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Interview mit Walking Dead On Broadway (05.12.2016)
Die Leipziger Deathcorer WALKING DEAD ON BROADWAY haben am 11. November ihr starkes zweites Album „Slaves“ unters Volk gebracht. Im Interview spricht Bandkopf Micha über WDOBs musikalische und thematische Einflüsse, Erlebnisse auf Tour und Erwartungen an die Zukunft. Dabei bringt er es sogar fertig, ARIANA GRANDE und DARK FUNERAL in einem Atemzug zu nennen...
Hallo nach Leipzig! Ich hoffe, Euch geht‘s gut.
Halli Hallo, uns geht es super, vielen Dank. Dir hoffentlich auch?! :)
Ja, danke. Euer erstes Album, „Aeshma“, war ja nach nach einem Dämon der iranischen Mythologie benannt. Auf dem Cover zu „Slaves“ sehe ich nun - fliegende Zombie-Dschinns? Habt Ihr Euch auch diesmal an einem mythologischen Konzept orientiert?
Zombie-Dschinns,hehe.
Nein, diesmal hat es gar nichts mit einer Mythologie zu tun, das Cover spiegelt unsere heutige Gesellschaft wieder.
Es geht in dem Album um „Mensch, der manipuliert, und Mensch, der manipuliert wird“.
Wir alle sind Sklaven unserer Gesellschaft, gesteuert von Großmächten wie Religion, Politik und Lobbyisten. Wir machen uns selbst abhängig von Technologien und anderem Konsumgut, so, wie wir lieber denken lassen, als selbst zu denken. Das bringt „Slaves“ auf den Punkt.
Ihr habt einen ziemlichen Blitzstart hingelegt, seid jetzt, so wie ich das verstanden habe, bei Nuclear Blast gesigned – gibt es ein Erfolgsrezept und habt Ihr das Gefühl, dass es jetzt langsamer oder gar noch schneller bergauf geht?
Ja, ganz genau, wir sind bei dem Sublabel Arising Empire gesigned, das zu Nuclear Blast gehört. Arising Empire wurde für Core-Bands ins Leben gerufen, ist jedoch identisch mit Nuclear Blast. Nur die Namen und die Genreauswahl unterscheiden sich. Nuclear Blast steht für Death/Black und Heavy Metal und Arising Empire steht für die neuen Core Bands. Aber alles in allem ist es der gleiche Vertrieb.
Ein Erfolgsrezept gibt es nicht wirklich, würde ich sagen, außer, dass sich harte Arbeit bezahlt macht. Wir haben uns seit Beginn unserer Laufbahn bei allem die größte Mühe gegeben und stecken sehr viel Arbeit und Zeit in die Band. Wir sind wahnsinnig stolz darauf, dass wir jetzt so ein starkes Label im Rücken haben und freuen uns auf die Zukunft und was sie mit sich bringt. Ob es jetzt schneller bergauf geht, können wir aktuell noch nicht sagen, da das Album erst 2 Wochen auf dem Markt ist. Die Zusammenarbeit mit dem Label war jedoch bisher wirklich toll, wir fühlen uns auf jeden Fall sehr gut aufgehoben.
Auf Slaves gibt es einen Instrumental-Track („01110010“), in dem Streicher und andere, metal-untypische Instrumente zum Einsatz kommen. Mich hat das an moderne Filmmusik erinnert – ist das eine mögliche neue Richtung, in die Ihr in Zukunft blicken werdet?
Aktuell würde ich das verneinen, aber wer weiß wie wir das beim nächsten Album sehen werden?
Es ist wirklich wahnsinnig schwierig einen instrumentalen Song mit durchgehendem roten Faden zu schreiben. Wir haben in „01110010“ sozusagen eine große Herausforderung gesehen, die wir bewältigen wollten. Wir hoffen natürlich, dass uns das gelungen ist und die Leute da draußen den Song genauso lieben wie wir. :)
In irgendeinem Pressetext werdet Ihr als das Kind einer (hypothetischen) Vereinigung von SUICIDE SILENCE, WHITECHAPEL und CHELSEA GRIN bezeichnet – sind damit Eure Haupt-Einflüsse genannt, oder speist Ihr Eure Kreativität auch aus anderen, nicht so naheliegenden Quellen?
Dem würde ich noch THE BLACK DAHLIA MURDER hinzufügen und unsere Haupt-Einflüsse von damals sind genannt.
All diese Bands haben uns die Jahre über begleitet und einen großen Einfluss auf uns ausgeübt. Natürlich sind wir jedoch auch älter geworden und hören nicht mehr nur die Musik von früher. Wir sind generell genretechnisch sehr weit aufgestellt, dass fängt bei Death/Black Metal an, geht über Alternativ Rock, Grunge, Hip Hop, Electro, Pop, bis hin zu Filmmusik.
