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Interview mit Atlantean Kodex (24.10.2010)
In aller Munde ist derzeit eine Band aus Süddeutschland, die mit ihrem Debütalbum "The Golden Bough" das Kunststück geschafft hat, Platte des Monats im Rock Hard zu werden. Die Rede ist natürlich von ATLANTEAN KODEX, die auch bei uns weitestgehend für Begeisterung mit ihrem Album sorgten. Wir baten Gitarrist und Sprachrohr Manuel Trummer zum Interview.
Hallo Manuel. Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu Eurem Debütalbum "The Golden Bough". Zwar stehen die Reviews in den großen Magazinen noch aus (für mich jedenfalls), aber im Internet überschlagen sich Fans und auch sehr viele Neueinsteiger vor Begeisterung. Welche Gefühle löst das bei Dir aus?
Zunächst Verblüffung. Wir sind eine kleine Underground-Kapelle aus Bayern und waren der festen Überzeugung, dass "The Golden Bough" nur ein Album für eine bestimmte Nische der Szene sein würde. Dass tatsächlich mehr Menschen als nur der kleine Zirkel, der uns von Anfang an begleitet hatte, die Platte mögen würde, hätten wir noch nicht mal im Ansatz erwartet. Dafür ist die Musik zu spröde, das gesamte Werk zu speziell und eigenartig. Nachdem nun die erste Ungläubigkeit langsam abklingt und wir realisieren, dass die Resonanzen real sind, überwiegt natürlich große, gleichwohl überraschte Freude.
Ihr spielt Epic Metal mit Einflüssen aus dem Doom Metal (ich hoffe, du kannst mir da so zustimmen). Woran liegt es deiner Meinung nach, dass dieser Stil derzeit so angesagt ist und sich immer mehr Leute für Bands wie euch, aber auch Kollegen wie While Heaven Wept begeistern können?
Hm, ich weiß nicht so recht. Außer WHW und uns sehe ich eigentlich nicht viele Bands, die diese Art von Musik spielen oder mordsmäßig erfolgreich wären. Allgemein ist Doom Metal (wobei ich weder die letzte WHW noch AK als Doom Metal bezeichnen würde) halt im Moment generell sehr beliebt, weil er eines der wenigen Genres ist, das noch keinen Ausverkauf hinter sich hat. So verfügt er noch über eine gewisse Credibility und Rest-Authentizität, die auf viele Leute, die nach Distinktionsmöglichkeiten suchen, womöglich anziehend wirkt. Deswegen laufen im Moment wahrscheinlich auch recht viele Black Metal-Leute zum Doom Metal über.
Wenn etwas in den Medien, seien es nun offizielle Medien oder Internet-Foren extrem gepusht wird, spricht man gerne mal von Hype. Wenn man sich anschaut, wie stark ATLANTEAN KODEX bspw. im Rock Hard Forum gepusht werden und wieviel über euch gesprochen bzw. geschrieben wird, könnte man auch schon fast von einem Hype sprechen, der schon mit der Veröffentlichung von "The Pnakotic Demos" angefangen hat. Was entgegnest du, wenn man behauptet, es gäbe einen Hype um euch?
Ich würde entgegnen, dass es kein Hype ist, sondern Euphorie. Hype bedeutet, dass etwas weitgehend Substanzloses in kurzer Zeit übermäßig viel Aufmerksamkeit erfährt. Wir sind weder substanzlos, noch erhalten wir in kurzer Zeit übermäßig viel Aufmerksamkeit. Wenn der "Hype", wie Du meinst, schon 2007 bei den "Pnakotic Demos" begonnen hatte, dann müssten die Leute schon recht dämlich sein, wenn sie jetzt 2010, also ganze vier Jahre später, uns noch immer nicht als Schaumschläger entlarvt hätten. Passt vielleicht einigen Leuten nicht in das starre Weltbild, aber vielleicht mögen uns die ganzen Menschen absurderweise einfach nur weil sie unsere Musik gut finden und nicht, weil irgendjemand in irgendeinem Teil des Internets uns "pusht".
Ein Wort, das im Zusammenhang mit euch gerne fällt, ist "Herzblut. Man würde hören können, dass eure Musik mit Herzblut gemacht wurde. Was bedeutet das Wort Herzblut für dich? Würdest du sagen, dass all dein Herzblut in dieser Band steckt?
