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Wacken Open Air 2012 - Freitag - Wacken - 03.08.2012
Nein, so richtig nachvollziehen konnten ENDSTILLE im Vorfeld nicht, warum sie den Freitag auf der Black Stage um 11 Uhr morgens eröffnen müssen. Die Kieler Black-Metal-Fregatte nimmt es aber mit Humor und lädt in Abwandlung ihres Songs "Frühlingserwachen" zum "Frühstückserwachen". Schade nur, dass es ihnen nicht möglich ist, wie geplant Kaffee an die Fans in der ersten Reihe zu verteilen. Zum Vertreiben des Katers kommt ihr Sound aber gerade recht, was auch zahlreiche Fans so sehen und so ist es schon ziemlich voll vor der Bühne, als die Jungs mit "Dominanz" in ihr einstündiges Set starten. Eine ausgebombte Ruine ziert die Bühne, auf der sich besonders Sänger Zingultus, Basser Cruor und Neugitarrist B.Killed viel bewegen, wie üblich feuert Wachtfels seine Riffs mit stoischer Gelassenheit in die Menge. Inzwischen wirken auch die Bewegungsabläufe von Zingultus absolut souverän, das leicht tolpatschig wirkende Gestampfe seiner Anfangszeit bei ENDSTILLE gehört der Vergangenheit an und er hat sich offenbar gut an die großen Bühnen gewöhnt. Weiter geht es im Set mit "Endstilles Reich" und "Satanarchie", zu dem mit Gasmaske bekleidete Fahnenträger auf die Bühne kommen, was schön martialisch wirkt. Im Laufe des Sets wird zum Glück auch der Sound immer besser, anfangs sind die Gitarren nämlich noch viel zu leise. "When Kathaaria Falls", "World Aflame" und "Frühlingserwachen" kommen weiterhin zum Zuge, bevor es mit "Anomie" und dem Klassiker "Navigator" langsam schon aufs Ende eines – wie immer – guten Auftritts zugeht. (ASZ)
Setlist ENDSTILLE:
Dominanz
Endstilles Reich
Satanarchie
When Kathaaria Falls
World Aflame
Frühlingserwachen
Anomie
Navigator
Kurz nach High Noon liegt bereits der typisch unangenehme Geruch vom weichen, plattgetrampelten Festivalboden in Verbindung mit warmer Sonne in der Luft. Dabei sollten die richtigen Belege von oben erst noch kommen... Aber noch ist es nicht so weit und der Weg zur True Metal Stage, wo SACRED REICH wie schon bei ihrem letzten Besuch viel zu früh auf die Bühne müssen, ist noch problemlos zu bewältigen. Es ist dann auch sehr gut gefüllt, als der Vierer aus Phoenix zum "Imperial March" aus Star Wars aufläuft und anschließend mit dem überwiegend instrumentalen "Death Squad" gleich mal voll ins Mett haut. Das ist wörtlich zu nehmen, denn der Sound ist enorm basslastig und besonders von Drummer Greg Hall spürt man auch in nicht direkter Nähe zur Bühne jeden Schlag und Tritt tief in den Eingeweiden. Dabei hat die fast ausschließlich aus Thrash-Klassikern bestehende Setlist auch so genug Durchschlagskraft, um das Volk in Wallungen und die Köpfe zum Schütteln zu bringen. Ober-Sympathicus Phil Rind, der mit seiner Wohlstandsplautze hinter seinem Bass auch ohne großartige Bewegungen eine Menge und vor allem positive Ausstrahlung mitbringt, bedankt sich wie gewohnt ständig bei den Fans für die guten Reaktionen. Diese kommen seinem Wunsch nach einem Circle Pit bei Nummern wie "Administrative Decisions" und "Ignorance" wiederum gerne nach, wenn auch im Vergleich zu manch anderem Act im eher kleinen Rahmen. Ein kleines Manko bleibt bis zum Ende der Sound, da Greg Hall wirklich