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Bang-Your-Head!!!-Festival 2013 - Freitag - Messegelände Balingen - 12.07.2013
Das Bang Your Head im schwäbischen Balingen gilt seit vielen Jahren als beliebter Anlaufpunkt für Freunde von traditionellen Hardrock- und Metal-Klängen. Stilistische Ausreißer in verschiedene Richtungen lockern das Programm immer mal wieder auf, außerdem wird seit einigen Jahren in der Halle auf dem Gelände ab dem frühen Abend auch ein Alternativprogramm zu den Acts auf der Hauptbühne geboten.
Auch dieses Jahr haben sich wieder zahlreiche Fans harter Klänge auf dem Messegelände eingefunden und auch das Wetter stand einem erfolgreichen und spaßigen Festival nicht im Wege.
Leider war der Verfasser dieser Zeilen der einzige Vertreter dieser schönen Website auf dem diesjährigen BYH, deshalb möge der geneigte Leser bitte verzeihen, dass in diesem Bericht nicht auf jede Band eingegangen werden kann.
Die erste Band, die meine Wenigkeit freitags zu sehen bekam, waren die dänischen Thrasher von ARTILLERY. Die niedrige Position im Billing erschloss sich mir persönlich nicht, schließlich hat man es hier nicht mit einer Nachwuchstruppe, sondern mit einer mehr oder weniger altgedienten Band zu tun. Nichtsdestotrotz legen die Herren um die beiden Stützer-Brüder (beide Gitarre) ordentlich los, insbesondere Neu-Vokalist Michael Bastholm Dahl gönnt sich keine ruhige Minute und präsentiert genug Stageagting für die ganze Band. Seine Ansagen wirkten allerdings noch sehr unbeholfen. Leider haben die Dänen immer wieder mit technischen Problemen zu kämpfen, ganz besonders, was den Gitarrensound angeht. Davon lassen sie sich allerdings nicht die Laune verderben und eigentlich kann man mit Klassikern wie ‘Khomaniac‘ und ‘Terror Squad‘ auch wenig falsch machen. Ein angemessener Start in den Tag!
Als nächstes gingen die Sleaze-Rocker von CRAZY LIXX an den Start. Meine Erwartungen waren nicht besonders hoch und wurden durch das Aussehen der Herren nicht gerade höher. Allerdings starteten die Schweden mit einem ziemlichen Brett von Song und fürs Erste waren die Zweifel verschwunden. Leider verlor man sich mit der Zeit immer mehr in der Haarspray-Poserecke (optisch ja von vorneherein, aber nun auch musikalisch), was nach dem erstem Lied extrem lasch rüberkam. Und ehrlich gesagt war ich auch der Überzeugung, dass Mitsingspielchen zu ‘Cum On Feel The Noize‘ und ‘We’re Not Gonna Take It‘ kein Mensch (mehr) braucht, allerdings kamen diese genau wie der Rest des Auftritts beim Publikum sehr gut an. Nun ja, wer’s braucht.
Geographisch änderte sich nun erst mal nichts, denn es war Zeit für DREAM EVIL. Allerdings steht dieser Name für Durchschnitts-Metal der ödesten Sorte. Dies konnte man auch an den Publikumsreaktionen ablesen, denn im Vergleich zu CRAZY LIXX, die trotz recht früher Stunde und ziemlicher Hitze ordentlich abgefeiert wurden, war hier sehr wenig los. Nach und nach wurde der Bereich vor der Bühne sogar noch leerer und ich kann es ehrlich gesagt keinem verübeln. Abwechslung gab es zu keinem Zeitpunkt zu bestaunen, weshalb es den Redakteur irgendwann in die angenehm kühle Halle verschlug – so wie große Teile der restlichen Anwesenden auch.
Um das schwedische Triple zu komplettieren, betraten nun H.E.A.T. die Bühne. Präsentiert wurde kommerzieller Hardrock, der absolut solide dargeboten wurde. Für meinen persönlichen Geschmack war das Keyboard etwas zu präsent, weshalb die Gitarre im Sound oftmals völlig unterging. Allerdings wurde mir mitgeteilt, dass die Band bis vor kurzem noch einen zweiten Gitarristen hatte, also sollte man diesem Umstand eventuell nicht zu viel Bedeutung beimessen. Die Band trat jedenfalls grundsolide auf. Abschließend noch ein paar Worte zu Sänger Erik Grönwall: Während stimmlich absolut alles im grünen Bereich war, dürfte seine Bühnenshow wohl zum Albernsten gehören, was ich bisher bei Live-Konzerten begutachten durfte. Diese Mischung aus einem x-beliebigen 80er-Glam-Frontmann, Mick Jagger und einem Storch war wirklich eine Spur zu weit draußen. Im näheren Umfeld war der Begriff „Affenkind“ zu vernehmen…
Mit MASTERPLAN stand dann eine etwas namhaftere Band auf dem Programm. In den letzten Jahren hatte die Truppe um Roland Grapow ja mit einigen Besetzungswechseln zu kämpfen, aber das aktuelle Line-Up, das ja noch verhältnismäßig frisch ist, schlug sich absolut wacker. Insbesondere der neue Sänger Rick Altzi (u.a. AT VANCE) fügte sich sehr gut ein und zeigte klar und deutlich, dass er fähig ist, mit seinen Vorgängern mitzuhalten. Insgesamt konnte man eine routinierte Show einer professionellen Band beobachten. Dennoch war es im Bereich vor dem Wellenbrecher erstaunlich leer und das obwohl die Band musikalisch exakt zum Festival passte. Zumindest der Verfasser dieses Berichts kam aber auf seine Kosten, da sich ‘Crimson Rider‘ in der Setlist fand.