Ihr wart u.a. mit WHITECHAPEL auf Tour – verändert das etwas an der Wahrnehmung von Musik, wenn man den Urhebern plötzlich nicht mehr als Fan sondern als Kollege und auf Augenhöhe begegnet?
Puhh, also das wirkte für uns alle schon ziemlich surreal und wir haben es eine ganze Weile nicht wirklich begriffen, was da gerade bei uns passierte. Es ist schon krass, wenn man auf einmal die Bühne mit seinen Idolen teilt und zusammen auf Tour geht. Es war für uns auf jeden Fall eine große Ehre und wir hoffen, dass wir noch mal bei so einer starken Tour dabei sein dürfen. Menschlich waren alle wirklich super drauf, es wurde kein Unterschied gemacht, ob du Opener bist oder der Headliner, alle hatten eine gute Zeit und super viel Spaß zusammen. Keine der großen Bands haut irgendwie die „Ich bin es“-Karte heraus, sondern jeder wird respektiert. Auf jeden Fall ist es ein tolles Gefühl, von allen Bands akzeptiert und gleich behandelt zu werden. Wir haben uns auch mit SUICIDE SILENCE darüber unterhalten, dass wir es mega finden, wie lieb sie mit uns umgehen und dass sie so nett sind. Mark von SUICIDE SILENCE meinte dazu nur, „Wir alle kochen mit Wasser, hier ist keiner was Besonderes. Man sollte seine Zeit nicht damit verschwenden, ein Arschloch zu sein“. Dem kann ich nichts weiter hinzufügen.
Musiker werden ja oft nach ihren großartigsten On-The-Road-Momenten gefragt. Drehen wir den Spieß mal um: Was ist das beschissenste Erlebnis, das Euch auf Tour/Konzerten untergekommen ist?
Ganz ehrlich?! Wir hatten bisher keine wirklich spektakulären Geschichten.
Wir wurden bei der ESKIMO CALLBOY-Tour von der Polizei an der österreichischen Grenze nur mal raus gezogen und gewogen. Leider waren wir zu schwer und durften vorerst nicht weiter fahren, was sich jedoch nach ein paar Minuten Gequatsche dann auch erübrigte und wir weiter konnten.
Aber halt, folgendes fällt mir hier noch ein:
Wir hatten damals unsere bis dato dritte Show in Dessau um 3:30 Uhr morgens gespielt.
Jeder war schon zweimal betrunken und wieder nüchtern bevor wir auf die Bühne gingen.
Jedenfalls waren, wenn es hoch kommt noch 10 Leute oder so da, einer davon schnappte sich einen Stuhl, stellte ihn in die Raummitte und zeigte uns das ganze Set über den Stinkefinger. Als Krönung hat er sich dann noch vollgepisst, weil er ziemlich besoffen war.
Das war, glaube ich, damals die beschissenste Geschichte ever, weil wir überhaupt nicht wussten, wie wir mit dieser Situation umgehen sollten, haha. Heute feiern wir die Story natürlich überhart. :)
Man hört immer wieder, aggressive Musik fördere Aggressionen nicht zu Tage, sondern helfe vielmehr, sie abzubauen. Stellt Ihr das auch an Euch selbst fest und ist es vielleicht manchmal sogar schwierig, „das Biest“ für die Show zu wecken?
Ganz und gar nicht, wir nutzen die Musik als Medium um unseren Frust abzubauen.
Es gibt viele Dinge die aus unserer Sicht heutzutage verkehrt laufen, und gerade live lassen wir diesen Frust vollständig heraus, sodass hier keine Motivation von Nöten ist.
Das Jahr neigt sich dem Ende zu – Zeit für Best-Of-Listen!!! Was waren Eure persönlichen Alben-Highlights 2016?
- DARK FUNERAL – “Where Shadows Forever Reign”
- KORN – „The Serenity Of Suffering“
- ARIANA GRANDE – „Dangerous Woman“
Mehr fallen wir gerade spontan gar nicht ein.
Noch so eine Silvester-Frage: Worauf freut Ihr Euch besonders im kommenden Jahr?
Auf jeden Fall auf unsere erste eigene Headliner-Tour durch Spanien, Frankreich, Österreich und Spanien um „Slaves“ zu promoten. Außerdem hoffen wir, auf tollen und vielen Festivals spielen zu dürfen, und vor allem, viele neue Leute kennenzulernen.
Also, falls wir bei euch in der Nähe spielen, kommt vorbei, trinkt und quatscht mit uns, wir würden uns freuen. :)
Danke, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt und ich freue mich schon, Euch nächstes Jahr live zu sehen!
Vielen Dank das du sie dir genommen hast. Schreib uns, auf welches Konzert du kommst, dann treffen wir uns und stoßen an.
Gerne! Wenn Ihr in München einen Typ seht, der auf einem Stuhl steht und Euch – freundlich zuwinkt, dann bin ich das!