Partner
Services
Statistiken
Wir
ROCKHARZ 2025 | Donnerstag, 03.07.2025 - Ballenstedt - 03.07.2025

ROCKHARZ 2025 | Donnerstag, 03.07.2025 - Ballenstedt
Tag 2: Donnerstag, 03.07.2025
Seit dem Jahr 1993 hat sich am Fuße des nördlichsten Mittelgebirges der Republik ein Metal-Festival etabliert, dessen Bühnen anfangs auf LKW-Anhängern standen und etwa 100 Fans lockten, mittlerweile jedoch mit etwa 25.000 Besuchern zu den festen Größen im Festivalkalender der Metalheads zählt. Das Ganze findet seit 2009 auf dem Flugplatz Ballenstedt im Harz statt, der neben dem normalen Flugbetrieb in dieser Zeit auch das Abheben der Fans aufgrund harter Metal-Klänge ermöglicht.
Die beiden Bühnen Rock Stage und Dark Stage sind gleichwertig. Die Running-Order, in der es keine Zeitüberschneidungen der Shows gibt, ermöglicht es den Fans, tatsächlich jeden Auftritt sehen zu können, was bei anderen Festivals eher selten der Fall ist.
Neben dem amtlichen Line-Up bietet das Festival darüber hinaus eine Reihe netter Annehmlichkeiten, die das Erlebnis abrunden und entspannt genießen lassen, hier sei insbesondere der familiäre Charakter des Events genannt, dessen Organisatoren stets die Überschaubarkeit vor ein überbordendes Wachstum gestellt haben.
Während es an „normalen“ Festivaltagen erst gegen 11.30 Uhr mit dem offiziellen Programm beginnt, hält der heutige Donnerstag eine faustdicke Überraschung für die bereits zu früher Stunde versammelten Metalheads bereit. Erstmals ist es nämlich möglich, sich auf dem ROCKHARZ das Ja-Wort zu geben, um den Rest des metallischen Daseins als Ehepaar bestreiten zu können. Dass ich beim Debüt mit Standesbeamtin unten geschnitzten Totenschädeln den Trauzeugen geben durfte, sei hier am Rande vermerkt. An dieser Stelle nochmals alles Gute, Karina und Andreas!
Nach erfolgter Zeremonie beginnt der Festivaltag mit DELIVER THE GALAXY, die mit ihrem Science-Fiction Metal die noch etwas angeschlagenen Fans vor die Bühne locken können. Die Temperaturen sind heute etwas moderater als am gestrigen Tag, dennoch rinnt der Schweiß, sobald es vereinzelte Sonnenstrahlen schaffen, sich den Weg durch die Wolkendecke zu bahnen.
Mit ASENBLUT geht es anschließend in der Zeit deutlich zurück, denn die Mannen um Tetzel Schmidt haben sich das breite Feld nordischer Mythologie als ihr musikalisches Schlachtfeld erkoren, auch wenn es neuerdings des Öfteren auch Texte jenseits der Götterwelt gibt. Das Auftreten bleibt martialisch und Hühne Tetzel ist hier ganz offensichtlich in seinem Element.
Danach wird es bunter, schriller und tanzbar. KUPFERGOLD finden sich zur Folk-Rock-Show ein, in deren Verlauf verbal der ein oder andere Becher geleert wird, während das Infield allmählich Betriebstemperatur erreicht, erste Crowdsurfer inklusive. Der Ohrwurm „Kupfer und Gold“ bleibt hierbei wie Honig in den Gehörwindungen kleben.
MISTER MISERY haben den Trip aus ihrer Heimat Schweden in den Harz sicher nicht bereut. Der neue Bassmann muss die erste Feuertaufe bestehen, was vor feierndem Infield bestens gelingt. Wer die Band noch nicht auf dem Zettel hat, sollte das umgehend nachholen, denn hier gibt es einen schmackhaften Mix aus Gothic, Metal, Metalcore und Glam auf die Ohren, der bleibenden Eindruck hinterlässt. Das mächtige Backdrop sorgt für den passenden Rahmen einer tollen Show.
Wer geglaubt hatte, dass für die ehemaligen Donnermütter Guernica Mancini (Gesang), Emlee Johansson (Schlagzeug) und Mona “Demona” Lindgren (Bass) der Rauswurf bei THUNDERMOTHER das Ende der jeweiligen Karrieren bedeuten würde, sieht sich mit dem Auftritt ihrer Band THE GEMS eines Besseren belehrt. Zwar fehlt an diesem Tag Bassfrau Mona aufgrund ihrer Schwangerschaft, die beiden verbliebenen Grazien reißen aber mit Verstärkung ein herzerfrischendes Programm ab, das im Infield für ausgelassene Partystimmung sorgt. Der waschechte Rock´n´Roll, den die Band bietet, sorgt allenthalben für strahlende Gesichter.
Den Steilpass der Schweden nehmen THE NEW ROSES mit traumwandlerischer Sicherheit auf und verwandeln die Fans vor der Bühne ihrerseits in eine hüpfende Masse, die Hits wie „Down By The River“ oder „Nothing But Wild“ extatisch abfeiert. Das Erz-Poser Norman Bites nach zwei Jahren krankheitsbedingter Abstinenz wieder mit von der Partie ist, tut der Band sichtlich gut. Kein Lick, der nicht mit wildester Pose gefeiert würde, kein Riff, der nicht von unnachahmlichen Grimassen veredelt würde. Weltklasse, die auch das Publikum entsprechen zu würdigen weiß.
