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Iron Savior: Megatropolis (Review)
Artist: | Iron Savior |
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Album: | Megatropolis |
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Medium: | CD | |
Stil: | Heavy Metal |
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Label: | Dockyard 1 | |
Spieldauer: | 45:36 | |
Erschienen: | 2007 | |
Website: | [Link] |
"Chained to the entity of the machinery" heißt es im Abschlusstrack des neuen Albums von IRON SAVIOR. Das könnte man auch auf die Situation der Band beziehen. Nicht nur die Bio-Einheit der eisernen Kampfstation bleibt an die Maschine gefesselt, auch die letzten Alben schienen geprägt von Versuchen, der eigenen Stilistik gerecht zu werden und trotzdem neue Ausdrucksformen zu finden. Nachdem man mit dem Debütalbum grandios gestartet war und den hymnischen, leicht bombastischen Power- und Speed-Metal auf dem Nachfolger "Unification" fast perfektioniert hatte, war es kaum möglich, in der gleichen Richtung noch eine Steigerung zu erreichen. Stattdessen versuchten sich die Mannen um Piet Sielck auf "Dark Assault" neben einigen typischen Songs, die aber nicht mehr ganz so begeistern konnten, an leichten Korrekturen, mit atmosphärisch-düsteren Keyboards und weniger direkten Songstrukturen. Wie als Reaktion darauf erschien dann "Condition Red" wieder mit schnelleren, straighteren Tracks voller hymnischer Refrains, die an die ersten beiden Veröffentlichungen anzuschließen versuchten. Teilweise gelang dies auch sehr gut, sicherlich ein starkes Album, allerdings klang eben alles ein wenig vorhersehbar. Einen Tiefpunkt erreichten IRON SAVIOR dann mit dem letzten Album "Battering Ram". Eine eher schwache, etwas matschige Produktion, kaum wirklich mitreißende Melodien, stattdessen herrschte ein starker JUDAS PRIEST Einschlag vor. Alles wirkte etwas uninspiriert und müde, als ob der Band nicht wirklich etwas einfallen würde, sie aber noch ein Album abliefern müsste. Ein teilweise schwächelnder und gezwungen wirkender Gesang und aufgesetzt klingende Chöre passten da ins Bild.
Jetzt scheinen es IRON SAVIOR aber noch einmal wissen zu wollen: Deutlich frischer, unverbrauchter und spritziger klingt man auf "Megatropolis", dem mittlerweile sechsten vollwertigen Album, und dem ersten für die von Piet Sielck mitbegründete Plattenfirma Dockyard 1. Auch die Produktion entspricht wieder seinem üblichen Standard, wenn sie diesen nicht sogar übertrifft: richtig fett und trotzdem klar, differenziert und natürlich klingend. Viel besser kann man diese Art von Musik nicht produzieren, vielleicht soundtechnisch die bisher stärkste Veröffentlichung der Band.
Diesmal hat man es tatsächlich geschafft, sich von der übermächtigen Vergangenheit zu lösen. Zwar klingt man auch auf "Megatropolis" zu jeder Zeit wie IRON SAVIOR, allerdings werden kaum Erinnerungen an bereits bekanntes Material geweckt. Die Band geht deutlich basischer zu Werke, jeglicher Bombast wurde entfernt. Es gibt nur ganz wenige, sparsam eingesetzte Keyboards und kaum Chöre zu hören. Man rockt deutlich straighter und noch riff-orientierter und setzt fast gar nicht auf die typischen Speed-Hymnen. Leider fielen der rigorosen Reduzierung auf das Wesentliche auch fast sämtliche Background-Gesänge zum Opfer. Gerade die feinen Hooks, die Piet mit gezielt eingesetzten zweiten Stimmen und Gesangsharmonien kreierte, waren immer ein Markenzeichen von IRON SAVIOR. Andererseits zeugt es von Selbstbewusstsein, den Leadgesang so in den Vordergund zu stellen. Es gibt fast keine unterstützenden Stimmen, sondern meist wirklich nur, wie in der Live-Situation, einen alleinigen Sänger, der auch klar im Mix bevorzugt wird. Und siehe da, Piet Sielck wartet mit seiner bisher besten Gesangsleistung auf und prägt die Stücke mit einer ausdrucksstarken, ungemein kraftvollen und selbstsicheren Performance. Wo er auf dem Vorgänger teilweise noch unterging, thront er er nun bestimmend über der Musik. Auch wenn ich persönlich gerne ein paar mehr Harmonien gehört hätte, muss man anerkennen, dass dieses Veränderung gelungen ist.
