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Rock Hard Festival 2010 - Samstag - Amphitheater Gelsenkirchen - 22.05.2010
Auf einer geputzten Hauptbühne konnte es dann am Samstag weiter gehen. Zwar war es am Vorabend auch schon ordentlich voll auf dem Gelände, doch wie zu erwarten war, legte die Menschenmenge an Quantität noch einmal zu. Kein Wunder angesichts der Tatsache, dass eine Band wie die legendären New Orleans-Thrasher EXHORDER zum ersten Mal seit 18 Jahren (!) in Deutschland auftreten sollte. Genauso gespannt war man aber auch darauf, wie sich die teutonische Solinger Stahlschmiede ACCEPT mit ihrem neuen Sänger Mark Tornillo schlagen würde. Und fast schon in Vergessenheit geratene Bands wie RAVEN oder die Italiener von BULLDOZER sieht man auch nicht alle Tage auf deutschen Bühnen. Ab heute war auch Kollege Lutz Koroleski mit von der Partie, seine Beiträge sind mit (LK) gekennzeichnet, meine mit (ASZ).
Zur Galerie mit den schönsten Impressionen vom Festival geht es hier entlang.
Den Anfang machte die vermeintlich softeste Band des ganzen Tages, nämlich die Melodic-Power-Metaller ORDEN OGAN aus dem Sauerland. Vor der Bühne hatte sich zumeist jüngeres Publikum versammelt, das auch fleißig Applaus spendete. Nicht ganz optimal war allerdings der Sound, die Rhythmusgitarre ließ sich mitunter nur erahnen. Nach vier älteren Songs und den obligatorischen Mitsingspielchen (an denen ich nie Spaß haben werde) ging man dann endlich zu den Nummern vom aktuellen, tollen Album "Easton Hope" über. Das schöne "Welcome Liberty" und der Titeltrack ertönten zunächst, danach folgte der leicht kontroverse Hit "We Are Pirates". Die Nummer ist gleichzeitig RUNNING-WILD-Hommage und Schunkelsong und stilecht präsentierte man eine Piratenbraut mit Totenkopf-Flagge auf der Bühne. Das darf man natürlich alles total albern finden, mir gefiel es als Einstimmung aber ganz gut. (ASZ) EVILE starteten den diesjährigen RHF-Thrash-Reigen und machten dabei gar keine schlechte Figur. Während der Sänger/Gitarrist und der Bassist optisch stark an James Hetfield bzw. Cliff Burton erinnerten, gab es auch akustisch eine deutliche Verneigung gen Bay Area zu hören. Das Ganze wurde spielerisch sauber präsentiert, wobei kleinere technische Probleme den Spielfluss etwas störten. Ein erster kleiner Circle Pit war die Reaktion auf einen vielleicht nicht mitreißenden, aber durchaus sehr soliden Auftritt. (LK)
Nachdem die britischen SLAYER-Fans, die zudem verdammt laut waren, die Bühne geräumt hatten, wurde es Zeit für BULLDOZER - eine Band aus Italien, die bereits seit 1980 besteht, die aber wohl nur wirklich Insidern vertraut war. Musikalisch wurde ruppig-räudiger Thrash geboten, der mitunter an VENOM und olle SODOM-Kamellen erinnerte und weitestgehend rasant gespielt wurde. Dazu gab es fast schon schwarzmetallischen Keifgesang. Die Musik war zwar nicht unbedingt originell, dafür aber die Bühnenshow. Denn Sänger Alberto Contini hatte nicht nur einen interessanten Bartwuchs vorzuweisen, sondern betrat als Priester gekleidet die Bühne und stellte sich an eine (etwas notdürftig zusammengezimmerte) Kanzel. Dort aufgestützt kläffte er mit grimmiger Miene ins Mikrofon, was wirklich cool anzusehen war. Erstaunlich auch, dass ein italienischer Sänger angesichts des bevorstehenden Champions-League-Finales "Bayern, Bayern" ins Publikum bölkte - des Rätsels Lösung: Contini ist Anhänger des AC Mailand und somit Erzfeind der Münchener Gegner Inter Mailand. Nun, wie wir wissen, brachte das alles nichts. Aber zurück zum Festival: Die Gage für ihren erst zweiten Auftritt in Deutschland spendet die Band übrigens an Unicef, das sollte man nicht unerwähnt lassen. Insgesamt ein netter Auftritt dieser Band, da kaum jemand aber mit ihnen vertraut war und auch die Hitze ihr Übriges tat, nahmen nur wenig Zuschauer wirklich Notiz von den Italienern. (ASZ)