viel zutrommelt, während die Gitarren von Wiley Arnett und Jason Rainey insgesamt etwas zu leise sind, und auch die Setlist bietet seit der Wiederbelebung der Band natürlich kaum Überraschungen. Aber welche Songs sollte man davon auch weglassen? "I Don't Know", "The American Way", "Independent" oder das BLACK SABBATH-Cover "War Pigs", die trotz sehr überschaubarer Bewegung und Show auf der Bühne auch heute allesamt voll einschlagen, auf jeden Fall nicht. Auch das ein wenig das Tempo, aber nicht die Stimmung drosselnde "Crimes Against Humanity", das Phil Rind dem zu diesem Zeitpunkt noch inhaftierten LAMB OF GOD-Sänger Randy Blythe widmet, ist ein absolutes Muss und wird standesgemäß mitgeklatscht. Und als es zur Schlussnummer "Surf Nicaragua" in den vorderen Reihen in Sachen Circle Pit dann noch mal so richtig abgeht, lässt das das Grinsen des Frontmanns noch weiter anwachsen. Einmal mehr also ein überzeugender Auftritt der gestandenen Thrash-Metal-Herren, der den anhaltenden Wunsch nach einem neuem SACRED REICH-Album nicht gerade verkleinert hat. (LS)
Setlist SACRED REICH:
Death Squad
Love...Hate
Administrative Decisions
I Don't Know
One Nation
Ignorance
The American Way
Crimes Against Humanity
Who's To Blame
Independent
War Pigs (Black Sabbath)
Surf Nicaragua
Die größte Frage vor einem SANCTUARY-Gig dreht sich bekanntlich um die stimmliche wie körperliche Verfassung von Sänger Warrel Dane. Da von den letzten Auftritten aber durchweg Positives zu vernehmen war, ist die Hoffnung auf ein gutes Konzert ebenso groß, wie die Vorfreude auf eine Live-Darbietung von Songs der beiden Götter-Alben "Refuge Denied" und "Into The Mirror Black". Um sich ein genaueres Bild zu machen, kann man überraschend problemlos bis in die vorderen Reihen vor der Black Metal Stage vorrücken, da das Interesse an der Power-Metal-Legende doch geringer ausfällt als erwartet. Es ist nicht wirklich leer, aber etwa direkt vorher bei SACRED REICH war doch wesentlich mehr los. Das Durchschnittsalter der anwesenden Fans ist aber auch deutlich höher als bei den meisten anderen Bands. Kann es wirklich sein, dass manche NEVERMORE-Fans nicht wissen, um welche Band es sich hier handelt? Nachdem das Intro beendet und das Banner gefallen ist, hätten diese Warrel Dane vielleicht spätestens an dem von ihm bekannten BEHEMOTH-Shirt unter der Lederjacke erkannt. Der Einstand mit dem wuchtigen "Eden Lies Obscured" lässt dann auch gleich mal aufatmen, denn der Frontmann ist stimmlich durchaus gut drauf. Auch in der Folge liefert er zwar keine Meisterleistung wie in früheren Zeiten ab und lässt etwa bei den hohen Tönen von "Future Tense" einige Schwächen erkennen, insgesamt singt er aber durchaus stabil. Auch körperlich macht er einen fitteren, schlankeren Eindruck als manch anderes Mal, einen leicht verstrahlten Eindruck macht er aber dennoch. Dass er bei "Die For My Sins" sein Mikro-Kabel rausreißt, kann schon mal passieren, aber er muss etwa öfter mal den Stand der Dinge vom Bühnenboden ablesen. Immerhin versucht er zwischen den Songs immer wieder das Publikum zu motivieren, was ihm im Verlauf auch immer besser gelingt. Nur zu den von ihm erwünschten gleichen Reaktionen zu "Battle Angels", wie ehemals bei NEVERMORE bei einem Wacken-Auftritt, wird