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Interview mit Jess And The Ancient Ones (20.08.2012)

Jess And The Ancient Ones

Auch wenn Kollege Schiffmann der Meinung ist, dass alles, was mit "Occult" anfängt, der neue Metalcore ist (und somit nichts weiter als ein bald wieder vergangener Trend), so gibt es trotzdem immer wieder grandiose Musik aus dem Bereich dessen, was man derzeit als Occult Rock bezeichnet. So wie JESS AND THE ANCIENT ONES aus Finnland, die mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum (Review) einen beachtlichen Einstand gegeben haben. Trend hin oder her, eine Band, die einen wunderbaren Song wie "Sulfur Giants" (den ihr euch weiter unten anhören könnt) schreibt, hat jede Unterstützung verdient. Weshalb wir ein paar Fragen nach Finnland geschickt haben, die von den beiden Bandgründern Thomas Corpse (im folgenden TC abgekürzt) und Thomas Fiend (TF) beantwortet wurden.

Hallo und danke, dass ihr euch die Zeit für dieses Interview nehmt. Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch, euer Debütalbum wird mit Lob überschüttet und ihr werdet als einer der heißesten Newcomer 2012 gehandelt. Habt ihr diese Reaktionen erwartet und wie ergeht es auch dabei? Ist es euch wichtig, dass die Leute eure Musik mögen?

TC: Ehrlich gesagt war das ein ganz schöner Schock. Wir hatten keinerlei Erwartungen, sondern sind mit viel Gefühl an die Sache herangegangen und haben das Beste herausgeholt, was uns möglich war. Man kann uns hassen oder lieben, das ist uns gleich. Wir sind nicht hier, um die Träume anderer zu verwirklichen.

Könnt ihr uns mehr darüber erzählen, wie  die Band zusammen gefunden hat? Ihr habt die Sache ins Leben gerufen haben, aber wie hat es sich dann entwickelt? Wo habt ihr eure Mitstreiter, insbesondere Jess gefunden und kanntet ihr euch vorher schon?

TC: Ein paar von uns kennen sich schon seit langer Zeit und ein paar der Gesichter sind neu. Natürlich sind wir derzeit eine feste Einheit und jeder arbeitet hart daran, seine Rolle bei JATAO auszufüllen. Jess ist durch Yussufs Empfehlung zur Band gestoßen und wir haben ihr Potenzial sofort erkannt. Ein guter Anfang, würde ich sagen.

Spielten oder spielen Mitglieder von JATAO auch in anderen Bands oder ist diese Band euer einziges Betätigungsfeld?


TC: Es gibt andere Aktivitäten, die tun aber nichts zu Sache, wenn wir über JATAO reden. Diese Dinge haben ihren eigenen Raum und ihre eigene Zeit.

TF: Ja, wir haben verschiedene andere Bands, darüber müssen wir in diesem Kontext aber nicht sprechen, JATAO stehen stolz auf eigenen Füßen.

Warum habt ihr euch für den Bandnamen JESS AND THE ANCIENT ONES entschieden? Man könnte ja auf die Idee kommen, dass Jess diejenige sei, die alles begonnen hat, was ja nicht stimmt. Und angenommen, dass die anderen Mitglieder "the ancient ones" sind – warum sind sie alt oder antik? Wofür steht das "alt sein" in diesem Kontext?

Jess And The Ancient OnesTC: Jess wird als zentrale Figur der Band dargestellt, weil sie unseren Texten Leben einhaucht. Deshalb war es angemessen, ihren Namen dafür zu benutzen und meiner Meinung nach haben wir auch keinen typischen Bandnamen, was eine gute Sache ist. Der Name kann auch als Tribut an den Paten der Psychedelik verstanden werden, hat aber ebenfalls eine tiefere Bedeutung. Die "Alten" existieren in den gesetzlosen Welten, außerhalb der Reichweite des Alltäglichen.

Ihr kommt aus Finnland, die Namen der Bandmitglieder klingen aber alles andere als Finnisch, sind also Pseudonyme. Warum benutzt ihr welche und wie sind die Nachnamen "Corpse" (Leichnam) und "Fiend" (Unmensch, auch Teufel) mit dem Konzept hinter JATAO verbunden?

TC: Es ist nicht nötig, dass man unsere Geburtsnamen kennt, zumal wir gerne Abstand von gewissen unangenehmen Dingen halten wollen.

Wie entstehen eure Songs? Ich weiß von anderen Musikern, die einen ähnlichen Glauben wie ihr haben, dass sie davon sprechen, eine Art Medium zu sein. Sie sagen, dass sie die Musik und die Inspiration dazu von einer äußeren Quelle empfangen und dann das, was sie gesehen haben, mit ihren Instrumenten erschaffen. Entsteht eure Musik auf eine ähnliche Weise?

TC: Wir schreiben Musik, die auf unseren persönlichen Arbeiten innerhalb des Pfades zur linken Hand beruht. Der Ursprung eines Songs kommt in verschiedenen Ausgestaltungen und hängt von den naheliegenden Umständen ab. Manchmal kann man sie in Träumen sehen und hören. Aber wie gesagt kann es alles, zu jeder Zeit, an jedem Ort sein.

Könnt ihr das konkreter beschreiben? Nutzt ihr bestimmte Rituale zu diesem Zweck und wenn ja, übt ihr sie allein oder in der Gruppe aus?