GREEN LUNG bieten dann eher finsteren Stoff, der im schroffen Gegensatz zu mittlerweile wieder strahlenden Sonne steht und auch MEMORIAM in Anschluss zelebrieren ihren wahrscheinlich bisher heißesten Auftritt am Fuße der Teufelsmauer mit der nötigen Hingabe. Death Metal, wie er im Buche steht, da können auch die technischen Probleme zu Anfang des Sets nichts von der Wucht der Band nehmen.
Wem das Ganze etwas zu düster gewesen ist, findet bei J.B.O. deutlich seichtere, weil augenzwinkernd parodistische Abwechselung. Die Männer aus Erlangen nehmen schlicht alles aufs Korn, angefangen bei „Walk Like An Egyptian“ bis hin zum Klassiker der Prinzen „Alles nur geklaut“, das J.B.O. - Geschäftsmodell. Spritzig und voller Elan wird die Spaß-Attacke auf das Infield abgefeuert, Frontmann Hannes „G. Laber“ Holzmann zeigt sich nach überstandenem Schlaganfall im vergangenen Jahr in Topform, so dass J.B.O. hoffentlich noch lange eine feste Größe auf den Bühnen der Republik bleiben werden.
WARKINGS taufen etwas später das Festival kurzerhand in „Rockus Harzus“ um, dazu gibt es reichlich Fantasy-Metal, hymnische Tracks, Pathos und Gladiatorenästhetik, falls es so etwas geben sollte. Tribun und Mastermind Georg Neuhauser von SERENITY hat seine Spießgesellen in bewährter Schlachtordnung in den Harz abkommandiert und getreu dem Schlachtruf „Fight Fight Fight“ wird hier alles in Grund und Boden gehämmert. Morgana le Fay (aka Secil Sen) sorgt zwischenzeitlich für die schillernden Momente des Set, das zu Füßen der Teufelsmauer keine Gefangenen macht.
Deutlich härter wird es anschließend wieder bei SODOM, die aus dem Ruhrpott bestens gelaunt angereist sind, um mit den Fans eine Party zu feiern. Das gelingt spielerisch leicht, denn in der Kürze der Zeit bleibt nur Platz für die Karrierehighlights, die in Infield mächtig abgefeiert werden, SODOM-Anfeuerungsrufe inklusive. Böse Zungen behaupten, dass sich die Jungs während des Gigs erstmals seit Jahren wieder auf der Bühne sehen konnten, da der gewohnte Nebel fehlte und die Sonne für mehr als ausreichende Beleuchtung sorgte.
VERSENGOLD feiern dann hemmungslos das Leben – und wie! Vom ersten Song an herrscht Ausnahmezustand: Crowdsurfing, Mitsingstürme, ein Meer aus tanzenden Menschen. „Thekenmädchen“, „Haut mir kein Stein“ (das musikalische Testament Hoyers) und natürlich die Live-Premiere von „Klabauterfrau“ machen den Auftritt zu einem Highlight des Tages. Luftschlangen regnen auf die feiernde Menge, VERSENGOLD sind in Bestform. Mittelalterfolk trifft Moshpit funktioniert perfekt.
Dann wird’s theatralisch: KING DIAMOND betritt mit kunstvollem Bühnenbild und Schaueratmosphäre die Bühne. „Welcome Home“, „The Candle“, „Burn“ oder „Abigail“ – Klassiker jagt Klassiker. KING DIAMONDs Falsett sorgt seit je her für Diskussionen, der Stimmung ist dies an diesem Tag aber nicht abträglich: Die Inszenierung ist ein düsteres Metal-Kabinett, das die Fans begeistert. Der Meister zeigt sich bestens aufgelegt und nimmt sich zwischen den Highnotes sogar die Zeit, mit dem Publikum zu flirten, womit der Mensch hinter der Kunstfigur erkennbar wird. Diese Momente sind es, die unbezahlbar, weil unverhofft und nur in der Livesituation möglich sind. Eine grandiose Show.
HEAVEN SHALL BURN ohne Frontmann Marcus Bischoff – geht das? Sicher, aber nur wenn hochkarätiger Ersatz vom Kaliber einer Britta Görtz (HIRAES) in die Bresche springt. Nach dem Abbruch der Show bei Rock am Ring vor einem Monat ist der Shouter noch nicht wieder ganz bei Stimme. Britta Görtz macht ihre Sache als Vertreterin mehr als gut. Die Hits der Band werden an diesem Abend nicht nur gefeiert, sondern zelebriert, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Fans heilfroh sind, überhaupt in den Genuss der Show zu kommen. Marcus Bischoff verspricht in seiner Abschlussrede, mit HEAVEN SHALL BURN und neuem Album im kommenden Jahr auf Tour zu gehen, wir halten euch auf dem Laufenden.
Den Schlusspunkt unter den zweiten Festivaltag setzen NACHTBLUT und NON EST DEUS, die ihrerseits nochmals alle Reserven der Fans mobilisieren und für den perfekten Ausklang sorgen.
Alle DELIVER THE GALAXY-Fotos gibt es hier.
Alle ASENBLUT-Fotos gibt es hier.
Alle KUPFERGOLD-Fotos gibt es hier.
Alle MISTER MISERY-Fotos gibt es hier.
Alle THE GEMS-Fotos gibt es hier.
Alle THE NEW ROSES-Fotos gibt es hier.
Alle MEMORIAM-Fotos gibt es hier.
Alle J.B.O.-Fotos gibt es hier.
Alle WARKINGS-Fotos gibt es hier.
Alle SODOM-Fotos gibt es hier.
Alle KING DIAMOND-Fotos gibt es hier.
Alle HEAVEN SHALL BURN-Fotos gibt es hier.
Hier geht es zum Freitag
Hier geht es zum Samstag