es am Ende dann doch nicht reichen. Die Gitarristen Lenny Rutledge und Loomis-Nachfolger Brad Hull machen ebenfalls einen guten Job, explodieren aber nicht gerade vor Enthusiasmus. Und die Ausstrahlung und die Flitzefinger eines Jeff Loomis vermisst man nach einer Weile schon. Auch Basser Jim Sheppard beschränkt sich aufs Spielen und bewegt sich nur gelegentlich langsamen Schrittes mal an den Bühnenrand. Nach "White Rabbit" kündigt Warrel Dane, inzwischen der Jacke und Sonnenbrille entledigt und doch schon ziemlich am japsen, eine Weltpremiere und einen neuen Song an - bis er von Lenny Rutledge darauf hingewiesen wird, dass er zu früh dran ist. Nach "Sanctuary" ist es dann aber soweit und die Band präsentiert den gespannten Fans exklusiv Material vom sehnlichst erwarteten neuen Album "The Year The Sun Died". Der erste neue Song heißt "I Am Low", eine recht getragene Nummer mit drückenden Passagen, die gut ins übrige Programm passt. Gleiches gilt für den darauffolgenden weiteren Neuling namens "The World Wired", der ebenfalls zuversichtlich auf das überfällige Drittwerk hoffen lässt. Nach "Battle Angels" ist dann vorzeitig Schluss (nach meiner Uhr genau zehn Minuten zu früh) und die Band lässt einen zufrieden, wenn auch nicht restlos begeistert zurück. (LS)
Setlist SANCTUARY:
Eden Lies Obscured
Die For My Sins
Taste Revenge
Future Tense
The Mirror Black
White Rabbit
Sanctuary
I Am Low
The World Wired
Battle Angels
Die erfolgreichsten Zeiten von OOMPH! liegen inzwischen zwar schon ein paar Jahre zurück, aber trotzdem zieht die Band am frühen Nachmittag immer noch jede Menge Volk vor die Party Stage, das den Auftritt der Wolfsburger Electro-Rocker auch gehörig abfeiert. Einheitlich in ein Matrosenoutfit gewandet, erscheint man in Sieben-Mann-Stärke auf der Bühne, wobei man sich schon fragen darf, warum man gleich zwei Keyboarder braucht. Sänger Dero ist im Gesicht zudem wie der Joker aus Batman geschminkt, dürfte aber auch ohne diese Maskerade das Grinsen angesichts der Publikumsreaktionen nicht aus dem Gesicht bekommen. Musikalisch bieten die Herrschaften ein gelungenes Best-Of-Programm, bei dem die Hits "Labyrinth", "Gott ist ein Popstar" und "Augen auf" natürlich nicht fehlen dürfen. Besonders gut kommt "Träumst du" an, bei dem die Menge hüpft, während "Bis der Spiegel zerbricht" Teeniestar Justin Bieber gewidmet wird. 80er-Fans erfreuen sich am eingedeutschen Cover von BRONSKI BEATs "Smalltown Boy", was natürlich "Kleinstadtboy" heißt und wer schon lange Fan der Band ist, bekommt "Mitten ins Herz" aus dem Jahre 1995 kredenzt. Den Rest des Auftritts verfolgen wir dann aber nur noch mit einem Ohr, da die Merchandise- und Futterstände rund um die Party Stage noch nicht begutachtet sind. Und mit Trauer müssen wir festhalten, dass der Stand, an dem es letztes Jahr großartige Hausmannskost zu fairen Kursen gab, in diesem Jahr nicht dabei ist. Dafür gibt die Grabbelkiste vom Artworx-Stand einiges her, unter anderem drei KAMELOT-Shirts in Größe L für läppische 5,- € - eines davon muss natürlich verhaftet werden. (ASZ)
Setlist OOMPH!:
Unzerstörbar
Labyrinth
Mein Schatz
Bis Der Spiegel Zerbricht
Träumst du
Kleinstadtboy
Mitten ins Herz
Niemand
Gott ist ein Popstar
Mein Herz
Seemannsrose
Sandmann
Augen auf!
