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Interview mit Trist (25.03.2009)

Trist

Kompromisslosen Kunst-Black-Metal bietet das Einmann-Projekt TRIST. Meeresrauschen, stoischer Minimalismus und eine unter dem Kopfhörer intensive Atmosphäre beschwört das neue Album „Willenskraft“ herauf. Tristan steht uns Rede und Antwort.

Hallo Tristan! Mit „Willenskraft“ hast du ein Werk geschaffen, das sicher nicht die „Media Control Charts“ stürmen wird. Die Kompromisslosigkeit von „Willenskraft“ hat mich fasziniert. Inwieweit fließt diese Art von Musik aus dir heraus und wie viel davon ist eine bewusste Abgrenzung von Genre-Üblichkeiten?

Eine bewußte Abgrenzung von Genre-Üblichkeiten liegt mir fern. Ich steuere die Musik nicht in eine gewisse Richtung, sondern sie ergibt aus dem, was ich persönlich ausdrücken möchte. Dabei schaue ich nicht nach außen, sondern nach innen.

Die Songtitel des Albums repräsentieren beinahe die Struktur eines klassischen Bildungsromans (Bewusstsein, Wagemut, Zweifel, Herzenswunsch, Verhinderer, Wandlung). Beziehen sich die Songtitel auf eine bestimmte Entwicklung, die du selbst durchgemacht hast oder sind diese Titel eher auf einer abstrakteren, philosophischen Ebene zu betrachten?

Trist: WillenskraftDie Songtitel bilden in der Tat eine strukturierte Gliederung eines... sagen wir: Werdegangs. Es sind sozusagen die „Stationen“, die man durchläuft, wenn man einen Weg erkennt, einschlägt und durchläuft. Und dies unter dem Motto „Willenskraft“. Natürlich habe ich das auch schon selbst erlebt und ich bin mir sicher, daß dies jeder in der einen oder anderen Form kennt und erlebt hat. Zugleich beziehe ich mich weniger auf die praktischen Schritte, sondern mehr auf die innere Haltung während einer Zielsetzung.

Was war zuerst da – die Songtitel oder die Musik? Folgt die Musik einem gedanklichen Konzept oder folgen die Songtitel der Musik?

Zuerst entwickelt sich die Musik. Es ist der erste Ausstoß an spontanen Regungen, um zu erkennen, was hervorgeholt werden möchte. Aber noch während der Arbeit schälen sich erste Titel und Ideen heraus.

Findest du, dass dein neues Album unterhaltsam ist?

Das kommt darauf an, was man unter „unterhaltsam“ versteht. Es ist sicher keine „Party-Musik“ für Hintergrundbeschallung. Wenn jemand es aber für sich genießen und erspüren kann, ist das sicher auch eine „unterhaltsame“ Zeit. Insofern darf sich das Album also schon mit dem Hörer „unterhalten“.

Kompromisslosigkeit ist ein wichtiger, aber keinesfalls alleinstehender Faktor, der Kunst von Kommerz abgrenzt. Was macht für dich weiterhin Kunst aus?

Für mich stammt das Wort „Kunst“ von „künden“. Wer mir also das Gefühl gibt, er hat in seiner Kunst (welcher Art auch immer) nichts zu ver-künden, langweilt mich. Kunst, die beliebig oder aufgesetzt daherkommt, trägt nicht den tieferen Sendungsgrad, welchen Kunst als solches beinhalten muss! Die ureigene Kunst kommt aus dem tiefsten Innern und kann sich somit nicht am Markt, Kommerz oder öffentlichen Meinungen orientieren.

 „Willenskraft“ wirkt auf mich gleichzeitig beruhigend, entspannend und verstörend, aufwühlend. Kannst du das nachempfinden? Wie erklärst du dir diese ungewöhnliche Wirkung deiner Musik?

Schön, daß Du es so fühlst, denn eben dies wollte ich unter anderem hervorbringen. Die unterschiedlichen Stimmungen sollen einfach den Kampf widerspiegeln, welchen ich in dem oben genannten „Werdegang“ sehe. Eine Zerrissenheit an vielen Stationen auf dem Weg... lege ich mich hin, gehe ich weiter, bleibe ich ruhig, haste ich, ...etc.

Das gesamte Album ist von Meeresrauschen durchzogen. Was symbolisiert das Meer für dich?

Es symbolisiert für mich einfach sehr schön das Wort „Willenskraft“. Die stetige Brandung, das unerbittliche, formende Element. Wasser ist härter als Stein!

Hast du die Natursounds selbst aufgenommen?

Nein, dazu fehlen mir leider die passenden Geräte. Ich habe die Klänge aus vielen verschiedenen Wassergeräuschen zusammengebaut.

Ist die Musik für dich ein Fluchtraum, der dich von allem enthebt, was dich am täglichen Leben stört oder verarbeitest du ganz konkret Gedanken, die das tägliche Leben in dir auslöst?

Mal so, mal so... manchmal ist es ein Fluchtraum, dann aber auch wieder ein Ventil für ganz konkrete Emotionen und Gedanken. Und dann wieder beides zugleich.

Ich danke dir für deine Zeit – mach weiter so und verliere nie deine „Willenskraft“.

Danke und ebenso!

Nils Herzog (Info)
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