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Abel Ganz: Shooting Albatross (Review)
Artist: | Abel Ganz |
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Album: | Shooting Albatross |
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Medium: | CD | |
Stil: | (Neo-)Progressive Rock |
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Label: | Just For Kicks | |
Spieldauer: | 66:06 | |
Erschienen: | 25.04.2008 | |
Website: | [Link] |
Zwei Nixen, die nicht gerade einen sonderlich glücklichen Eindruck vermitteln, blicken am Betrachter des Booklets von ABEL GANZ regelrecht vorbei. Die linke schaut düster, fast beleidigt, wahrscheinlich in Richtung Vergangenheit. Eine Vergangenheit, die uns als letztes GANZes Lebenszeichen vor acht Jahren das grauenhafte Album „The Deafening Silence“ bescherte, das eher nach Abgesang als nach Zukunftsvision klang und von dem HUGH CARTER selbst behauptet, dass es in die „trüben Gewässer des AOR verbunden mit einem miserablen Management“ abgerutscht war und so zu einem „musikalischen Monster“ verkam, das maßgeblich auch zur Trennung (bzw. Zwangspause) der Band führte.
Die rechte Nixe allerdings hat nicht nur die hübscheren Brüste, sondern auch den optimistischeren Blick, der trotzdem sehr nachdenklich und etwas skeptisch erscheint. Wohlweißlich ist dies die Zukunft, die den Namen „Shooting Albatross“ trägt und deutlich heller erscheint als die düstere, „ohrenbetäubende Stille“ der Vergangenheit.
Vier gewaltige Longtracks, wobei der letzte als Mogelpackung daherkommt, machen dieses Album aus – und nicht nur das, sie machen es auch zu der besten Veröffentlichung, die es je von dieser schottischen, nunmehr 28 Jahre alten Band gab.
Seit Anbeginn ihrer Laufbahn bewegte sich die Musik der Schotten irgendwo zwischen GENESIS und YES im Neo-Folk-Rock-Gewand, allerdings eher auf Kreisklasse-Niveau. Die Produktion war mäßig und die Musik hatte nur wenig Eigenständiges zu bieten. Wem so etwas gefiel und wer alles, was nach den frühen Art-Rockern klang, kaufte, der wurde irgendwann neben GLASS HAMMER oder STARCASTLE auch auf ABEL GANZ aufmerksam. Doch nach einigen Hördurchgängen griff man dann größtenteils lieber wieder auf die Originale zurück. Leider wurde im Laufe der Jahre die Musik „unserer Originale“ nicht besser, sondern angepasster und eingängiger. ABEL GANZ aber entwickeln sich glücklicherweise gänzlich umgekehrt. Was früher nichts Besonderes war, ist mit dem neusten Werk „Shooting Albatross“ mit einem Male etwas wahrhaft Beachtenswertes geworden.
Nicht nur die Produktion des Albums ist professionell gelungen, sondern auch die Musik, die zwar noch immer Erinnerung an oben genannte Bands wachruft, aber plötzlich auch deren Niveau erreicht. Hier steigt doch tatsächlich wer von der musikalischen Amateur- in die Profi-Liga auf. Ganz besonders trägt dazu der mit 23 Minuten längste Titel des Albums bei: So Far. Man könnte ihn auch ABEL GANZ’ „Supper’s Ready“ nennen. Schon die Tatsache, dass bei „So Far“ ALAN REED von PALLAS in neun (!!!) Sanges-Rollen schlüpft, macht neugierig, genauso wie die Textgrundlage, die ein kurze, kritische Amerika-Historie darstellt, von der Vertreibung der Indios, über die Rassenunruhen und den Vietnamkrieg hinweg bis zum (aktuellen) Krieg im Irak. Das alles wird natürlich mit etwas Pathos und Friedensbotschaften sowie dem entsprechenden „I-Have-A-Dream“-Feeling versehen. Aber genauso bewegt wie die amerikanische Geschichte ist auch voll und (ABEL) GANZ deren klangliche Wiedergabe, die neben ruhigen und rockigen Momenten auch eine Menge Bombast und Folk sowie vom Cello bis zur Mandoline so ziemlich alle Instrumente in sich vereint, die man sich nur vorstellen kann. Eine Glanzleistung!
Warum allerdings „Ventura“ dann diesen seltsamen Abschluss von „Shooting Albatross“ darstellt, bleibt wohl das Geheimnis der schottischen Neo-Progger. Nicht nur die einfach zu deutlichen YES-Parallelen stören, sondern auch dass dieser angebliche Longtrack nach 8 Minuten und 35 Sekunden abbricht, um eine Minute vierzig später wieder einzusetzen und mit viel entspannter, cellogetragenen Melodik, die nichts mehr mit YES zu tun hat, samt dem Gesang von MICK MacFARLANE, dem Ende entgegenschwebt. Komische, nicht gerade tolle Idee – selbst wenn der angeblich zukünftig neue Sänger von ABEL GANZ wirklich beeindruckend klingt.
Vielleicht schaut ja darum die eine Nixe so böse – oder liegt es doch nur daran, dass ihre Brüste deutlich kleiner und unförmiger als die ihrer mystischen Begleiterin sind?
FAZIT: Nach 28 Jahren setzt diese schottische Band endlich ein progressives Achtungszeichen, das den Ansprüchen moderner, retro- & neo-progressiver Rockmusik solcher Bands wie GLASS HAMMER, PALLAS oder CAMEL durchaus gerecht wird. Das lange Warten hat sich gelohnt!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Looking For A Platform
- So Far
- Sheepish
- Ventura
- Bass - Hugh Carter, Stevie Donnelly
- Gesang - Hugh Carter, Stuart „Mick“ MacFarlane
- Gitarre - David Mitchell, Hugh Carter
- Keys - Hew Montgomery, Hugh Carter
- Schlagzeug - Denis Smith
- Sonstige - Hugh Carter (Flöte), Stevie Lawrence (Bouzouki, Mandoline, Tenor Banjo), Jack Webb (Hammond, Moog, Piano, Keyboards), Chris Frye (Slide und Heavy Gitarre), Alan Reed (Gesang), Fiona Cuthill (Geigen)
- Shooting Albatross (2008) - 11/15 Punkten
- Ganz Abel (2014) - 11/15 Punkten
- The Life Of The Honey Bee And Other Moments Of Clarity (2020) - 13/15 Punkten
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keine Interviews