Äh... na ja, es steckt natürlich sehr viel Leidenschaft und Hingabe in der Band, wenn Du das meinst. Aber wir haben darüber hinaus natürlich auch noch andere Interessen, die für uns ähnlich wichtig sind und in denen auch... äh, Teile unseres Herzblutes stecken.
Umgekehrt wird anderen Bands gerne mal jegliches Herzblut abgesprochen, wenn sie ihren Sound modernisieren, wenn sie Songs mit Hitqualitäten schreiben oder neue Elemente einfließen lassen. Wann also agiert eine Band mit Herzblut und wann nicht? Und warum hat eine Band, die, sagen wir mal, Melodic Death Metal mit vielen Keyboards spielt, kein Herzblut, obwohl sie sich vielleicht vier Monate ins Studio eingesperrt hat, um an einem Album zu arbeiten und sich auf nichts anderes konzentriert?
Öhm, keine Ahnung. Wieso sollte sie das nicht haben? Wenn die Typen in der Band wirklich so kaputt drauf sind, Melodic Death Metal mit Keyboards ernsthaft gutzufinden, und die Musik aus Leidenschaft und nicht aus Kalkül spielen, dann sollen sie doch. Schlechter Geschmack schließt Hingabe nicht aus. Ich kenn auch Leute, die mit Leidenschaft Gartenzwerge sammeln.
Gehen wir ein bisschen mehr aufs Album ein. Was kannst du uns zur Produktion erzählen? Wo habt ihr aufgenommen, wer hat euch unterstützt, gab es besondere Vorkommnisse und wie lange wart ihr im Studio?
Wir haben die Platte ungefähr von März bis Juli 2010 in wöchentlichen Sessions in den bandeigenen Boar Cult Studios in Sulzbach-Rosenberg eingespielt und produziert. Wir haben von den Mikrojustierungen bis zum Endmix alles selber ohne Akteure von außen erledigt. Lediglich das Mastering wurde von Michael Hahn in den Lübecker Rosenquarz Studios übernommen.
Bist Du mit dem Ergebnis zu 100% zufrieden? Oder bist du eher jemand, der sagt, dass man unter den gegebenen Umständen das Beste herausgeholt hat?
Nein, wir finden den Sound für die Platte absolut perfekt. Sonst hätten wir sie ja nicht so produziert.
Wie lange habt ihr an den Songs gefeilt? Ausladende, vielschichtige Songs schreibt man ja nicht unbedingt in drei Tagen…
Teilweise sind die Songs schon vier Jahre alt. "Pilgrim" war in der Rohfassung eines der ersten Atlantean Kodex-Stücke überhaupt, "The Atlantean Kodex" ist sogar noch älter. Mit der Zeit entwickeln sich die Songs allerdings, teils live, vor allem aber im Proberaum, sehr stark. Man feilt an den Stücken bis man glaubt, alles sei perfekt. Da wir keinen Termindruck in punkto Release Date hatten, konnten wir uns reichlich Zeit lassen. Viele Bands haben ja feste Termine, was Albumveröffentlchungen betrifft. Sprich: 2012 muss eine neue Platte auf dem Markt sein, also brauchen wir bis 2012 zehn neue Songs. Auf Biegen und Brechen. Bei uns ist es genau andersherum. Wir basteln halt an unseren Songs rum und wenn wir glauben, dass sie gut genug sind, gibt‘s ein Album. Wenn sie nicht gut genug sind, basteln wir weiter und plötzlich ist es 2032 und wir spielen die Album-Release-Show am Keep It True 35. Und hinterher rollen uns unsere Zivis zurück ins Heim.
Schon beim allerersten Hören von "The Golden Bough" fällt der "Child In Time"-Gedächtnispart in "Pilgrim" auf. War das eigentlich Absicht?
Ja, ich denke schon. Der letzte Part in "Pilgrim" klang ohne Gesang noch recht öde. Irgendjemand meinte dann, "versuch mal sowas wie ,Child in Time‘" und das hat nach einigen Veränderungen in punkto Atmosphäre und Melodie - das Ende von "Pilgrim" hat eine andere Akkordfolge wie "Child in Time" - wunderbar gepasst.