Als die Dänen von ARTILLERY die Bühne betraten, musste man zweimal hinschauen, um sich zu vergewissern, dass die zu vernehmende Musik tatsächlich von den drei älteren, fröhlich grinsenden Männern stammte, die da meist gemächlich über die Bühne schlurften. Bis auf den sehr agilen und auch stimmlich äußerst souveränen Frontmann Søren Adamsen wirkte die Performance der übrigen nicht drummenden Musiker doch sehr behäbig und wollte nicht so recht zu den mächtigen Thrash-Attacken passen, die vor allem vom aktuellen Album "When Death Comes" und dem 90er-Referenzwerk "By Inheritance" stammten. Die beiden frühen Alben wurden mit je einem Song gewürdigt, während das Comeback-Album leer ausging. Die Gitarren klangen zwar zu leise und drucklos, ansonsten lieferte die Band insgesamt eine musikalisch einwandfreie, optisch aber eher durchwachsene Vorstellung ab. Dies spiegelte sich auch in den vergleichsweise verhaltenen Publikums-Reaktionen wider. Obwohl sich der Bassist/Sänger und der Gitarrist von RAVEN sehr bemühten und hoch motiviert wirkten, wollte der Funken im Laufe des Auftritts nicht so recht überspringen. Dafür dürfte wohl in der Hauptsache das reichlich bieder und altbacken klingende und dem Großteil des Publikums unbekannte Songmaterial verantwortlich gewesen sein. Davon abgesehen hatten einige Posen und Outfit-Details des Gitarristen ein bisschen was von SPINAL TAP, wobei die Band trotzdem sympathisch rüberkam. Man fühlte sich etwas an die unermüdlichen und bis vor kurzem ebenfalls nur mäßig erfolgreichen Kollegen von ANVIL erinnert. Insgesamt aber nicht gerade ein musikalisches Highlight des RHF 2010. (LK)
Von den Songs einer Band wie EXHORDER bleibt zunächst nicht allzu viel hängen, wenn man sie das erste Mal hört. Das brutale Riffgeschredder der Band aus New Orleans, an dem sich später PANTERA in Sachen Gitarrensound orientierten, ist nämlich in erster Linie reichlich unmelodisch und zudem mit einer deftigen Prise Death Metal versetzt. Das Volk direkt vor der Bühne feierte die Band um den inzwischen Glatze tragenden Sänger Kyle Thomas ordentlich ab und ließ sich von den Songs der einzigen beiden Alben "Slaughter In The Vatican" und "The Law" zu manchem Moshpit hinreißen. Zu diesem Zeitpunkt wurde aber schon deutlich, dass die Entscheidung der Organistoren, am Samstagnachmittag gleich vier Thrash-Metal-Acts auftreten zu lassen, nicht unbedingt die beste des Festivals war. Inzwischen waren nämlich einige Zuschauer vom scheinbar nicht enden wollenden Riffgewitter ein wenig gelangweilt. Das große Plus, dass das RHF sonst zu bieten hat, nämlich der stilistische Abwechslunsgreichtum, ging an diesem Nachmittag etwas verloren. (ASZ)
Bei dem Auftritt der wieder einmal reformierten ACCEPT stand vor allem die Frage im Mittelpunkt, ob der neue Sänger Udo Dirkschneider würde ersetzen können. Schon nach dem ersten Song wurde deutlich, dass stimmlich ein würdiger Ersatz gefunden wurde. Von der Ausstrahlung her blieb der neue Mann allerdings noch ein wenig blass. Der Band insgesamt war allerdings anzusehen, dass sie wieder richtig Spaß an der Sache hatten. Insbesondere dem beeindruckend aufspielenden Gitarristen Wolf Hoffmann war das Grinsen quasi ins Gesicht gemeißelt. Die Publikumsreaktionen auf das Hitfeuerwerk waren gleich von Beginn an äußerst positiv und insbesondere bei "Balls To The Wall" und "Princess Of The Dawn" kochte die Stimmung. Der neue Song "Teutonic Terror" machte sich zwischen den Evergreens erstaunlich gut und am Ende waren scheinbar alle äußerst zufrieden. Ein erstaunlich guter Auftritt, der lediglich durch den zu lauten Bass-Sound ein kleines bisschen getrübt wurde. (LK)
"The KREATOR has returned" - und wie. Die deutsche Thrash-Metal-Legende bewies beim Heimspiel (Altenessen liegt nur wenige Kilometer entfernt), dass sie auch 2010 nicht nur ein würdiger Headliner für das Rock Hard Festival, sondern auch durchaus in der Lage ist, das Amphitheater in Schutt und Asche zu legen. Unfassbar, mit welcher Wucht man eine Thrash-Granate nach der anderen ins pausenlos ausflippende Publikum feuerte. Auf der mit der Deko von der aktuellen Tour verkleinerten Bühne und mit Videoleinwand im Hintergrund setzte es nach dem Intro "Choir Of The Damned" mit dem uralten "The Pestilence" die erste Überraschung in der Setlist. Weiter ging es mit aktuelleren Stücken à la "Hordes Of Chaos", "Phobia" (ok, nicht mehr ganz so neu) und "Enemy Of God", bevor man auf Zeitreise ging. Angefangen mit "Endless Pain" arbeitete man sich chronologisch durch die Historie und so folgten "Pleasure To Kill", "Terrible Certainty", "Extreme Aggression" und "Coma Of Souls" - geht es eigentlich geiler? Nein, geht es nicht. "Amok Run", "Violent Revolution" und "Demon Prince" beendeten den regulären Set und ein weiterer unerwarteter Song eröffnete die Zugaben: "When The Sun Burns Red" dürften auch Fans der Ruhrpöttler lange nicht mehr live gesehen haben. Die obligatorischen "Flag Of Hate" und "Tormentor" beendeten einen denkwürdigen Auftritt, der musikalisch perfekt war. Deshalb muss man auch nichts weiter zu Milles wie immer etwas übertriebenen und unglaubwürdigen Ansagen anmerken. (ASZ)