In den allermeisten Fällen wird die Wirkung neuer, stilprägender und stiländernder Elemente innerhalb populärer Musik auf nachfolgende Generationen erst viele Jahre später deutlich, Jahre, in denen besagte, neue Denkansätze sachte und fast unmerklich Teil des Mainstream werden. Nicht so im Fall des Anfang der 1950er Jahre aufkommenden, unbändig-wilden Ablegers vulgär anmutender, afroamerikanischer Jugendkultur, deren Quelle neben dem Rhythm and Blues jenes Revoluzzertum war, das dem Establishment von je her suspekt erschien.
Der Begriff der neuen Stilrichtung Rock´n´Roll, der sich schon etwa 20 Jahre vor seiner öffentlichkeitswirksamen Geburt in verschiedenen Songtexten „Schwarzer Musik“ lokalisieren lässt, gelangte durch die „Moondog Rock and Roll House Party“ in den Fokus der amerikanischen Öffentlichkeit und insbesondere die Jugend lechzte nach dem schwarzen Rhythm & Blues, der dort erstmals weite Verbreitung erfuhr und der Sendung Kultstatus einbrachte.
Die Musik, die geprägt war von wilder und aggressiver Attitüde, erlangte nicht zuletzt aufgrund BILL HAYLEYs „Rock Around The Clock“ als Filmmusik den endgültigen Durchbruch, die nun auch vom Establishment amerikanischer Popkultur als „Rock´n´Roll“ bezeichnet wurde.
Im Fahrwasser HAYLEYs erfolgte der Aufstieg LITTLE RICHARDs, dessen unnachahmliche Art, sein Piano mit hektischen Stakkatos zu traktieren, bis in die heutige Zeit richtungweisend und unerreicht bleibt. Neben seinem ersten Millionenhit „Tutti Frutti“, folgten mit „Long Tall Sally“, „Ready Teddy“, „Rip It Up“, „Good Golly Miss Molly“, „Jenny Jenny“, „Keep A Knockin´“,„The Girl Can’t Help It“ und dem unverwüstlichn „Lucille“ Titel für die Ewigkeit, die LITTLE RICHARD im Jahre 1986 als einem der ersten Künstler die Aufnahme in die Rock´n´Roll Hall of Fame einbrachten.
Kennzeichnend für den Erfolg LITTLE RICHARDs ist der im Boogie-Woogie und dem Rhythm and Blues New Orleanscher Prägung verwurzelte Piano-Stil, den er insbesondere in Solopassagen zur Perfektion brachte und es so schaffte, den Rock´n´Roll für den Mainstream akzeptabel zu machen.
In der Folgezeit machte Richard musikalische Anleihen bei Gospel, Soul und Funk, Mitte der 1980er Jahre produzierte er Musik, die man guten Gewissens als Pop-Rock bezeichnen kann, wobei sich der Erfolg dieser späten Schaffensperiode in überschaubaren Grenzen bewegt, was dem Einfluss RICHARDs auf nachfolgende Generationen des Rock´n´Roll und des späteren Genre-Oberbegriffs „Rock“ durchaus nicht abträglich war.
LITTLE RICHARD, der am 05. Dezember 1932 in Georgia als Richard Wayne Penniman geboren wurde und von namhaften Künstlern wie MICK JAGGER, den BEATLES oder BOB DYLAN als eine ihrer Hauptinspirationsquellen bezeichnet wird, starb gestern im Alter von 87 Jahren an Krebs. Mit LITTLE RICHARD verliert die Rockmusik einen ihrer einflussreichsten Protagonisten. Seine Musik hingegen, bleibt nichts weniger als unsterblich.