Habt ihr eigentlich jemals darüber nachgedacht, den schnellen Track, also "Disciples Of the Iron Crown" nicht aufs Album zu packen? Meiner Ansicht nach ist das der schwächste Track des Albums und es wirkt im Albumkontext ein bisschen so, als wäre er nur drauf, um wenigstens eine flotte Nummer zu haben…
Nein, eigentlich ist der Song nur wegen der Textzeile "at the Devil‘s Stone of Vilseck" auf dem Album. Die musste unbedingt mit drauf. Ich glaube, "The Atlantean Kodex" ist sogar noch ein wenig schneller. Vor allem live. Nein, im Ernst: wir haben drüber nachgedacht, aber da ging‘s noch um eine frühere Fassung. Wir haben dann ziemlich lange dran rumgeschraubt und plötzlich hat er funktioniert und die Atmosphäre war da. Da war es dann keine Frage mehr, ihn zu wegzulassen, weil er perfekt in den Flow der Platte passte und es außerdem für sich ein klasse Song ist. Zwar vom Tempo eher untypisch für uns, aber vom Feeling durch und durch AK.
Der Titel "Temple Of Katholic Magick" wirkt zunächst wie eine Verballhornung von so manchem Text oder Titel aus dem Black Metal. Ist das reine Interpretation meinerseits oder hattet ihr selber auch diesen durchaus charmanten Hintergedanken?
Nein, das stimmt tatsächlich. Im Metal ist ja seit einiger Zeit ein merkwürdiger Hang zu einer neuen "Spiritualität" zu beobachten. Dieser ganze Okkultschmonz, der von vielen Bands neuerdings völlig unironisch verwendet und dazu in eine völlig aufgeblasene Sprache gehüllt wird, meist dann auch noch mit Verweisen auf den eigenen elitären Status - das schreit einfach danach, verarscht zu werden. Der Titel "Temple of Katholic Magick" war zunächst wirklich als ironischer Seitenhieb auf dieses ganze affektierte Satanismusgehabe gedacht. Die Frage war, was passiert, wenn die Perspektive um 180° gewendet wird, wenn man statt der üblichen satanischen Mächte, eben eine in charakteristischem Vokabular verquaste katholische Macht in ein typisches Apokalypseszenario à la "wir, die Elite" gegen die "ungläubigen Schafe" stellt. Für einen ganzen Song war uns die Idee dann aber doch zu plump und billig, deswegen hat sich dann letztlich doch etwas eigenes daraus entwickelt. "Temple of Katholic Magick" kann auch ohne diese Verweise gut für sich alleine stehen und strahlt eine eigenartig sakrale, ernsthafte Atmosphäre aus.
Das textliche Konzept auf "The Golden Bough" ist sehr ausgefeilt und historisch bezogen. Gleichzeitig gelingt es euch, in dieses Textkonzept klassische, klischeehafte Metal-Lyrik einzuflechten. Das beste Beispiel ist der Text zu "The Atlantean Kodex", den man ja auch komplett auf euch als Band beziehen kann, was ihr dann am Ende des Songs auch selber macht. Gehört sowas einfach dazu, wenn man solche Musik spielt? Sicherlich erwartet die Zielgruppe ja auch solche Texte…
Keine Ahnung, was die Zielgruppe erwartet, aber wir sind nun mal eine Heavy Metal-Band und Sword-and-Sorcery-Motive zählten von Beginn an zu den konstitutiven Elementen im textlichen und später auch ikonographischen Fundus des Genres und der Szene. Das sind keine Klischees, das sind Traditionen. Als Heavy Metal-Band bewegen wir uns innerhalb dieser Tradition.
Die Frage ist aber, wie man mit diesen Traditionen umgeht. Man könnte sie ad nauseam wiederholen, bis sie jeden Sinn verloren haben und in purem Eskapismus versanden. Genug Bands machen das. Oder man könnte sie umdeuten, sie mit neuen Ideen anreichern, sie in ein unverbrauchtes Vokabular betten, Bezüge zu größeren, evtl. sogar aktuellen Themen herstellen, um ihnen so zu Relevanz in der heutigen Zeit zu verhelfen und dem Hörer neue Horizonte zu eröffnen. Wir hoffen, dass wir mit unserem Mix aus fact und fiction, eher Letzterem zuzuordnen sind.
Das Konzept dreht sich um europäische Mythologie und um religiöse Entwicklungen in Europa. Inwiefern ist euch ein Anliegen, gerade die Historie der eigenen Heimat zu betrachten? Oder geht es gar nicht darum, sondern nur darum, dass euch das Thema des gleichnamigen Buches von James George Frazer fasziniert hat?