Always Look On The Bright Side Of Life
Und wo wir gerade bei KAMELOT sind – die stehen als nächstes auf der True Metal Stage und laden zur Feuertaufe des neuen Sängers Tommy Karevik, der dem ersten Eindruck nach ein ordentlicher Ersatz für Roy Khan (und ebenso kurzhaarig) ist. "Ghost Opera" und vor allem "Center Of The Universe" beweisen mal wieder, dass KAMELOT aufgrund ihrer überragenden Melodien zu den besten Bands des leicht kitschigen Melodic Metals zählen. Die Band ist aktiv, hat mit der auch Geige spielenden Backgroundsängerin und dem Einsatz von Pyros auch einiges fürs Auge zu bieten, aber da sich so langsam der Hunger breit macht, belassen wir es bei drei gesehenen Songs und machen uns auf den Weg zum Zelt, begleitet von dunklen Wolken, die so langsam den Himmel über Wacken verdüstern. (ASZ)
Setlist KAMELOT:
Rule The World
Ghost Opera
Center Of The Universe
The Human Stain
The Great Pandemonium
When the Lights are Down
Sacrimony
Forever
Karma
March of Mephisto
Geahnt hatte man es schon, schließlich studiert man vor einem Festival ja den Wetterbericht, und so kommt es dann auch: Das Unwetter bricht über Wacken herein. Und zwar genau in dem Moment, als wir uns nach einer Grillpause auf dem Campingplatz auf dem Weg zu OVERKILL machen wollen. Stattdessen gilt es jetzt, die Zelte und Pavillons zu sichern, denn es regnet nicht einfach nur, es schüttet aus Kübeln. Als dann noch bedrohliche Blitze dazukommen, bleibt nur die Flucht ins Auto, denn die Vorfälle vom With Full Force sind noch allzu gut im Gedächtnis. Eine gute halbe Stunde später ist das nasse Spektakel (vorerst) vorbei - zumindest von oben, denn jetzt steht alles unter Wasser. Auf dem Campingplatz (zumindest auf unserem) ist das zu diesem Zeitpunkt noch nicht so dramatisch, aber das komplette Infield hat sich in eine riesige Schlamm- und Seenplatte verwandelt. Aber morgen wird ja zum Glück alles wieder besser werden, schließlich sind die Veranstalter früher - man denke nur mal an 2007 - schon mit schlimmeren Wetterauswüchsen fertig geworden...
Bis dahin heißt es aber durch Pfützen und Schlammlöcher waten, während es inzwischen auch immer wieder mal regnet und so schaffen wir es nur noch zu den letzten zehn Minuten von den ebenfalls eigentlich fest eingeplanten CORONER. Da ist die Thrash-Legende nach über einer Dekade wieder aktiv und dann spielen die Wettergötter nicht mit, so ein Mist. Immerhin kann man bei einer traurigen Kulisse von ein paar Hundert Nasen direkt bis an das Absperrgitter an die Bühne vorgehen, muss dabei aber auf einige Vollidioten achten, die sich in die Pfützen schmeißen und sich daran erfreuen, wenn auch Unbeteiligte was davon haben. Bleibt zu hoffen, dass für das fürs nächste Jahr angekündigte personalisierte Ticket ein Kindergartenausweis als Nachweis nicht mehr ausreicht. Bei dadurch eingeschränkter Konzentration machen einem die noch zu vernehmenden Songs "Divine Step (Conspectu Mortis)" und "Grin (Nails Hurt)" schmerzhaft klar, was man hier verpasst hat. Im exzellenten Sound zelebriert das Trio völlig unaufgeregt ihren technischen Thrash Metal und macht gelassene Miene zum bösen, ins Wasser gefallene Spiel. Das klingt verdammt großartig. Hoffentlich bekommt man in absehbarer Zeit noch mal die Gelegenheit, eines der raren Konzerte der Schweizer in ganzer Länge zu bewundern. (LS)
