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Interview mit Earthbound Machine (30.09.2013)
Ville und Ilkka - zwei sehr nachdenkliche Musiker, die den guten musikalischen Eindruck ihrer Band bestätigen. "Hungerland" genauer zu hören lohnt also tatsächlich, also weitergelesen und eine Bestellung nach Finnland aufgegeben ...
Was bedeutet euch euer Bandname?
Ville: EARTHBOUND MACHINE, diese Worte regen zum Nachdenken an. Der Name lässt
sich vielfältig interpretieren; ich denke einerseits an HAWKWIND und Spacerock,
andererseits verfügt er aber auch über einen düsteren Unterton, wobei ich dann Assoziationen
zu UFO-Sekten, Heaven's Gate oder dergleichen herstellen würde. Zudem, meinte einmal
jemand, er fühle sich dabei an ein Mutterschiff erinnert, also Science Fiction, Welteroberung
und so weiter. Der name bleibt hängen und ist vielfältig interpretierbar.
Der Titelsong eurer EP zeichnet ein ziemlich trübes Bild; auf welches Land bezieht ihr euch da?
Ville: Tja, Finnland zum Beispiel, aber es könnte sich auch um ein anderes handeln. Wir ließen
uns hierbei von unserer eigenen Geschichte beflügeln, das Ganze im Vergleich zum aktuellen
Zeitgeschehen. Es geht um Hungersnöste und Missernten - die herben Lebensbedingungen in
der Vergangenheit - sowie den extremen Geiz und die Korruption in der Gegenwart, nicht zu
vergessen sowohl Naturkatastrophen als auch Wirtschaftskrisen. Schlechte Politiker
unterminieren Umweltschutzmaßnamen, wodurch Konzerne freie Hand erhalten, um die Erde
zu durchtunneln, das Wasser zu verseuchen und Schwefelwolken aufzuwirbeln, von Uran und
giftigen Chemikalien, die dabei freigesetzt beziehungsweise verwendet werden, ganz zu
schweigen. Diese Leute reißen sich Ländereien des Volkes unter den Nagel, Wälder und Seen,
um alles zu einer unbewohnbaren Ödnis zu machen. Genaugenommen haben Firmen bereits
Grundfläche in Finnland annektiert, die der Größe Dänemarks entspricht. Es sieht ziemlich
trostlos aus momentan ...
Verkommene Moral und Vernunft - auch ein Thema von "Reason's Gone"?
Ilkka: Mich frustrieren bestimmte Stoßrichtungen, in die sich die Weltpolitik gegenwärtig
bewegt, und vielleicht bin ich beim Schreiben dieses Texts ein wenig unsachlich geworden, da
ich mich von meinem Ärger leiten ließ. Einerseits ist mir die Unentschlossenheit und
Wirkungslosigkeit der Handlungen an der Spitze der maßgeblichen Staaten zuwider, denn
nichts dient der Problemlösung, sondern nur zur Befriedigung von Strippenziehern auf den
Märkten, andererseits die Doppelbödigkeit von Regeln und Gesetzen, die für einige
Interessengruppen offensichtlich weniger strikt gelten als für andere. Zugegeben, die Lyrics sind
bis zu einem gewissen Grad naiv, auch weil ich keine Alternative bieten kann, aber ich bedauere
den Status quo - den allerorts fehlenden Idealismus - zutiefst und mache mir Sorgen, aktuell
auch wegen der Euro-Krise. Die Welt verändert sich drastisch, und dabei stirbt ein Teil des
alten Geistes, den den Menschen in seinem Kern ausmacht.
Bleibt nur die Flucht in eine Scheinwelt - den Drogenrausch von "Void Of The White Light"?
Ville: Es geht darin um einen unserer Freunde, der vor Jahren im LSD-Rausch gestorben ist.
Man stürmte seine Wohnung, während er auf einem Acid-Trip war. Die Polizei war auf diese
Situation nicht vorbereitet, konnte ihn nicht beruhigen und wurde handgreiflich, wobei das Herz
unseres Bekannten stehenblieb. Dieses Unglück wird aus seiner Sicht beschrieben.
"Plain Delusion" ist mir vom Inhalt her schleierhaft ...
Ilkka: Das ist der erste Text überhaupt, den ich für EARTHBOUND MACHINE geschrieben
habe. Damit verarbeitet ich bestimmte Ereignisse aus meiner Vergangenheit, also sind die Zeilen
recht introspektiv und schwierig zu deuten für einen Außenstehenden. Ich drücke die
Unmöglichkeit aus, zu einer Person vorzudringen, die unter heftigen Schmerzen leidet.
Zum geschäftlichen Teil: Sucht ihr ein Label?
Ville: Für den Vertrieb unserer Musik wäre das sicher gut. Unsere nächste Veröffentlichung
wird als Vinyl kommen, und zwar über eine sehr kleine deutsche Firma, ein prima nächster
Schritt für uns. Wir wissen aber noch nicht, ob es eine Split mit einer anderen Band wird oder
nur eine Scheibe von uns. Davon abgesehen überstürzen wir aber nichts. Auch ohne Deal
weitermachen ist okay. Es muss auch persönlicher Ebene stimmen mit einem Label, ähnlich wie
in einer Beziehung zwischen Frau und Mann, wo Leidenschaft vorhanden sein sollte.
Heutzutage findet man so etwas leider nur noch selten, und ich hege großen Respekt für
Labels, die Wagnisse eingehen mit den Künstlern, die sie unter Vertrag nehmen.
Was wünscht ihr euch langfristig?
Ville: Wir investieren möglichst viel in die Band und hoffen, und weiterentwickeln zu können - in
allen Belangen: Gigs abreißen, Alben veröffentlichen und bessere Musiker werden. Einer Szene
verhaftet zu sein, Rock-Klischees auszuleben oder uns mit einer mystischen Aura zum umgeben
... Das ist nichts für uns. Wir sind einfach wir selbst und bleiben ehrlich, was sich letzten Endes
auszahlen muss, daran glaube ich fest. Uns geht es vor allem um gute Songs, egal nach welcher
anderen Band wir klingen oder in den Augen anderer klingen müssten. Was uns gefällt, wird
verwendet, die Texte drücken aus, was wir denken, und damit hat es sich. Anders geht es in
Anbetracht unserer jeweils unterschiedlichen musikalischen Wurzeln sowieso nicht, weshalb ich
es auch schön fände, mit Gruppen aus verschiedenen Genres live auftreten zu können, sei es
Doom oder Stoner, klassischer Metal, Instrumental-Duos oder Death und Sludge. Hoffentlich
ist uns ein langes Leben beschieden, ob nun als DIY-Band oder unter der Obhut eines Labels.
- Earthbound Machine - Hungerland (2013)
- Earthbound Machine - Messengers Of Deception (2014)