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Atlantean Kodex: The Golden Bough (Review)

Artist:

Atlantean Kodex

Atlantean Kodex: The Golden Bough
Album:

The Golden Bough

Medium: CD
Stil:

Epic Metal

Label: Cruz del Sur Music
Spieldauer: 65:25
Erschienen: 02.10.2010
Website: [Link]

Bitte beachtet auch unser ATLANTEAN KODEX-Massen-Review unter den Kolumnen!

Selten gibt es um das Debütalbum einer deutschen Metal-Band so viel Aufregung wie im Falle von ATLANTEAN KODEX. Ob nun beabsichtigt oder eher den Umständen geschuldet, die Band hat mit ihrer Veröffentlichungspolitik nicht unwesentlich dazu beigetragen: hier mal ein exklusiver Song auf einer LP, dort mal eine limitierte Demo-Veröffentlichung, zudem nur wenige Live-Auftritte. Dass die Erwartungshaltung an “The Golden Bough” mittlerweile fast ins Unermessliche gestiegen ist, liegt aber in erster Linie einfach an den Kompositionen. Denn trotz offensichtlicher Vorbilder spielt diesen Stil genau in dieser Form kaum eine zweite Band. Wer sich früher bei BATHORY wünschte, Quorthon möge das Geröchel und jegliche Black-Metal-Einflüsse komplett über Bord werfen und nur noch mit charismatischer, melodischer Stimme seine erhabenen Hymnen sprechen lassen, der bekommt genau das bei ATLANTEAN KODEX. Wer sich gerne ausmalt, wie MANOWAR wohl klingen könnten, wenn sie sämtliche Rock’n’Roll-Einflüsse vergessen und nur der puren Epik frönen würden (und das zudem noch befreit von Kitsch und Klischees), der wird hier fündig: purer, epischer Heavy Metal.

Zunächst fällt (leider) wieder die Produktion auf. Zwar hat sich der Sound im Vergleich zu den Demos deutlich verbessert, dennoch muss man den Ansatz zumindest gewöhnungsbedürftig nennen. Erkennbar ist das Bemühen, einen möglichst rohen, unverfälschten Klang zu erzeugen, wie man in als Zuschauer bei einem Live-Konzert in einem Club erleben würde. Dies wird z.B. beim Schlagzeug besonders deutlich. Leider wirkt der Sound dadurch auch genauso undifferenziert und teilweise matschig wie in solchen Locations. Es ist sicher Geschmackssache, ob man auf einem Studioalbum eine Produktion in der Art eines Live-Bootlegs hören möchte. Zudem wird mit zu viel Verzerrung gearbeitet, so dass die Saiteninstrumente den Gesang und teilweise auch das Schlagzeug zurückdrängen. Zwar gelingt es der Band damit tatsächlich, eine rohe und in gewisser Weise brutale Klangwand zu erzeugen, aber ich persönlich würde mir das ganze noch ein wenig klarer und besser ausbalanciert wünschen. Der Mix ist recht unausgewogen geraten, mal steht z.B. der Gesang im Vordergrund, an anderen Stellen verschwindet er fast hinter den Instrumenten.

Das Album beginnt etwas verhalten, “Fountain Of Nepenthe” ist noch nicht ganz der erhoffte Überflieger, den man vielleicht nach der “The Pnakotic Demos”-CD erwartet hatte. Stilistisch knüpft man zwar an die Demos an, kann aber qualitativ nicht ganz mithalten. Es fehlen die Gänsehautmomente, und der Song wirkt ein wenig unspektakulär und sperrig, auch etwas langatmig und behäbig. Gerade die Fähigkeit, einen überlangen Song spannend und dennoch eingängig zu gestalten, zeichnete die Band bisher aus. Doch keine Angst, genau das beweisen ATLANTEAN KODEX mit dem folgenden “Pilgrim”. Große, erhabene Gitarren- und Gesangsmelodien, epische Strukturen, schleppende Doom-Passagen und ein überragender Refrain machen den über elfminütigen Track zum packenden Meisterwerk.

