Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Interview mit Slave Republic (15.03.2013)

Slave Republic

Die Suche bzw. das Streben nach Liebe kann mitunter mit der sprichwörtlichen Suche nach dem Heiligen Gral verglichen werden. Diesem Thema hat sich das Synthiepop-/Alternative-Duo SLAVE REPUBLIC auf seinem neuen, zweiten Album angenommen und es dementsprechend "Quest For Love" getauft. Kurz vor der Abreise zur Tour mit DIORAMA schickten wir unsere Fragen an Alex J Alice und Alec Fu um zu erfahren, wie weit sie auf ihrer Suche denn schon gekommen sind.

Hallo und herzlichen Glückwunsch zum neuen Album "Quest For Love", das erneut richtig klasse geworden ist. Auch wenn das Kind noch recht jung ist und ihr sicherlich noch nicht viel Abstand habt – wie schätzt ihr selber ein, was ihr da zustande gebracht habt?

Danke schön! Ich erinnere mich noch gut und gerne an das letzte Interview im Schaukelstühlchen (hier nachzulesen - d. Verf.) ... Uns war vor allem wichtig, dass die neue CD unseren Stil des Songschreibens tanzbar macht. Da fehlte auf "Electric One" noch die letzte Kompromisslosigkeit im Bassbereich. Seit dem Einstieg von "Quest For Love" in die DAC-Charts, die ja von DJs getippt werden, sind wir uns sicher, dieses Ziel erreicht zu haben. Darauf sind wir besonders stolz, denn das ist gar nicht so einfach.

Zum Debüt habt ihr im Interview gesagt, dass die gesamte Produktion schon fast ein Vollzeitjob war. Wie war es dieses Mal? War es eine schwere Geburt oder war es durch die Erfahrungen mit dem ersten Album nun etwas einfacher?

Wir wollten keine Wiederholung von "Electric One", sondern eine echte Weiterentwicklung. Da wir beim Debut schon an und über die Grenzen unserer Fähigkeiten gegangen sind, war es dieses Mal eine genauso schwere Geburt. Daniel Myer hat eine wichtige Rolle gespielt und es war auch eine neue Herausforderung, alle Persönlichkeiten erfolgreich in das Projekt zu integrieren. Letztendlich sind wir aber auch zusammengewachsen durch die gemeinsame Arbeit.

Der Promotext zum Album schreibt etwas kryptisch, dass das Songwriting "an einem abgelegenen Ort und in einem abgeschlossenen Zeitraum" stattfand. Was heißt das genau?

Slave RepublicWir (Alec und Alex) haben uns für drei Wochen ein Haus im Hochmoor "Hohes Venn" in der Eifel gemietet und uns dort eingeschlossen, um Songs für das Album zu schreiben. So zu schreiben, dass sie auch auf der Gitarre funktionieren, ohne Produktion. Ein sehr intensiver Prozess, auch weil wir (unprätentiös formuliert) zu diesem Zeitpunkt beide persönlich in das Thema "Quest for Love" eingearbeitet waren.

Wie kam es dazu, dass ihr für das Album mit Daniel Myer gearbeitet habt? Seid ihr auf ihn zugegangen und habt ihn gefragt, ob er euch produzieren möchte? Und warum sollte geradeer es werden?

Wir kannten Daniel ja schon und auch seine Fähigkeiten. Er kennt sich wirklich mit jedem aktuellen Musikstil aus und ist beim Thema Synth-Sound absolut up-to-date. Er mochte "Electric One" und war der Meinung, wir können noch mehr. Es gab zwar immer wieder Ratschläge, wir sollten uns auf uns selber besinnen, um unseren eigenen Sound nicht zu verlieren. Aber wir waren der Meinung, der SLAVE REPUBLIC-Sound ist noch gar nicht zu 100% perfekt fertig und Input von außen kann uns nach vorne bringen. Und im Nachhinein kann man doch klar sagen, dass es gepasst hat.

Ich fand die Personalie Myer insofern interessant, als dass er selber eher komplexere Musik als Synthiepop macht. War es für ihn eine Umstellung oder konnte er sich problemlos in eure Materie einarbeiten?

Die Songs einfach und aufgeräumt klingen zu lassen kann  sehr schwer sein, weil "wirklich" einfach ziemlich übel klingt. Es war also auch für ihn eine neue Herausforderung, weil er nicht immer auf seine bewährten Tricks zurückgreifen konnte. Aber Daniel hat auch wirklich belastbare Kenntnisse und auch Leidenschaften im Popbereich, das kann ich versichern.

Wie sah Daniels Aufgabenstellung aus? War er eher dafür zuständig, wie das Album letztlich klingen würde, also beim Sounddesign mitgeholfen oder hat er euch auch in Sachen Songwriting und Arrangements unterstützt und an den Songgerüsten mitgeschliffen?

Nein, am Songwriting hat er nicht mitgewirkt, das sehen wir eher als unsere spezielle Stärke an. Und da sind wir auch sehr "picky", z.B. haben wir die Strophe von "Emptiness" noch kurz vor dem Mastering-Termin komplett neu geschrieben und eingesungen, weil vorher wirklich nur der Refrain stark war. Bei "Fall Asleep" war es umgekehrt, starke Strophe aber schwacher Refrain, also mussten wir nochmal ran. Daniel hat mit seinen Stärken zu fast jedem Song kreativen Input reingebracht, bei "Walking Ghost" z.B. hat er unsere verspieltere Bassline durch eine straighte treibende Sequenz ersetzt. Und so den Song erst auf die Tanzflure geholt.  Bei "Emptiness" z.B. wollten wir die Gitarren im Refrain erbarmungslos und erst Daniel hat das so hinbekommen. Das letzte Quäntchen Druck hat dann noch Thomas Hannes aus Düsseldorf rausgeholt. Es ist oft ein Zusammenspiel, jeder legt ein Schippchen drauf.