Als nächster Programmpunkt steht ein Interview mit der doch sehr hübschen Sängerin von KOBRA AND THE LOTUS auf dem Plan, weshalb es leider nicht mehr reicht, um OPETH auf der Black Stage zu sehen. Stattdessen steht zunächst die Suche nach einem guten Platz, um DIMMU BORGIR zu sehen, an, immerhin möchte man ja nicht unbedingt mitten in einer der riesigen Pfützen stehen. Als der Platz gefunden ist, stellt man fest, dass man ja auch noch einen guten Blick auf die True Metal Stage hat, auf der HAMMERFALL gerade ihr Werk verrichten. Hören tut man eh gut, da der Sound immer auch über die Boxen der Nebenbühne geleitet wird. Und etwas überraschend liefern die Schweden einen richtig guten Gig ab, an dem es so gut wie nichts auszusetzen gibt. Der Sound ist prima, die instrumentale Darbietung ziemlich tight und Frontmann Joacim Cans ist verdammt gut bei Stimme. Kein Wunder, dass die Stimmung hervorragend und ausgelassen ist und selbst vor der Black Stage stehen zahllose Fans und schütteln ihre Haare. HAMMERFALL zelebrieren nach eigener Aussage ihr 15-jähriges Wacken-Jubiläum und servieren dazu eine gelungene Setlist mit zahlreichen Hits wie "Heeding The Call", "Blood Bound", "Steel Meets Steel", "Renegade", "The Dragon Lies Bleeding", "Let The Hammer Fall" und "Hearts On Fire". Beide Daumen hoch für diese Performance, mit der HAMMERFALL ein bisschen die Überraschungssieger des diesjährigen Wacken Open Airs sind. Stark! (ASZ)
Setlist HAMMERFALL:
Patient Zero
Heeding The Call
Any Means Necessary
B.Y.H.
Blood Bound
Steel Meets Steel
Last Man Standing
Renegade
The Dragon Lies Bleeding
Let The Hammer Fall
One More Time
Hearts On Fire
DIMMU BORGIR spielen nicht zum ersten Mal in Wacken, aber zum ersten Mal mit echtem Orchester und großem Chor, wodurch die Bühne natürlich brechend voll ist. Der symphonische Black Metal der Band eignet sich natürlich perfekt für eine solche Umsetzung, bedingt aber, dass der Sound auch wirklich gut abgemischt ist, damit das Ergebnis auch wirklich überzeugen kann. Falls jemand die Aufzeichnung des ZDF gesehen hat und der Meinung ist, dass eben dies nicht der Fall war, dem sei gesagt: vor der Bühne ist der Sound wirklich perfekt und macht den Auftritt zu einem wirklich unvergesslichen Erlebnis. Was wohl auch für die Orchestermusiker gelten dürfte, von denen sich ein paar sogar schwarzmetallisch angemalt haben, wie man auf den großen Videoleinwänden sehen kann. Auch ist der Kontrast zwischen den Bühnenoutfits von Shagrath, Galder und Silenoz und dem klassichen Orchesteroutfit interessant anzusehen. Gespannt durfte man dahingehend sein, welche älteren Songs mit Orchester dargeboten werden. Dass viele Songs vom aktuellen Album "Abrahadabra" gespielt werden würden, ist klar, denn auf diesem Album haben DIMMU BORGIR ja auch mit einem echten Orchester gearbeitet. Und so werden zunächst ausschließlich Songs des leider recht schwach geratenen Albums gespielt. Andererseits muss man aber auch festhalten, dass eben diese Songs in der Livesituation mit Orchester und Chor