Es fällt auf, dass ATLANTEAN KODEX noch stärker auf Gitarrenleads setzen, ohne mit den typischen Soli zu langweilen. Stattdessen gibt es haufenweise schöne Melodien und mehrstimmige Harmonien zu hören, die immer Teil der Komposition sind. Auch der ausdrucksstarke, emotionale Gesang von Markus Becker wird oft durch tolle Harmonien verfeinert. Seine entspannte, klare Stimme hebt sich wohltuend von all den Schreihälsen ab und passt perfekt zu den Kompositionen. Dieses Zusammenspiel aus Musik und Gesang sorgt für eine melancholische Grundstimmung und vermittelt eine gewisse Sehnsucht, die jedoch immer natürlich und nie zu pathetisch oder kitschig wirkt.

Mit “Temple Of Katholic Magick” folgt eine schwer walzende, melancholische Hymne. Auch wenn ATLANTEAN KODEX sicher keine reine Doom-Band sind, spürt man doch immer wieder die Nähe zu diesem Genre. Dagegen wirkt das flotte “Disciples Of The Iron Crown” ein wenig deplatziert. Im Gegensatz zur erhabenen Stimmung der anderen Tracks klingt dieser fast fröhlich und fällt etwas ab. “Vesperal Hymn” beginnt im Stile einer Halb-Ballade mit wunderschönen Akustikgitarren und Gesangsmelodien, um später in einen bombastischen, kraftvollen und hymnischen Part zu wechseln. “The ATLANTEAN KODEX” beweist dann, dass sich die Band doch nicht nur bei schleppendem Tempo wohlfühlt. Die treibende, mitreißende und sehr eingängige Bandhymne entwickelt sich zu einem richtigen Hit.

Zum Ende des Albums folgt mit “A Prophet In The Forest” noch ein absoluter Höhepunkt: Eine Viertelstunde lang zelebrieren ATLANTEAN KODEX Epik und Doom und steigern sich immer mehr in ein dramatisches Finale. Dies wäre eigentlich schon ein perfekter Abschluss gewesen, aber mit dem kurzen Titeltrack, bestehend aus Akustikgitarren und von einer Frau gesprochenen Passagen, klingt “The Golden Bough” anschließend äußerst stimmungsvoll aus.

FAZIT: ATLANTEAN KODEX gelingt es, aus purem Heavy Metal eine epische, erhabene und ergreifende Stimmung zu erzeugen, ganz wie ihre Vorbilder es zu deren besten Zeiten vermochten. Auch wenn diese Einflüsse deutlich zu erkennen sind, klingt die Band wirklich einzigartig. Der Sound und Mix sind wohl Geschmackssache, für mich persönlich aber weiterhin ein kleiner Kritikpunkt, denn man kann sicher auch ein natürliches, rohes Klangbild mit besserer Qualität erzeugen. Aufgrund der packenden Kompositionen fällt dies jedoch nur wenig ins Gewicht. Ein, zwei Nummern halten nicht ganz das Niveau der übrigen Tracks und der bisher veröffentlichten Demos, wirkliche Ausfälle gibt es jedoch keine. Liebhaber wahrhaft epischer Musik müssen zugreifen.

Daniel Fischer (Info) (Review 12958x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
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  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Fountain Of Nepenthe
  • Pilgrim
  • The White Goddess
  • Temple Of Katholic Magick
  • Disciples Of The Iron Crown
  • Vesperal Hymn
  • The Atlantean Kodex
  • A Prophet In The Forest
  • The Golden Bough

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
Kommentare
Dr. o [musikreviews.de]
gepostet am: 26.09.2010

Warum haben die eigentlich die "Toteninsel" nur zum Teil und spiegelverkehrt aufs Cover gemacht? Platte kenn ich nicht, aber das vollständige Bild ist großartig. ollie
Daniel [musikreviews.de]
gepostet am: 26.09.2010