Wie unterscheidet sich seine Arbeitsweise von der von Olaf Wollschläger, der "Electric One" produziert hat?

Olaf ist ein Soundgarant, der genau weiß wie er seine Tracks, z.B auch bei MESH schichten muss. Innerhalb von ein paar Tagen steht die amtliche Produktion und man weiß genau, dass man pünktlich Qualität geliefert bekommt. Bei Daniel ist alles etwas chaotischer und emotionaler. Vor allem ist sein Sound härter und düsterer, was wir unbedingt so wollten auf "Quest For Love".

Slave RepublicMan hört "Quest For Love" an, dass Synthiepop ein Genre ist, das in den 80ern gewachsen ist, ohne dass das Album aber altbacken klingt. Ist das eure Maßgabe? "Traditionellen" Synthiepop zu spielen, der aber trotzdem modern klingt?

Kurze Antwort: Ja. Gerne noch dreckiger und kompakter und reduzierter.

Die Alternative-Rock-Schlagseite kommt noch ein bisschen stärker zum Tragen, als auf dem ersten Album. Ist das eigentlich bei euch ein großes Diskussionsthema oder herrscht da weitestgehend Einigkeit darüber, in welchem Umfang diese Elemente einfließen?

Manchmal haben wir einfach Bock, die Gitarren umzuschnallen, den Drumcomputer anzuwerfen und loszurocken. Dann kommt so etwas wie "Menage a trois" raus… Damit es modern klingt haben wir für diesen Song noch Sebastian Maier ("Zeb") von der Dance-Rap Band SUSANNE BLECH hier aus der Gegend verpflichtet, deren Sound uns auf einem Konzert voll geflashed hat. Daniel hat dann den Sound noch weiter zugespitzt.

Das Album dreht sich ja rund um das schöne, große Thema "Liebe" und beleuchtet es in allerlei Facetten. So verschieden diese Facetten sind, so verschieden sind teilweise auch die Songs. War es genau diese Absicht, ein so umfangreiches Thema auch musikalisch so unterschiedlich darzustellen?

Im Nachinein ist es immer einfach so etwas zu behaupten... Aber in der Tat, war es so, dass die Texte relativ einfach aus der Feder flossen. Generell tue ich (Alec) mich eher schwer mit dem Textprozess.  Und genau wie Du sagst, hat Liebe verschiedene Tempi, verschiedene Stimmungen. Das wollten wir auch durch die Unterschiedlichkeit der Songs so ausdrücken.  Ich will nicht von dem abgegriffenen Begriff Konzeptalbum sprechen, aber ein Konzept steckt definitiv hinter "Quest For Love".

Was sind die spannendsten Aspekte am Thema "Liebe"?

Alle Aspekte sind spannend.  Weil man mit anderen Menschen interagiert, sind Reaktionen nicht vorhersehbar. Das schafft Unsicherheit, macht es auf der anderen Seite aber auch spannend.

Und welcher Song auf "Quest For Love" ist in dem Zusammenhang der wichtigste für euch?

Es ist schwer einen ins Spotlight zu stellen. Man sollte da durchaus unterscheiden, welchen wir am liebsten hören und welcher am wichtigsten ist.  Ich (Alec) höre die Ballade so gut wie nie, weil sie etwas in mir auslöst. Der Titeltrack ist zumindest der intimste.

Im ersten Interview habt ihr noch gesagt, dass ihr mit SM-Sachen beide persönlich gar nichts zu tun habt, sondern eher so liebe Indie-Jungs in Turnschuhen seid. Der Text zu "Primärreiz" spricht da allerdings eine ganz andere Sprache. Was bringt ihr zu eurer Verteidigung vor?

Ein Mann sollte nicht nur einen Tanzstil beherrschen.

Die BDSM-Thematik ist durch die "Shades Of Grey"-Bücher in bisschen in den Mainstream geraten und plötzlich möchte sich fast jede(r) gerne mal im Bett fesseln lassen. Ist das eher eine Art "sexueller Trend" oder ist das ist das vielleicht sogar ein verborgenes Bedürfnis, das bei vielen Menschen von vorne herein vorhanden ist, aber erst "hervorgekitzelt" werden musste?

Keine Ahnung. Wir sind keine Sexualforscher.

Das zweideutige Coverartwork passt super zur Gesamtthematik des Albums, ist auf den ersten Blick aber kitschiger, als beim Debüt. Braucht ein Album über die Liebe ein entsprechend "kitschiges" Artwork?

Wir denken ja. Aber wir mögen diese Zeit-Versetztheit der Bewertung, beim roten Herz erst "oh wie niedlich" und wenn dann die Totenköpfe entdeckt werden, erschrecken sich einige richtig!

Letzte Frage: was sind die schönsten oder besten Lieder über die Liebe, die nicht von euch geschrieben wurden?

Alex J Alice: AL GREEN "Love and Happiness" und THE CURE "A Forest”

Alec Fu: DAVID BOWIE "China Girl" und RAMMSTEIN "Stein um Stein"

Andreas Schulz (Info)
Alle Reviews dieser Band: