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Gotthard Defrosted Part II - Zeche Bochum - 18.03.2018

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Gotthard Defrosted Part II, Zeche Bochum, 18.03.2018

 

Zwanzig Jahre nach der legendären Defrosted-Tour, die den Grundstein zum großen Erfolg GOTTHARDs legte, gehen die Schweizer erneut mit einem unplugged-Set auf Tournee.

Ein Wagnis der besonderen Art, denn die Gefahr, am eigenen Selbstverständnis und der Erwartungshaltung derer zu scheitern, die schon vor zwanzig Jahren in Konzerte geströmt sind, die mittlerweile den Stempel „legendär“aufgedrückt bekamen, ist nicht von der Hand zu weisen.

Die Frage also, ob es GOTTHARD gelingen kann, etwas vom Zauber der ersten Defrosted-Tour in die Jetztzeit hinüberzuretten, beschäftigt mich schon seit dem Tag, als die Tourdaten veröffentlicht wurden.

 

Als Special Guest haben sich die Jungs um Leo Leoni in der Tat etwas besonderes einfallen lassen, denn mit Eric Martin, dem Frontmann der legendären Formation MR. BIG, ist ein echter Hochkaräter mit von der Partie, der in Begleitung seines kongenialen Partners, DEMON-Gitarrist David Cotterill, schon allein das Eintrittsgeld wert ist.



Die beiden brennen ein 45 minütiges Feuerwerk ab und lassen keinen der balladesken MR. BIG Titel aus, mit Ausnahme des Welthits „To Be With You“, auf den das Publikum vergebens hofft.

Dafür gibt es „Wild World“, „Voodoo Kiss“, „Daddy, Brother, Lover Little Boy“ und viele weitere Klassiker, die in der ausverkauften Zeche begeistert gefeiert werden.

Kurze Umbaupause, dann geht es pünktlich um 20.00 Uhr mit dem Hauptact los.

Nach einem Intro, das etwas zu lang geraten scheint, betreten GOTTHARD vor einem überdimensionalen Defrosted II Logo, in dem auch das Matterhorn nicht fehlen darf, die Bühne der Zeche, auf der sie, wie Bassmann Marc Lynn später erzählt, zuletzt auf der Defrosted I Tour zusammen mit Steve Lee gestanden haben.

Und genau hier liegt der Knackpunkt von Defrosted II. Man hat das Gefühl, der mächtige Spirit des 2010 verstorbenen Gotthard Frontmanns schwebt ständig über der Kulisse und hemmt die Protagonisten, die sich zwar redlich bemühen, der neuen Tour ihre ganz eigene, persönliche Note zu verleihen, aber ständig in Schockstarre ob der hochgesteckten Erwartungen des Publikums verharren.

Allen voran Nic Maeder, der an diesem Abend auch noch von einer Erkältung geplagt wird, die seiner Stimme und seinem Selbstvertrauen schadet



Los geht’s mit „Miss Me“ vom aktuellen „Silver“ Album, ein Auftakt, den man in diesem Arrangement noch nicht gehört hat und der darum zu den richtig guten Momenten der Show zählt.

Mit von der Partie sind neben der Stammbesetzung Keyboarder Ernesto Ghezzi und Percussionist Andi Pupato, der schon auf der 97er Tour für Glanzlichter sorgte, sowie zwei Backgroundsängerinnen, die eine echte Bereicherung darstellen und für Mr. Maeder ein ums andere Mal in die Bresche springen.

Mit „Out On My Own“, „Bang!“ und „Sweet Little Rock´n´Roller“ geht’s dann rockiger weiter, bevor mit „Beautiful“ die erste Ballade des Abends auf dem Programm steht.

„Hush“ liefert wie gewohnt die vom Publikum eingeforderten Sing-Along Parts und für einen Augenblick scheint alles tatsächlich so zu sein wie damals.

Tequila Symphony No.5“ entpuppt sich als echtes Highlight und zeigt die Band von ihrer besten Seite, ein Groove, der total von der Norm abweicht und auch Nic glänzen lässt, weil er auf seine stimmliche Range angepasst ist.

Nach dem Stampfer „Mountain Mama“ wird es besinnlich und es folgt ein Mittelteil mit „One Life, One Soul“ als Höhepunkt, der überwiegend vom Publikum gesungen wird.

Die kleinen Neckereien Leo Leonis, der sich über Nic Maeders mangelhaftes Deutsch lustig macht, wirken etwas aufgesetzt, weil einstudiert, Stichwort: „Steine´N´Rollen“



Den größten Lacher des Abends erntet daher auch eine ungewollt komische Situation. Als Gitarrentechniker Urs Nic Maeder vor „Starlight“ eine völlig verstimmte Gitarre reicht und dieser etwas verdutzt ein paar Töne klimpert, lässt Leoni in Richtung Maeder den Kernsatz „Gutes Personal ist schwer zu finden“ ab, der zudem reichlich Interpretationsspielraum bietet.

Den Abschuss des regulären Sets bildet „Lift U Up“ aber als die Band von der Bühne geht, ist allen im Publikum klar, dass es das noch nicht gewesen sein kann, denn mit „Heaven“ fehlt noch einer der größten Hits, der auf keinem GOTTHARD – Konzert fehlen darf.

Natürlich kommen die Fans noch in den Genuss dieses Klassikers, der Steve Lee gewidmet wird und in dessen Verlauf Leo Leoni ein paar stille Tränen verdrückt, was absolut authentisch und ungekünstelt wirkt, ein echter Gänsehautmoment.

Anytime, Anywhere“ rockt dann das Publikum noch einmal richtig durch, bevor GOTTHARD nach einer weiteren, kurzen Verschnaufpause ein letztes Mal zurückkommen und „Smoke On The Water“ zum Besten geben, ein DEEP PURPLE Cover, das so gar nicht passen will.

Dann ist endgültig Schluss und nach minutenlangen Ovationen verabschiedet sich die Band von ihrem begeisterten Publikum.

 

 

FAZIT: Ein solider Auftritt, dem allerdings ein wenig die Magie des Jahres 1997 fehlte, weil der Magier gegangen ist und die Zauberlehrlinge um Leo Leoni unter der Bürde, die der Meister hinterlassen hat, schier erdrückt werden. Die Idee, mit Defrosted Part II an den Erfolg der ersten unplugged-Tour GOTTHARDs anzuknüpfen, reifte, wie Freddy Scherer in einem Interview erzählte, schon seit mehreren Jahren. Die Umsetzung kann als Erfolg verbucht werden, auch wenn man Steve Lee wohl gerade auf dieser Tour am schmerzlichsten vermisst.

 

Line-Up:

Gesang - Nic Maeder

Gitarre - Leo Leoni, Freddy Scherer

Bass - Marc Lynn

Schlagzeug - Hena Habegger

Keyboards - Ernesto Ghezzi

Percussion - Andi Pupato

Backgroundgesang – Mara, Barbara

 

Setlist:

  • Intro

  • Miss Me

  • Out On My Own

  • Bang!

  • Sweet Little Rock´n´Roller

  • Beautiful

  • Feel What I Feel

  • Hush

  • Remember It´s Me

  • Stay With Me

  • Keyboard Intro: Mondscheinsonate (Beethoven)

  • Tequila Symphony No.5

  • Mountain Mama

  • Why

  • C ést La Vie

  • One Life, One Soul

  • Tell Me

  • Starlight

  • Sister Moon

  • Ride On

  • Lift U Up

  • ---

  • Heaven

  • Anytime, Anywhere

  • ---

  • Smoke On The Water


Website GOTTHARD

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Stefan Haarmann - Stellv. Chefredakteur (Info)

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