Ich glaube, dass ist das vollständige Bild, geht nur aufgrund des Breitformats über Vorder- und Rückseite. Und gespiegelt wurde es dann wohl, damit das Boot auf der Vorderseite zu sehen ist.
Hartmann
gepostet am: 27.09.2010

Dachte grade, das wär die neue Summoning... und dann Power Metalgedöns:-(
Chris [musikreviews.de]
gepostet am: 01.10.2010

Wenn AK Power Metal sind, sind Summoning Jazzcore...
Christoph, Jens, Simon
gepostet am: 20.10.2010

User-Wertung:
6 Punkte

Habe die jetzt mal gehört. Das ist also der neue Überflieger? Total überbewertet, man schäft ja ein, so lang und ereignislos sind die Lieder..... Das sind ja woll deutsche, ist deshalb der Gesang so schlecht? Meine beiden Kumpels hier sind auch nich begeistert und die stehen auf solche Powersachen..... Da hörn wir mal besser die neue Flotsam! Aber die habt die ja mal wieder nicht! Wir haben 6,8 und 4 verteilt, also:
Christian T.
gepostet am: 05.11.2010

User-Wertung:
6 Punkte

Ich hab die bestellt wegen der guten Reviews. Mir gefällt nicht, dass der so eierig singt und überhaupt einige Fehler drin sind; auch die Gitarren sind technisch schwach gespielt. Die Grundidee ist okay, aber die Ausführung.. Wer will, kann sie haben.
ancientflame
gepostet am: 16.11.2010

User-Wertung:
13 Punkte

a seite: 15 Punkte
b seite: 11 Punkte
c seite: 10 Punkte
c seite: 15 Punkte
Summe: 13
Leodoom
gepostet am: 22.11.2010

User-Wertung:
13 Punkte

Atlantean Kodex waren mir bisher kein Begriff, schlagen aber GENAU in meine Geschmackskerbe... hier etwas BATHORY, da etwas alte MANOWAR, und dazu ne gute Portion DOOMSWORD. Allen voran schwingen aber die almächtigen SOLSTICE allgegenwärtig in den Melodien, Strukturen und vor allem im Gesang mit.
Die Vocals sind emotional und zerbrechlich, die Songs walzen beinahe minimalistisch voran und der Sound ist mehr als nur gewöhnungsbedürftig. Dass 85% der Metalszene nichts damit anfangen kann, kann ich gut verstehen (wobei ein Großteil dieser Leute doch eh alles ablehnt was nicht nach der nächsten Nukular Blast-Hochglanzproduktion klingt und bis auf ein paar Riffs keine signifikanten Unterschiede zum neuen Lady Gaga-Song aufweist). Für Leute, die mit emotionalem, epischem Metal etwas anfangen können, besteht hier auf jeden Fall aber Reinhörpflicht (und mit "reinhören" meine ich NICHT, die CD nach 2 Minuten ausm Spieler schmeißen nur weil das Intro noch nicht vorbei ist. Gebt ihr Zeit und Raum sich zu entfalten!).
Keine volle Punktzahl, weil das Songwriting hier und da noch Platz für Verbesserungen lässt - aber definitiv ein Highlight des Doom/Epic Metal!
Leatherwitch
gepostet am: 26.11.2010

User-Wertung:
15 Punkte

für mich ein absolut geniales Album, wird den Erwartungen nach dem Demo mehr als nur gerecht. ich hab sie mir sofort auf Vinyl gekauft und könnte sie mir ständig anhören und immerwieder die Texte lesen.
Ein großes Highlight!!!!
Thomas
gepostet am: 17.09.2013

User-Wertung:
9 Punkte

Wie bereits in der Review deutlich angesprochen: die Produktion ist nicht jedermanns Sache; ich bevorzuge einen klaren Klang;
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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