wesentlich spannender sind, als auf dem Album. Der Auftritt von DJERV-Sängerin Agnete Kjølsrud in "Gateways" wird dank ihrer Ausstrahlung zu einem ersten Highlight. "Dimmu Borgir" wird zunächst nur von Chor und Orchester dargebracht, bevor (unnötigerweise) die Band mit einstimmt. DIMMU BORGIR fahren aber nicht nur musikalisch, sondern auf pyrotechnisch voll auf und so manch ein Orchestermusiker dürfte vielleicht Angst um sein Holzinstrument gehabt haben. Sieben Songs vom neuen Album werden gespielt, bevor das Programm dann auch endlich um Lieder von den anderen Alben ergänzt wird. "Eradication Instincts Defined" wird sehr stimmungsvoll ohne metallische Unterstützung dargeboten, danach geht die Post mit "Vredesbyrd", dem wahrhaft bombastischen "Progenies Of The Great Apocalypse" und "The Serpentine Offering" ab. Der Übersong "Kings Of The Carnival Creation" darf nicht fehlen, die Industrial-Nummer "Puritania" wirkt allerdings etwas fehl am Platze. Und wie sollte es anders sein, bricht mit den ersten Tönen von "Mourning Palace" ein gigantischer Jubelsturm los. Der spektakuläre Auftritt findet dann in "Perfection Or Vanity" einen ruhigen Ausklang. (ASZ)
Setlist DIMMU BORGIR:
Xibir
Born Treacherous
Gateways
Dimmu Borgir
Chess With the Abyss
Ritualist
A Jewel Traced Through Coal
Eradication Instincts Defined
Vredesbyrd
Progenies Of The Great Apocalypse
The Serpentine Offering
Fear And Wonder
Kings Of The Carnival Creation
Puritania
Mourning Palace
Perfection Or Vanity
Spektakulär? Ja, das war die DIMMU BORGIR-Show ohne Zweifel. Aber IN FLAMES setzen da nochmal einen drauf und zwar mit der wohl sensationellsten Lichtshow, die das Wacken Open Air bis dato gesehen hat. Nach dem Intro "Jester’s Door" erklingt sofort der erste Hit – wobei man das Gefühl hat, dass die Schweden heute ausnahmslos Hits spielen – mit "Cloud Connected", bei dem die Band aber nicht auf der Bühne selber steht, sondern auf verschiedenen Ebenen mitten in einem Gerüst, das hinter einer riesigen Leinwand steht, auf die zahlreiche Projektionen gebracht werden. Ein cooler Effekt, genauso wie das scheinbare Zusammenbrechen des Gerüsts nach dem Song. Bei "Trigger" ist die ganze Band dann doch auf der Bühne und alle haben sie sich richtig schick gemacht in ihren weißen Hemden und schwarzen Westen. Nach "Where The Dead Ships Dwell" kündigt der wie immer in bisschen angeheitert wirkende Anders Fridén an, dass er beim nächsten Song alle hüpfen sehen will – die werden doch wohl nicht so früh schon "Only For The Weak" bringen? Doch, genau das tun sie – und der gesamte Platz vor der Bühne ist ein einziges Meer aus glücklich springenden Menschen. Und wir mittendrin. Das Feuerwerk aus Hits, Pyros, Licht und schrägen Ansagen geht danach genauso munter weiter und kein Hit der Alben der 00er-Jahre wird ausgelassen, dazu die besten Songs des aktuellen Albums "Sounds Of A Playground Fading". Der Death Metaller rümpft da natürlich die Nase, aber warum sollen IN FLAMES auch die ollen Kamellen spielen, wo es inzwischen mehr als genug Bands gibt, die einen ähnlichen Sound zocken? Eben. Der Erfolg gibt ihnen Recht und so wird die Show an diesem Abend zu einem absoluten Triumphzug.
