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Queensrÿche: American Soldier (Review)

Artist:

Queensrÿche

Queensrÿche: American Soldier
Album:

American Soldier

Medium: CD
Stil:

Progressive Rock

Label: Rhino Entertainment
Spieldauer: 60:31
Erschienen: 27.03.2009
Website: [Link]

Fans und Kritiker scheinen sich einig zu sein, dass „American Soldier“ zumindest das stärkste Album von QUEENSRYCHE seit vielen Jahren ist. Ist es der Band tatsächlich gelungen, an ihre Form der frühen Neunziger anzuknüpfen? Die Voraussetzungen stimmen: Das Album ist aufwändiger produziert als die Vorgänger und klingt auch deutlich besser und dynamischer, gleichzeitig druckvoll und filigran. So kann man beispielsweise endlich wieder das typische Drumming von Scott Rockenfield richtig genießen, wuchtig und doch akzentuiert. Vor allem aber die Gitarren lassen an vielen Stellen Erinnerungen an bessere Zeiten aufkommen. Michael Wilton spielte zum ersten Mal alle Spuren selbst ein und hatte hörbar Spaß daran, seine Parts auszuarbeiten und ihnen den richtigen Schliff zu verleihen. Es gibt aber nicht nur zahlreiche Gitarrenharmonien zu hören, man hat überhaupt insgesamt sehr viel Arbeit in Feinheiten investiert, wie etwa mehrstimmige Gesangsmelodien und Chor-Arrangements. Geoff Tate singt richtig fesselnd und intensiv, offensichtlich stark inspiriert durch die Thematik des Konzeptalbums. Basierend auf Interviews mit Kriegsveteranen, vertont er deren persönlichen Erfahrungen und Gefühle in verschiedenen Situationen des Soldatenlebens. Unterstützt von zahlreichen gesprochenen Passagen der Protagonisten, gelingt es QUEENSRYCHE auch endlich wieder, diese gewisse Dramatik und Atmosphäre zu vermitteln.

Die Grundvoraussetzungen stimmen also und lassen oft das klassische, lang vermisste QUEENSRYCHE-Feeling aufkommen. Aber was ist nun mit den Kompositionen an sich? Hier macht sich zunächst Ernüchterung breit. Wie schon auf dem Vorgänger komponierte Geoff Tate den Großteil des Materials mit Produzent Jason Slater, ohne den Rest der Band. Und wie auch in den letzten Jahren wirken viele Songs ein wenig behäbig und zünden nicht sofort. Abgesehen von zwei Ausnahmen: „The Killer“ und „Man Down!“ klingen endlich wieder genau so, wie man sich QUEENSRYCHE wünscht, packend und mitreißend, mit großen, dramatischen Melodien. Genauso hätte der Nachfolger von „Promised Land“ oder vielleicht sogar „Empire“ klingen müssen, die beiden Tracks hätten sogar auf diesen Alben stehen können und eine gute Figur abgegeben. Viele andere Songs bleiben dagegen zunächst ein wenig blass. Gibt man „American Soldier“ jedoch etwas Zeit und einige Durchgänge, erschließt sich nach und nach der ein oder andere weitere Höhepunkt. Das melancholische „Remember Me“ beispielsweise, oder „At 30,000 Ft“, welches die Gedanken eines Piloten bei der Bombadierung sowohl musikalisch, als auch gesanglich und emotional gelungen umsetzt. „The Voice“ ist schließlich ein typischer Albumabschluss mit dramatischer Orchestrierung, wie man ihn schon länger nicht mehr von QUEENSRYCHE hören durfte. Über die prinzipiell gelungene Ballade „Home Again“ mag man dagegen geteilter Meinung sein, Geoff Tate lässt seine kleine Tochter singen, um die Gefühle der Daheimgebliebenen darzustellen. Das klingt recht schief und auch nicht besonders emotional, sondern eher wie auswendig gelernt und steif aufgesagt (andere mögen sagen „authentisch“). Auf jeden Fall ist es mutig, diese Aufnahme so zu verwenden, wischt sie doch den Verdacht der kommerziellen Ausschlachtung weg. Ansonsten wäre „Home Again“ nämlich die ideale Single gewesen, aber wer weiß?

