ARCH ENEMY + BEHEMOTH | European Siege Tour 2022 - Mitsubishi Electric Halle

Belagerungszustand: ARCH ENEMY und BEHEMOTH gehen mit einjähriger Verspätung auf Co-Headline Tour. Mit im Tourtross sind CARCASS und UNTO OTHERS

Wenn zwei Schwergewichte des Death Metal gemeinsame Sache machen und eine Co-Headline Tour ankündigen, ist bereits im Vorfeld für reichlich Gesprächsstoff gesorgt. Dass die Tour dann erst ein Jahr später vonstatten gehen kann, hat sicherlich auch dazu beigetragen, die nun wieder möglichen Konzerte in einem anderen Licht zu sehen: eben nicht als Selbstverständlichkeit, sondern als Highlight, für das es sich lohnt Geduld und Geld zu investieren.

An diesem Herbstabend bei spätsommerlichen Temperaturen ist es nun endlich soweit. Neben den beiden Headlinern sind mit CARCASS und UNTO OTHERS zwei Einheizer mit von der Partie, die ihrerseits keine unbeschriebenen Blätter sind und von der Papierform her beste Unterhaltung zu liefern versprechen. Eröffnet wird der Abend von den Amerikanern UNTO OTHERS, die trotz früher Stunde hellwach sind. Die Musik der Band ist irgendwo zwischen Dark Wave und Metal zu verorten, eine Mischung, die hier in der Mitsubishi Electric Halle ausgesprochen gut ankommt, obgleich die Musik verglichen mit den verbleibenden Acts nicht unbedingt kompatibel ist.

Weiter geht es im Anschluss mit CARCASS, die mit ihrem Grindcore Metal zu gefallen wissen und die BPMs im Vergleich zu ihren Vorgängern gefühlt mindestens verdoppeln. Dass die Band hierzulande nicht sonderlich oft zu sehen ist, trägt sichtlich dazu bei, dass die Klassiker aus 37 Jahren Bandgeschichte überschwänglich gefeiert werden, zumal die Attitüde der Briten eines Headliners durchaus würdig ist. Nach einem fulminanten Auftritt der Jungs ist der Boden für den ersten Hauptact des Abends hervorragend bestellt.

Massiver Feuereinsatz bei BEHEMOTH

BEHEMOTH betreten die Bühne unter massivem Feuereinsatz. Neben Frontmann Nergal Darski, der an diesem Abend erfrischend locker rüberkommt und sich auch des Öfteren mit seinem Publikum in sympathischer Art und Weise unterhält, greifen seine Spießgesellen Seth Sztyber, Orion Wróblewski und Inferno Promiski zu den Instrumenten. BEHEMOTH, die sich seit ihrer Gründung im Jahr 1991 von einer Polnischen Underground Band zu einem weltweit Ansehen genießenden Exportschlager gemausert haben, legen in atemberaubender Geschwindigkeit los. Unter dem Jubel der Anhänger werden Hits wie „Ora Pro Nobis Lucifer“, „Off To War“ oder „Blow Your Trumpets, Gabriel“ zelebriert, während Nergal zu jeder Phase der Show fest die Zügel in Händen hält.

„Versvs Christvs“ und „Chant For Echaton 2000“ beenden eine Show, die in 70 Minuten alle Erwartungen, die man an ein Konzert in Bereich Death Metal haben kann, erfüllt. Minutenlange Ovationen sind die berechtigte Reaktion des tollen Düsseldorfer Publikums.

ARCH ENEMY präsentieren sich erneut in Topform

Während die Bühne ein letztes Mal umgebaut wird, steigt die Spannung in Erwartung ARCH ENEMYS, die bereits vor ein paar Wochen auf dem W:A:O eine Show par excellance hingelegt haben und dort die nachfolgenden Bands komplett in den Schatten stellten. Frontlady Alissa White-Gluz, die zudem in der vergangenen Woche mit der Veröffentlichung einer Single in Kooperation mit ALICE COOPER Gitarristin Nita Strauss „The Wolf You Feed“ von sich reden machte, glänzt durch bärenstarke Growls und fulminante Sprünge, wobei auch die Passagen mit Cleangesang wie in „Handshake With Hell“ frenetisch gefeiert werden.

Die obligatorische Fahnenpräsentation fehlt ebenso wenig wie die Titel der GOSSOW-Ära, die - betrachtet man die Entwicklung der Band seit dem Austausch der Frontlady – gefühlt eine Ewigkeit schon Geschichte ist. Aufgrund des straffen Zeitplans entfällt das Schlagzeugsolo, dafür gibt es immer wieder Sprünge Alissas zu bewundern, die jede Gelegenheit nutzt, vom Schlagzeugpodest abzuheben, zudem kommt als besonderer Hingucker ein weißer, Fledermaus-artiger Umhang zum Einsatz. „Snow Bound“, „Nemesis“ und „Fields Of Desolation“ beenden eine grandiose Show und bilden den krönenden Abschluss eines perfekten Abends.

FAZIT: ARCH ENEMY und BEHEMOTH sind bereits für sich genommen absolute Top-Acts der Death Metal Szene, die spielend Heerscharen von Fans mobilisieren können. Zusammen im Doppelpack aber sind sie schlicht unschlagbar. Abgerundet wird die Show durch die glänzend aufgelegten CARCASS, denen es völlig schnuppe ist, wer hier noch im Anschluss spielt und die mit ihrer „Wer ist hier der Headliner?“ - Attitüde massenweise punkten können. Aber auch UNTO OTHERS liefern prächtig ab und reihen sich problemlos in das Billing ein. Ein unvergesslicher Abend, der gerne bei Gelegenheit wiederholt werden darf.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Andreas Kommodore Johnsen für die tollen Bilder.