TF: Ja, wir praktizieren Rituale, sowohl für uns selbst als auch in größeren Gruppen. Musik und Texte werden in Verbindung mit diesen Arbeiten geboren. Auch wenn die Inspiration von den Mächten der Finsternis stammt und aus dem Kontakt mit diesen Mächten resultiert, zielen diese Rituale nicht darauf ab, musikalische oder lyrische Inspiration zu bekommen. Wie TC schon sagte gibt es unzählige Techniken und Lehren auf dem Pfad zur linken Hand, die davon handeln, mit Magie und der Astralebene zu arbeiten und wie man verschiedene Bewusstseinszustände erreichen kann. Die systematischen Arbeiten erfordern normalerweise geeignete Umstände für die meditative Arbeit, weshalb unsere Erforschungen mit JATAO so interessant sind. Unsere Herausforderung besteht darin, eine Rockshow in eine magische Handlung und ein Ritual an sich zu integrieren.

Seid ihr denn der Meinung, dass ihr einen Befehl oder eine Aufgabe habt? Seht ihr euch selber als ausführendes Organ von etwas, das hinter der sichtbaren Welt liegt?

TF: Wir arbeiten mit etwas, das hinter dieser sichtbaren, profanen Welt liegt und in gewisser Weise lassen wir einen Funken davon in unserer Musik und den Texten widerhallen. Wir sagen den Leuten aber nicht, was sie tun oder denken sollen. Die größte Aufgabe eines Schülers des Pfades zur linken Hand ist die eigene spirituelle Entwicklung.

Glaubt ihr, dass es einfacher für Menschen, die einen gewissen spirituellen Hintergrund haben, einfacher ist, Zugang zu eurer Musik und dem, was ihr ausdrücken wollt, zu finden?


TC: Jeder kann unsere Musik genießen, es liegt am Hörer selbst, wie weit man eintaucht.


Wenn ihr eine Idee oder eine Inspiration für einen Song habt, wie entwickelt er sich dann üblicherweise? Sind die anderen Mitglieder in den folgenden Prozess eingebunden?

TF: Corpse und ich schreiben die Musik und die Texte und im Proberaum arbeiten wir dann alle an der Struktur und  den Arrangements und jedes Bandmitglied bringt seinen eigenen Stil ein. Man kann also sagen, dass die Grundidee eines Songs außerhalb des Proberaums gelegt wird und die Idee dann von der ganzen Band zu einem kompletten JATAO-Song geschmiedet wird.

Die Texte werden ja von euch geschrieben und nicht von Jess. Hat sie denn das Recht, Teile der Texte zu ändern, wenn sie ihr nicht gefallen oder sie bessere Ideen hat?

TF: Jess ist in die Arrangements der Texte und der Gesangslinien involviert, aber bislang gab es keine größeren Änderungen an den Texten, nachdem sie geschrieben waren. Nichtsdestotrotz wird es interessant sein zu sehen, wie sich dieser Prozess in der Zukunft entwickeln wird.

Habt ihr schon Konzerte gespielt?

TC: Wir haben schon ein paar Festivalauftritte absolviert und in der Zukunft wird noch mehr dazu kommen. Wir wärmen uns gerade erst auf und sind hungrig nach mehr.

TF: Letztes Jahr haben wir mit BLOOD CEREMONY spielt und dieses Jahr haben wir hauptsächlich auf Festivals gespielt, inklusive dem Tuska Open Air vor ein paar Wochen. Wir sind bereits für das Roadburn Festival 2013 in den Niederlanden bestätigt und weitere Gigs im Ausland werden gerade gebucht, dahingehend sieht es also mehr als gut aus.

Andere Bands, die auf den gleichen Pfaden wie ihr wandeln, legen viel Wert auf eine gewisse Ganzheitlichkeit. Ihre Konzerte sind keine Shows im herkömmlichen Sinne sondern Rituale, was durch die Verwendung von ranzigem Blut, Kadavern und anderen rituellen Gegenständen unterstrichen wird. Was kann man dahingehend von einem JATAO-Konzert erwarten. Zelebriert ihr auch auf eine besondere Art und Weise?

Jess And The Ancient OnesTC: Wir bauen unsere Bühnenshow gerade erst auf und beabsichtigen, etwas Besonders, etwas Ungewöhnliches zu machen. Die Songs werden lebendiger, wenn sie live gespielt werden und diese Energie treibt uns voran.

Sind Leute wie Selim Lemouchi, Erik Danielsson, Johan "Shamaatae” Lahger, Pelle Åhman oderr Tommie Eriksson so etwas wie Brüder im Geiste? Kennt ihr einander und seid ihr mit ihrer Musik vertraut?

TF: Tommie Eriksson von SATURNALIA TEMPLE ist ein Freund von mir und wir teilen ähnliche Ansichten, wenn es um dunkle Magie geht. Viele Grüße, falls du das hier lesen solltest, Tommie. Was die anderen genannten Personen angeht, respektiere ich, was sie tun und zum größten Teil mag ich die Musik ihrer Bands, auch wenn ich heutzutage nicht so vertraut mit neuen Veröffentlichungen bin, weil ich zu beschäftigt damit bin, Sachen aus den 60ern zu entdecken.

Danke fürs Beantworten meiner Fragen und alles Gute für euch und eure Band. Ihr könnt noch eine Nachricht an unsere Leser hinterlassen.

TF: Danke für das Interview und den Suppprt, ich hoffe, wir sehen uns bald bei einer JATAO-Livezeremonie in Deutschland.

TC: Danke für dieses Interview. Sei alles, was du sein kannst!

Andreas Schulz (Info)
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