Kommen wir nun zu einem der eingangs erwähnten stilistischen Ausreißer: ENTOMBED. Die Schweden boten ihr Songmaterial mit einer ordentlichen Rock’n’Roll-Kante dar, sowohl die Stücke, die sowieso aus der betreffenden Bandphase stammen, als auch Vertreter des Debütalbums „Left Hand Path“ wie beispielsweise ‘Revel In Flesh‘. Old-School-Death-Metal-Maniacs mag das sauer aufstoßen, aber solche finden sich vermutlich tendenziell eher selten auf dem Bang Your Head. So legte die Band einen furiosen und sympathischen Auftritt hin, der auch bei den Zuschauern wunderbar ankam, augenscheinlich war man dankbar für die Abwechslung im Billing. Das Highlight aus Sicht des erfreuten Schreiberlings war der Titelsong des ersten Albums.
Auch die PRETTY MAIDS aus Dänemark hätten das Potential gehabt, ihren Gig zu einem Highlight des Festivals zu machen. Wer die Band vor ein paar Jahren auf dem Headbangers Open Air sehen durfte, bekam damals eine sehr gute Hardrock-Show geboten. Zu meinem Bedauern war das hier nicht der Fall. Zunächst wurde die Soundcheck-Zeit überzogen, Ergebnisse davon bekam man beim Auftritt selbst dann allerdings nicht zu hören. Anfangs war der Klang sogar sehr schlecht. Aber auch musikalisch fehlte es einfach an Power. Das wurde zwar gegen Ende insbesondere mit dem obligatorischen Abschlusstriple ‘Future World‘ / ‘Back To Back‘ / ‘Red, Hot & Heavy‘ etwas besser und da machte das Zusehen und –hören sogar Spaß, aber alles in allem hätte es doch deutlich mehr Action sein dürfen.
Im Vergleich zu den beiden Bands, die nun nacheinander auftauchen sollten, waren die MAIDS dann allerdings doch ein Highlight. Als erstes waren STRATOVARIUS dran. Das merkte man unter anderem daran, dass 14-jährige begannen, nach vorne zu spurten. Was man der Band lassen muss, ist, dass hier definitiv Musiker am Werk sind, die ihre Instrumente beherrschen. Spielerisch ist das hier absolut hohes Niveau. In meinen Ohren wird das Songmaterial dadurch aber nicht besser. Das ganze Gegniedel ist schlicht nervtötend und wer braucht eigentlich diese Kinderliedmelodien im Metal? Und außerdem ist es eine Frechheit zu behaupten, man würde Power Metal spielen. Was sind denn dann Bands wie METAL CHURCH oder VICIOUS RUMORS? Aber auch hier: Wer’s braucht…
War mir bei ARTILLERY der Grund für die Positionierung in der Running Order schon schleierhaft, kam nun das wirklich absolut größte Rätsel auf mich zu. LORDI? Co-Headliner? Ein Blick auf den Bereich vor der Bühne beweist, dass die Band aus irgendeinem Grund zumindest unglaublich viele Menschen anzieht. Das kann doch aber auf einem Metal-Festival nicht wirklich am Eurovision Song Contest liegen, oder? Aber gut, gehen wir mal nüchtern (ähem…) an die Sache heran. Die Maskerade ist schon mal albern. Die Songs weisen nette 80er-Hardrock-Anleihen auf, sind insgesamt aber irgendwo zwischen unspektakulär und nervig. Daher also die alles entscheidende Frage: Mit welchem Recht spielt diese Band auf einer Position, die am nächsten Tag ICED EARTH innehaben würden und die in den vergangenen Jahren schon von Bands wie THIN LIZZY bekleidet wurde? Es erschließt sich mir nicht.
Zum Abschluss des Tages gab es aber dann doch noch mal einen Höhepunkt. Meine Wenigkeit stand dem SAXON-Auftritt zunächst skeptisch gegenüber. Zwar standen den in Würde gealterten Herren um Biff Byford zwei Stunden Spielzeit zur Verfügung, aber es hing eben noch der Metalfest-Auftritt im Gedächtnis. Dort war die Setlist die reinste Frechheit; 15 Songs, davon sechs vom neuen Album und einer von „The Inner Sanctum“. Wenn eine Band auf Tour ein neues Album promoten will, ist das verständlich und richtig, aber meiner Ansicht nach gehört das nicht auf Festivals. Doch eigentlich ist das schon viel zu viel der Kritik, denn der Gig, um den es hier gehen soll, war spitze. Natürlich gab es auch hier neue Songs, aber auch ausreichend Klassiker à la ‘747 (Strangers In The Night)‘, ‘And The Bands Played On‘ und natürlich das unverwüstliche ‘Princess Of The Night‘. Dazu bekam man einen grandios aufgelegten Biff und einen toll solierenden Paul Quinn. Fazit: Ein heiserer Redakteur ist ein zufriedener Redakteur.
Für meinen Geschmack war der Samstag des diesjährigen Festivals deutlich besser besetzt. Mit ENTOMBED und SAXON gab es aber auch am Freitag schon große Highlights und außerdem folgt die Fortsetzung des Berichts ja schon bald.