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CAPITANO - Blue Shell Köln - 27.03.2018

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CAPITANO; Blue Shell Köln, 27.03.2018

Wieder so ein verregneter Abend. Was gibt es da Schöneres, als im Kölner Szene-Club BLUE SHELL eine heiße Party zu feiern und dann auch noch mit den wahrscheinlich buntesten und interessantesten Vögeln der Republik?

CAPITANO hatten eigentlich vor, ihre Release-Party schon am 24.02.2018 in der Blue Shell steigen zu lassen, aber die zu dieser Zeit grassierende Grippe machte auch vor Frontmann John Who? nicht halt. Somit musste das Konzert nebst Interview abgesagt werden. Nachdem der Ersatztermin gepostet worden war, stand meinem Besuch also nichts mehr im Wege. Das Interview, das ich mit John Who? führen durfte, gibt es hier.

Ich bin schon etwas früher im Blue Shell eingetroffen und habe die Gelegenheit, mir den Soundcheck der Berliner anzuhören, der für sich genommen schon ein Highlight darstellt, denn es gibt ein paar Kostproben gesanglicher Experimente, wobei John Who? schon einmal sein Können aufblitzen lässt. Auch technische Probleme können die Stimmung nicht trüben, da ein fehlender Adapter kurzerhand zu Fuß im nächstgelegenen Gitarrenshop besorgt werden kann.


Support-Act ANSCHEIN

Pünktlich betritt um 21.00 Uhr der Support-Act ANSCHEIN die Bühne. Der 27-jährige Marburger spielt eine Mischung aus Modern Techo, Acid und Progressive Deep Tech, die er in einer 30 minütigen Live-Performance routiniert präsentiert. Die zu diesem Zeitpunkt schon zahlreich anwesenden Party-People haben somit die Gelegenheit, sich schon einmal für CAPITANO warm zu grooven, was bei draußen herrschendem kühlen Kölner Dauerregen nicht die schlechteste Idee ist.

Anschein

Nachdem der Applaus für ANSCHEIN verklungen ist, beginnt die kurze Umbaupause, in der sich die Location noch einmal deutlich füllt und trotz eines Dienstags sehr gut besucht ist.

Capitano Logo


CAPITANO betreten die Bühne

Dann hat das Warten endlich ein Ende und mit einem XXL-Intro zu Dive! betreten CAPITANO die Bühne. Schon mit den ersten gesanglichen Darbietungen des hübsch gefiederten Frontmanns wird klar, dass die krankheitsbedingte Absage des Gigs im letzten Monat die einzig richtige Entscheidung gewesen ist, denn John Who?, der ständig zwischen Falsett, Kopf-und Bruststimme changiert, kommt mit einer Dynamik über die PA, die er angeschlagen nicht ansatzweise hätte liefern können. Am heutigen Abend aber ist er in Hochform und hat das Publikum sofort auf seiner Seite.

John Who?

 

Während die Federboa lässig um den Hals drapiert ist, versteht John es, sein Schwanenhals-Mikro ähnlich lasziv zu bewegen wie seine Hüften. Der Mann ist einfach ein Unikat, das seinesgleichen sucht, wobei ihm Gitarrist Fuzz Santander, Schlagzeuger Dyve Dymond sowie Basser Mikael Goldbløm mit treibenden Grooves den Rücken freihalten.

My Bad“ liefert gesangliche Eskapaden der Extraklasse, während die Band grandios aufgelegt ist und man die Spielfreude nicht nur hört, sondern an den Gesichtern ablesen kann.

Natürlich werden diverse Federkanonen abgefeuert und sorgen für zusätzliche Farbakzente. Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist klar, dass CAPITANO ein Gesamtkunstwerk darstellt, das sich zunächst einmal krachender Beats, hypnotischer Licks und exaltierter Gesangsdarbietungen bedient, die audiovisuelle Komponente kommt aber ebenfalls nicht zu kurz und bildet einen mindestens gleichwertigen Bestandteil.

Nach „I Dance“ verlässt Leadsänger John kurzzeitig die Bühne, während die drei verbleibenden Capitanos die Stirnlampen aufsetzen, schon allein um den scheinbar am Anschlag arbeitenden Nebelmaschinen Paroli bieten zu können. Teilweise sind die sich im Takt der Musik bewegenden Lichtkegel die einzigen Fixpunkte, denn das Bühnenlicht ist komplett ausgeschaltet, um einen Höhepunkt des Abends anzukündigen.

Fuzz Santana

John Who? hat sich während des Intros zu „Erschießen“, einem IDEAL-Cover, hinter der Bühne tatsächlich noch einmal aufgebrezelt und erscheint in einem LED bestückten Anzug, was auf der eingenebelten Bühne fast schon gespenstisch wirkt.