Setlist IN FLAMES:
Jester's Door
Cloud Connected
Trigger
Where The Dead Ships Dwell
Only For The Weak
Reroute To Remain
Crawl Through Knives
Delight and Angers
The Quiet Place
The Chosen Pessimist
Fear Is the Weakness
Alias
The Mirror's Truth
System
Deliver Us
Take This Life
My Sweet Shadow
Nach über drei Stunden im Matsch vor den Bühnen sind die körperlichen Kräfte dann nicht mehr ausreichend, um sich auch noch 75 Minuten IN EXTREMO anzugucken, weshalb wir langsam Richtung Ausgang schlendern und dabei noch "Sterneneisen", "Frei zu sein", "Zigeunerskat" und das schöne "Herr Mannelig" zu hören bekommen. (ASZ)
Spät in der Nacht sieht man die widrigen Umstände inzwischen um einiges gelassener - angemessene Bekleidung und der ein- oder andere Beruhigungstee helfen dabei - und da gibt es keine zwei Meinungen, dass bei D-A-D jetzt noch mal die Luzi abgehen muss. Der Weg dorthin wird zwar zum Adventure-Trip, der manchem weniger gut vorbereitetem Teilnehmer das Schuhwerk kostet, aber es soll sich lohnen. Übermäßig viel ist nicht mehr los um 2 Uhr nachts vor der True Metal Stage, deren Scheinwerferlicht sich vielfach im nassen Festivalboden spiegelt. Wer aber jetzt noch hier ist, weiß, dass sich für diese Band jeder Aufwand lohnt. Nach der Eröffnung mit dem aktuellen "A New Age Moving In", hebt "Jihad" die Stimmung dann auch bereits enorm und die sympathische Ausstrahlung des Dänen-Vierers überträgt sich schnell auf die überschaubaren, aber mächtig feiernden Reihen. Die reißt bei Gassenhauern wie "Everything Glows", "Monster Philosophy" und "Grow Or Pay" (wo kann man die Gitarre so geil mitsingen, wie hier?), die die bei aller Coolness gewohnt spielfreudige Band von greller Lightshow unterstützt in den Nachthimmel feuert, auch nicht mehr ab. Der publikumsnahe Jesper Binzer ("Liebe und Talent machen Konzert. Wacken habt ihr Liebe? Wir haben Talent.") ist heute gesanglich vielleicht etwas schwächer als gewohnt, dafür liegt die Band in Sachen Stageacting einmal mehr ganz weit vorne. Auch der zweite neue Song in der Setlist hat sich mit seinem Hit-Potenzial längst in die Herzen der Fans gespielt, zudem beinhaltet er heute auch noch ein geiles Drum-Solo, mit dem Laust Sonne (Jesper: "Wacken, wir brauchen Volumen. We want was Laust got") auf seinem fahrenden und abkippenden Kit dem sonstigen Blickfang Stig Pedersen mit seinen verschiedenen '2-String-Basses' die Show stiehlt. Der lässt sich das aber nicht lange bieten und holt zu der grandiosen und ausführlich zelebrierten Schlussoffensive "Sleeping My Day Away" seinen Raketenhelm hervor. Unglaublich, aber leider wahr, dass der Spaß dann auch schon wieder vorbei ist. Die mit einer Stunde viel zu kurze Spielzeit lässt eigentliche Pflichtnummern wie "Girl Nation" und "Laugh 'n' A 1/2" schmerzlich vermissen. Auch den obligatorischen Abschiedssongs "It's After Dark" muss man sich heute selber singen. Und dann hat man nicht mal mehr die Zeit, die Band ausgiebig abzufeiern und zu verabschieden, da die Ordner mit ihrem Absperrband die noch übriggebliebenen Nachtschwärmer sehr schnell und sehr bestimmt vom Gelände schieben. Schön war es trotzdem wieder. Wie immer halt bei D:A:D. (LS)
Setlist D:A:D:
A New Age Moving In
Jihad
Isn't That Wild
Everything Glows
Reconstrucdead
Monster Philosophy
Grow Or Pay
I Want What She's Got
Bad Craziness
Sleeping My Day Away
Fotocredits:
Sanctuary: www.sight-of-sound.de
D-A-D: Dirk Illing