künstler gearbeitet. Das ist natürliche eine ganz andere Atmung und eine andere Ausdrucksweise, aber ich habe habe auch zwei, drei Songs in Deutsch. Mal sehen, ob ich die jemals veröffentliche oder nicht...ich hab damals auf der Acoustic-Tour vor zwei Jahren einen Song von LAITH AL-DEEN gecovert und der kam ganz gut an. Wir haben den zwar ein bisschen zu schnell gespielt, aber es war trotzdem ganz cool – also: never say never; aber in dem Kontext eines kompletten Albums ist das halt die Frage. Entweder man macht Englisch oder Deutsch, aber so ein Mix ist nicht meine Sache. Vielleicht mache ich mal abseits des Projekts so etwas, in Moment liegt aber das Hauptaugenmerk auf dem Banding FLORIAN GREY.

Ihr spielt des Öfteren auch Festivals. Nutzt du die Gelegenheit, dir andere Bands anzuschauen?

Florian Grey: Klar. Zuletzt auf dem Plage Noir Festival habe ich mir LORD OF THE LOST und VNV NATION angesehen. Mehr Zeit hatten wir leider nicht. Aber wenn da Bands sind, die ich gerne mag, gucke ich mir die an, wenn es in den Zeitrahmen passt.

Wie sehen eure Pläne für die nähere Zukunft aus?

Florian Grey: (Lacht herzhaft) Ja, wir haben gerade ein bisschen viel in der Pipeline, aber ich kann natürlich noch nicht so viel sagen. Es werden im nächsten Jahr nochmal ein, zwei Veröffentlichungen anstehen, mehr kann ich noch nicht sagen, ansonsten haben wir noch ein neues Musikvideo und eine neue Single im Gepäck...ich würde euch so gern mehr sagen, aber ich kann das noch nicht öffentlich machen – noch nicht. Wir sind aber im nächsten Jahr ein wenig mehr unterwegs als in diesem Jahr (lächelt verschmitzt), aber mehr kann ich wirklich nicht sagen. Ich bin ganz, ganz schlecht im „Geheimnisse für mich behalten“, ich muss immer aufpassen, dass ich nicht zu viel sage...deswegen sage ich nur: nächstes Jahr gibt’s auf jeden Fall auf die Mütze (lacht).

Florian, vielen Dank für dieses Gespräch!

Florian Grey: Vielen Dank für dieses Interview.

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FLORIAN GREY - Ritus Review

Stefan Haarmann - Stellv. Chefredakteur (Info)
Alle Reviews dieser Band:
  • Florian Grey - Ritus (2018)