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Interview mit Bevar Sea (22.03.2013)
Wie schon Kollegen der Inder verdeutlicht haben, hat man es bei Musikern aus ihrem Kulturkreis mit ungemein angenehmen wie intelligenten Zeitgenossen zu tun. Ob das nur im Metal-Bereich so ist? Wie dem auch sei: Hört, was die Doomster zu erzählen haben.
Ich lasse euch den Vortritt: Eröffnet dieses Interview, wie ihr es für richtig haltet.
Chacko: Nun ja, wir sind eine Doom-Band, die mit dieser Musik begann, als der Stil nicht gerade populär war, doch mittlerweile sind auch bei uns viele Leute auf den Trichter gekommen. Den Vibe spüren wir stets bei unseren Shows, weshalb man mit Fug und Recht sagen kann, dass wir vorneweg eine Nische für uns gefunden haben. Bei BEVAR SEA herrscht ein Gleichgewicht, das sich aus unserem gegenseitigen Verständnis ergibt. Wir ziehen an einem Strang, wenn es darum geht, wie wir live und auf Platte zu klingen haben. Ferner bin ich fürs Optische zuständig und übe somit Einfluss auf das Erscheinungsbild der Band, was ein zusätzliches Plus darstellt. Auf lange Sicht hin wollen wir als Einheit bestehen und besser werden. Damit meine ich von der Produktion her und was das Songwriting angeht, also dass wir uns musikalisch noch treffender ausdrücken können. Weitere Wünsche belaufen sich auf möglichst viele Gigs und einen großen Batzen Lieder, mit denen wir unsere Liebe für harte Musik zeigen und diese auch am Leben halten wollen. Falls wir die Band irgendwann wie eine unangenehme Tagesordnung verstehen, hören wir auf. Puh, das war schon weit vorausgegriffen ...
Schön so, damit spare ich mir mehrere Fragen - bis auf die zu den Texten. Beginnen wir mit "The Smiler"
Ganesh: Dies ist mein erster Songtext überhaupt, und er besteht eigentlich aus Lyrics, die ich für zwei verschiedene Tracks verfasst habe. Es geht darin einfach nur um Tote, die wiederauferstehen für einen letzten Kick.
"Abishtu" bedeutet so etwas wie "Dummkopf", soweit ich ermitteln konnte ...
Ganesh: Das Wort hat viele Bedeutungen je nach Zusammenhang, in dem es auftaucht. In diesem Fall kann man es mit "Dämon" gleichsetzen, und diesen stelle ich mir ziemlich groß und stark vor. Im übertragenden Sinn handeln die Zeilen von der dunklen Seite des Menschen.
Nichts besonderes also ... der "Universal Sleeper" vielleicht als Berufung auf den Hinduismus?
Ganesh: Nein, das ist ein Drogensüchtiger. Religion geht uns am Arsch vorbei.
Und der "Gnome" hält genauso viel vom "thrill" wie ein Junkie, richtig?
Ganesh: Er sucht die Gefahr, weshalb er in die Fänge einer üblen Frau gerät, aber eigentlich repräsentiert er die gesamte menschliche Rasse, die geistig im Begriff ist, zu degenerieren. Was immer wir im Alltag tun dient dazu, grüne Scheine anzuhäufen. Die Teufelin, die unseren Gnom verführt, steht also fürs Geld.
Wie kommt es eigentlich, dass Songwriting-Credits an Nichtmitglieder der Band gehen?
Chacko: Kaustubh, der an "The Smiler" beteiligt war, gehörte zur Ursprungsbesetzung und steuerte die ersten Riffs bei, also war es nur gerecht, ihn zu erwähnen.
Ganesh, du selbst hast vormals zu KRYPTOS gehört, die einen Fuß auf europäischen Boden bekommen haben. Bist du neidisch?
Ganesh: Gar nicht - ich freue mich für die Jungs! Eine Band aus Bangalore, die in Europa von sich reden macht und die Flagge guter Musik hochhält ...
Wie seid ihr an Billy Anderson fürs Mastering gelangt?
Srikanth: Wir wollten einen Fachmann an unsere Songs lassen, und den findet man hier in Indien für diese Art von Musik nur schwerlich, also kontaktierte ich Billy über Facebook und schickte ihm Rohfassungen der Tracks. Da er viel zu tun hat, dauerte es eine Weile, bis er sich zurückmeldete, doch er schlug ein und holte das Beste aus unserer Musik. Gerne würden wir ihn fürs nächste Album einfliegen, damit wir uns ganz aufs Spielen und Arrangieren konzentrieren können.
Ist die Infrastruktur für Metal in Indien immer noch im Aufbau begriffen, wie eure Kollegen ALBATROSS mir verklickert haben?
Chacko: In unserem Land ist nur ein Bruchteil der Bevölkerung mit westlichen Standards vertraut, und noch weniger Menschen kennen harte Rockmusik, also stecken wir im tiefsten Underground, eine relativ überschaubar Zahl von Fans und Musikern. Im Gegensatz zu anderswo auf der Welt war Hardrock oder Metal in Indien niemals der Sound einer Generation; deswegen hören wir zum Beispiel BLACK SABBATH oder RUSH und versuchen uns vorzustellen, wie es gewesen sein mag, als deren Alben veröffentlicht wurden. Dessen ungeachtet stehen die Zeichen aber gut für diese Musik. Es gibt etwa das Bangalore Open Air und zahlreiche groß aufgezogene Konzerte internationaler Metal-Bands, aber eben auch im Kleinen gute Strukturen: Proberäume, Auftrittsmöglichkeiten und so weiter auf DIY-Level. Instrumente werden bezahlbar wie auch das Homerecording, und dank sozialer Netzwerke ist man am Puls der Welt. In absehbarer Zukunft wird Metal zwar immer noch nicht in den Mainstream gelangen, aber das halte ich für eine gute Sache.
Was tut ihr in der Zwischenzeit?
Chacko: Mehr Konzerte geben, weitere Songs schreiben, Freunschaften schließen und Kontakte knüpfen, bis wir zurückblicken und feststellen dürfen, dass wir zumindest ein wenig Eindruck im allgemeinen Musikbetrieb gemacht haben.
Ein bescheidenes wie realistisches Ziel - danke fürs Interview!