Das Publikum erlebt einen der vielen Höhepunkte der Show, denn die Version, die nun folgt, klingt, wie wohl zur Zeit nur CAPITANO klingen können, die den Titel komplett zu Ihrem machen, was für Begeisterung in der Menge sorgt, denn die Mischung zwischen spacigem Groove und abgefahrenem Arrangement trifft genau auf den Punkt.

Wer nun geglaubt hatte, CAPITANO würden nach diesem Intermezzo zur Tagesordnung übergehen, sieht sich getäuscht, denn die Berliner ziehen mit „Everybody Wants To Rule The World“, einer Cover-Version des TEARS FOR FEARS Welthits, direkt einen weiteren Pfeil aus dem Köcher, der erneut voll ins Schwarze trifft, da auch hier das Arrangement die perfekte Balance zwischen nostalgischer Attitüde und modern interpretierter Performance abbildet, ein grandioser Anklang an die Wurzeln der Band mit völlig eigenständiger Umsetzung. Chapeau!

Nach und nach verzieht sich der Nebel und John kündigt unter frenetischem Jubel „Gypsy On A Leash“ mit den Worten an: „Dies hier ist unser Hit. Damit werden wir berühmt. Denkt an meine Worte.“ Das kann man ungesehen glauben, denn die Version, die folgt, klingt noch wesentlich kraftvoller als von Vinyl oder CD und das Publikum hat mittlerweile mehrere Gänge höher geschaltet, was die Truppe und allen voran John ein ums andere Mal zu noch mehr Enthusiasmus antreibt.

John Who?


Nach diesem eigentlich letzten Titel des Sets bleiben die vier gewohnt unkonventionell, da auf die kurze Frage des Fronters „Wollt ihr mehr“? ein wahrer Orkan losbricht, der keine weiteren Fragen zulässt und die Band somit direkt und ohne die Bühne zu verlassen, zur Zugabe übergeht.

CAPITANO spielen eine hoch energetische Version von „Superhyperdyperbolic“, John, der sich zwischenzeitlich seines LED-Sakkos sowie seiner Maske entledigt hat, startet Ausflüge ins Publikum und man hat das Gefühl, einen Moment zu erleben, an dem man tatsächlich versucht sein könnte zu sagen: „Verweile doch, du bist so schön.“

Good Times (For Bad Habits)“ sowie „My Bad“ beschließen den Encore-Part und John verlässt unter dröhnendem Applaus die Bühne, ein Abgang, der, wie immer im Blue Shell, durch das jubelnde Publikum erfolgen muss, was zur Folge hat, dass er die ersten Glückwünsche und Schulterklopfer direkt entgegennehmen kann.

Mikael Goldbløm


Gitarrero Fuzz Santander, der nebenbei auch virtuos das Keyboard bedient und für die exakt positionierten Samples verantwortlich ist, feuert das Publikum mit dem kleinen Hinweis: „wenn ihr laut genug schreit, kommt John nochmal wieder“ zu neuen Höchstleistungen an.

John Who? lässt sich auch nicht lange bitten und gibt beim Publikumswunsch „Good Times (For Bad Habits)“ noch einmal alles. Nach einem tumultartig abgefeierten Schussakkord gehen die CAPITANOs von der Bühne und lassen reihum strahlende Gesichter zurück.

FAZIT: CAPITANO liefern im BLUE SHELL großartig ab und es gibt wohl niemanden unter den Besuchern des Konzerts, der nicht auch noch am Morgen danach ein Grinsen im Gesicht hatte. Ich für meinen Teil kann nur sagen: Die Messlatte, für das, was ein Rockkonzert können muss, wurde an diesem Abend durch die Berliner enorm hoch gelegt, denn selten erlebt man heutzutage noch eine derart faszinierende Mischung essentieller Bestandteile künstlerischer Ausdruckskraft.

Setlist


Line-Up:


John Who? - Gesang

Fuzz Santander - Gitarre, Keyboards, Samples

Dyve Diamond - Schlagzeug

Mikael Goldbløm - Bass

 

Setlist:

 

  • Dive!

  • My Bad

  • Superhyperdyperbolic

  • Good Times (For Bad Habits)

  • Get Naked

  • None The Less

  • I Dance

  • Erschießen (IDEAL-Cover)

  • Everybody Wants To Rule The World (TEARS FOR FEARS – Cover)

  • Gypsy On A Leash

  • ---

  • Superhyperdyperbolic

  • Good Times (For Bad Habits)

  • My Bad

  • ---

  • Good Times

  • Bruno Mars Cover


CAPITANO-Interview

CAPITANO Hi! Review

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Mein Dank geht an Fleet Union Promotion für die Akkreditierung.


Stefan Haarmann - Stellv. Chefredakteur (Info)

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