Nein, die Faszination für das Thema rührt natürlich auch daher, dass sich daraus interessante Gedanken über unsere eigene Lebenswelt ableiten lassen. Das spannende an Frazer ist, dass er wegen seiner methodischen Nachlässigkeit so offen für Interpretationen und Bezüge ist. Natürlich überträgt man bestimmte Ideen auch auf eigene Erfahrungen und stolpert dabei, z.B. plötzlich über regionale Sagenmotive, die man seit seiner Kindheit mit sich herumträgt, die nun aber im Kontext von Frazer betrachtet, ein völlig anderes Gewicht haben. Denkt man Frazers Idee einer europäischen Urreligion weiter, kommt man schließlich auch zu ganz aktuellen politischen Themen. Religionskonflikte wie auf dem Balkan oder ethnische Auseinandersetzungen, Rassismus, etc. wären mit Frazers Urreligion als einigendem Band eines europäischen Utopia obsolet. Das sind natürlich Spinnereien, aber spannend ist es allemal, wenn man die Tür nicht sofort wieder zumacht.
Habt Ihr schon Ideen für weitere Songs oder Alben, also sowohl musikalisch, als auch textlich?
Ja, es gibt verschiedene Ideen, an denen wir schon seit längerem feilen. Unmittelbar geplant ist im Moment nur ein Track für eine Split-7" mit FUNERAL CIRCLE aus Kanada, die demnächst irgendwann über die Miskatonic Foundation veröffentlicht werden wird. Darüberhinaus wird es auf absehbare Zeit sicher noch mindestens eine EP geben. Mehr können wir im Moment noch nicht sagen. Wir haben nicht wirklich einen Plan, was die Band betrifft. Vieles geschieht relativ spontan, je nachdem, wie sich die Situation entwickelt.
Gibt es Pläne für längere Touren? Und seid Ihr überhaupt in der Lage (also was die berufliche Situation betrifft), längere Touren zu fahren? Ich könnte mir jedenfalls vorstellen, dass das Interesse an euch und somit auch an Live-Auftritten in der nahen Zukunft stark ansteigen dürfte.
Nein, wir sind durch unsere anderweitigen Verpflichtungen nicht in der Lage, längere Touren zu spielen.
Mal ganz ehrlich: angenommen, ihr bekommt ein gutes Angebot von den Machern des Wacken Open Airs, dort zu spielen. Würdet ihr es aus Prinzip ablehnen?
Natürlich würden wir ablehnen.
Was sind eure Ziele und Träume bezüglich der Band? Wo möchtet ihr gerne mal spielen, was möchtet ihr erleben?
Wir haben keine wirklichen Ziele für die Band. Solange es uns Spaß macht und wir etwas zu sagen haben, werden wir halt weiterhin diese anachronistische Musik mit den merkwürdigen Texten machen. Der Traum ist Moment ohnehin schon zu einem gewissen Maße Realität. Wir werden zu coolen Festivals in ganz Europa eingeladen, wo wir vor hammermäßigen Fans spielen dürfen und nebenher noch Sightseeing in den interessantesten Städten Europas betreiben können. Die gesamte Situation ist für mich ohnehin nach wie vor völlig surreal... Ich weiß im Moment gar nicht, was ich mir noch mehr wünschen könnte. Ich seh mich in erster Linie als Fan, nicht als Musiker. Allein dieser Rollenwechsel, von vor der Bühne plötzlich auf die Bühne zu switchen, überfordert mich total. Insofern bin ich auch ein wenig überfragt, was weitere Pläne und Träume betrifft. In Island zu spielen wäre aber mal geil.
In einem Statement im Internet schreibst du, dass der Musikjournalismus im Bezug auf Metal stark an Qualität eingebüßt hat und sparst auch nicht an Kritik an Internet-Magazinen. Da muss es doch furchtbar lästig sein, wenn man jetzt diesen, wie du selber sagst "raffgierigen Selbstdarstellern, die kostenlose Promos abstauben wollen und sich einen darauf runterholen, wenn sie ihre "Reviews" auf möglichst vielen Websites lesen können" Interviews geben muss, oder?