Auch musikalisch setzen einige Songs die neue Marschroute passend um, es wird puristisch und straight gerockt, ohne sich mit Dingen wie Intros, Outros oder anderen Spielereien länger aufzuhalten. "The Omega Man" könnte mit seiner Direktheit, den eingängigen Leadgitarren und dem mitreißenden Refrain fast zu einer Art "I Want Out" für IRON SAVIOR werden. Das sehr rockige "Cybernatic Queen" ist sogar noch eingängiger und wird auch Melodic-Rock-Fans gefallen, die mit etwas heftigeren Riffs und kraftvollen Vocals keine Probleme haben.
Aber man beschränkt sich nicht auf eine Richtung, die einzelnen Songs unterscheiden sich recht deutlich voneinander, ohne dass dadurch die Homogenität des Albums gefährdet wäre. So bietet das eher untypische "A Tale From Down Below" beispielsweise düstere Atmosphäre, schwere Riffs und rythmisch interessante Grooves. Der schnelle Titeltrack dagegen erinnert an die Frühwerke, nur in einer etwas rockigeren und basischeren Variante. Und mit dem abschließenden "Farewell And Good Bye" hat man sogar fast eine klassische Speed-Hymne zu bieten, die so auch auf den ersten Alben hätte stehen können. Aber auch hier verzichtet man auf Bombast und Chöre und präsentiert den Song so, wie er wohl auch live klingen wird. Sozusagen die Band IRON SAVIOR pur, ohne produktionstechnische Spielereien oder Hilfsmittel. Dadurch klingt man aber eben auch ungemein frisch und mitreißend.
Die tolle Rythmusgitarrenarbeit kommt jetzt noch mehr zur Geltung, das Riffing in "Flesh" erinnert sogar fast an ANNIHILATOR, wenn diese etwas gemäßigter und grooviger zu Werke gehen. Aber auch die Leads sind erwähnenswert, immer wieder streut man sehr schön arrangierte zweistimmige Harmonien ein, die Gitarristen spielen sich gegenseitig die Bälle zu. Trotz aller Direktheit passiert ständig etwas auf instrumentaler Ebene, das gilt genauso für Bass und Drums. Heutzutage lässt sich das natürlich schwerlich an Studioaufnahmen festmachen, aber "Megatropolis" klingt wie eine perfekt aufeinander eingestimmte, unheimlich spielfreudige Band.
Leider gibt es auch ein paar nicht ganz so starke Tracks. Ausgerechnet der Opener "Running Riot" legt zwar mit heftigen Doublebass-Attacken schön los, aber dem etwas stumpfen Grölrefrain mangelt es an einer packenden Melodie. Ebenso können der melodische Rocker "Cyber Hero" und das etwas simple "Still I Believe" nicht ganz überzeugen. Es fehlen zwingende Melodien, die Refrains wirken zu sehr gezogen. Die Gitarrenriffs klingen zu beliebig und harmlos, im Gegensatz zu dem, was man auf dem Rest des Albums auffährt.
FAZIT: "Megatropolis" wirkt wie ein Befreiungsschlag für IRON SAVIOR. Die spürbare Spielfreude und mitreißende Power, welche die Band früher trotz nicht übermäßig origineller Stilistik ausmachte und von Konkurrenten abhob, haben Piet Sielck und seine Mitmusiker wiederbelebt. Gleichzeitig haben sie bewiesen, dass man ein abwechslungsreiches Album mit neuen Impulsen abliefern kann, ohne vom ureigenen Sound abzuweichen. Auch wenn nicht alle Songs Volltreffer geworden sind, so macht die Scheibe dennoch von Anfang bis Ende einfach Spaß. Als Anspieltipps wären vor allem das hymnische "Farewell And Good Bye" und die sehr eingängigen "The Omega Man" und "Cybernatic Queen" zu nennen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Running Riot
- The Omega Man
- Flesh
- Megatropolis
- Cybernatic Queen
- Cyber Hero
- A Tale From Down Below
- Still I Believe
- Farewell And Good Bye
- Bass - Yenz Leonhardt
- Gesang - Piet Sielck
- Gitarre - Piet Sielck, Joachim Küstner
- Schlagzeug - Thomas Nack
- Megatropolis (2007) - 10/15 Punkten
- The Landing (2011) - 11/15 Punkten
- Skycrest (2020) - 12/15 Punkten
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