Hui, das ist ja eine schöne Verallgemeinerung, die Du mir da unterschieben willst. Um genau zu sein - und ich zitiere wörtlich - habe ich gesagt: "Dass kein geringer Teil der Webzineschreiber auch nur aus raffgierigen Selbstdarstellern besteht, die kostenlose Promos abstauben wollen und sich einen darauf runterholen, wenn sie ihre ,Reviews‘ auf möglichst vielen Websites lesen können, kommt noch erschwerend dazu." "Kein geringer Teil" bedeutet eben nicht, dass damit Online-Schreiber im Allgemeinen gemeint sind, wie Du suggerierst. Im Gegenteil: es gibt viele sehr gute Online-Schreiber, die sich über Jahre hinweg eine gewaltige Kennerschaft im Bereich Heavy Metal angeeignet haben und die in einzelnen Fällen der Printpresse sogar überlegen sind. Aber der größere Teil - und glaub mir, als Musiker sammelt man über Jahre hinweg gewisse Erfahrungen, vor allem seit es Myspace gibt - verfügt nicht mal im Ansatz über diese Qualitäten. Auch viele Deiner Kollegen werden Dir das sicher sofort bestätigen.
Mal weniger sarkastisch: was macht guten Musikjournalismus aus? Wann macht es dir als Musiker Spaß, Interviewfragen zu beantworten?
Guter Musikjournalismus? Hm, Zitate aus dem Kontext zu reißen und verkürzt wiederzugeben, um arme Musikanten bloßzustellen, verstehe ich sicher nicht darunter. Aber mal weniger sarkastisch: Für guten Musikjournalismus ist in meinen Augen zunächst eine unbestrittene Kennerschaft des jeweiligen Genres, seiner Traditionen und Wertigkeiten notwendig. Jemand, der erst seit ein paar Jahren Heavy Metal hört, hat diese Kennerschaft schlichtweg nicht. Zweitens sollte ein gewisser kultureller Horizont über das eigene hinaus vorhanden sein. Guter Musikjournalismus beschreibt nicht nur, sondern ordnet in größere, allgemeinere Zusammenhänge ein, schreckt vor Meinungen und Urteilen nicht zurück, versteht Musik nicht nur als Musik, sondern als gesellschaftliches Phänomen. Guter Musikjournalismus kritisiert - und zwar nicht nur nach eigenem Geschmack, sondern auch, was die Hintergründe, die Entstehungsbedingungen, die Aussage und Wirkung von Entwicklungen und Prozesse betrifft. Guter Musikjournalismus trägt so - pathetisch gesagt - zum Prozess der "Aufklärung" bei, indem er Klarheit schafft, wo Unklarheit ist und nicht aufhört, zu hinterfragen. Guter Musikjournalismus beherrscht sein Handwerkszeug, begonnen bei der Orthographie über Zitiertechniken bis hin zur Recherche.
Was ich hier skizziere, ist natürlich ein Idealbild, das in der Realität - gerade im Hobbybereich - kaum zu realisieren ist. Ich habe großen Respekt davor, wenn jemand seine Freizeit opfert und mit Leidenschaft Plattenkritiken verfasst. Aber sobald man damit an die Öffentlichkeit tritt, sollte eben ein gewisses Maß an Qualität und fundierten Kenntnissen vorhanden sein, ansonsten ist es schlicht irrelevant. Wenn dann auch noch Selbstverliebtheit und Sendungsbewusstsein dazukommen, wird es außerdem recht schnell ärgerlich.
Letzte Frage: haben die Herren Lessmann und Ziller eigentlich nix dagegen, dass ihr ein (zugegeben schwer kultiges) Cacumen-Bild auf eurer Homepage als eigenes Bandfoto ausgebt?
Cacumen? Hö? Ich steh gerade ein wenig auf dem Schlauch... (kein Wunder, das Bild wurde ja auch inzwischen getauscht. - d. Verf.)
Danke für das Beantworten meiner Fragen, die letzten Worte gehören dir!
Danke für das Interview. Falls jemand Bootlegs von Venom, Motörhead oder AC/DC loswerden will, schreibt mich bitte an. Gerne auch Tausch. Email: atlanteankodex@aol.com
- Atlantean Kodex - The Pnakotic Demos (2007)
- Atlantean Kodex - The Golden Bough (2010)
- Atlantean Kodex - The White Goddess (2013)
- Atlantean Kodex - The Course Of Empire (2019)