Es können jedoch nicht alle Kompositionen wirklich überzeugen. Das Songwriting wirkt trotz guter Performances an einigen Stellen etwas durchschnittlich. Manche Tracks wie „Hundred Mile Stare“ oder „Middle Of Hell“ wirken behäbig, zäh und langatmig. An anderen Stellen (z.B. im Falle von „A Dead Man's Words“) mögen die Texte gut umgesetzt sein, rein musikalisch ist dies jedoch nicht spannend genug. Man muss aber auch zugeben, dass QUEENSRYCHE nach den Enttäuschungen der letzten Jahre natürlich umso kritischer betrachtet werden. In den frühen Neunziger Jahren, als sämtliche Kritiker und Fans noch der Meinung waren, QUEENSRYCHE seien unfehlbar, wäre ein Album wie „American Soldier“ vielleicht noch wohlwollender aufgenommen worden.

Der eigentliche Gewinner ist jedoch Michael Wilton. Ihm gelingt es tatsächlich (wie versprochen), dem Album durch eigenhändiges Einspielen aller Gitarrenparts die Authentizität des Originals zu geben. Damit löst er sich endlich aus dem scheinbar übermächtigen Schatten seines ehemaligen Partners Chris DeGarmo, und simuliert das einst perfekte Gitarrenduo, in dem er sich selbst mit wunderbaren Harmonien doppelt. Da gibt es z.B. in „The Killer“ oder „Man Down!“ fantastische mehrstimmige Soli zu hören, sowie gefühlvolle und dramatische Leads in „Unafraid“ oder „Remember Me“. Doch nicht nur die Leadgitarren-Arbeit, auch Sounds und Arrangements der Sechssaiter erinnern immer wieder an frühere Zeiten, ob nun verzerrte Riffs oder gefühlvolle cleane Pickings (oft auch gerne in typischer Manier kombiniert). All dies wurde auf den letzten Alben schmerzlich vermisst, ironischerweise ist „American Soldier“ jedoch das erste Werk, auf dem Michael Wilton keinen einzigen Ton komponiert hat… Offensichtlich schreibt Geoff Tate heutzutage lieber mit Außenstehenden als seinen Bandkollegen, wie man sich auch oft über die musikalische Richtung nicht ganz einig zu sein scheint. Vielleicht war die alleinige Kontrolle der Gitarrenparts Michael Wiltons Bedingung, um diese Konstellation zu akzeptieren?

FAZIT: „American Soldier“ ist ein gutes QUEENSRYCHE-Album, und somit mehr, als man erwarten konnte. Denn weiterhin ist dies weniger die Band von früher, als vielmehr die Geoff-Tate-Show, und somit steht und fällt alles mit der Vision und Inspiration des Frontmanns. Letztere war offensichtlich diesmal stärker ausgeprägt, zu einem wirklich überragenden Werk hat es aber nicht gereicht. Den ungeliebten Michael Wilton endlich von der Kette zu lassen, erweist sich jedoch als Glücksgriff und beschert dem Hörer zum ersten Mal seit „Promised Land“ wirklich das Gefühl, QUEENSRYCHE zu hören. Wenn die Band beim nächsten Mal auch das gemeinsame Schreiben wieder entdeckt, ist man vielleicht sogar zu alten Glanztaten fähig.

Daniel Fischer (Info) (Review 9252x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
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Wertung: 10 von 15 Punkten [?]
10 Punkte
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Tracklist:
  • Sliver
  • Unafraid
  • Hundred Mile Stare
  • At 30,000 Ft
  • A Dead Man's Words
  • The Killer
  • Middle Of Hell
  • If I Were King
  • Man Down!
  • Remember Me
  • Home Again
  • The Voice

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Van Helsing
gepostet am: 20.04.2009

User-Wertung:
11 Punkte

Überraschend gut. Bis auf das nervige "Welcome To The Show", das den ersten Track zerstört, ein feines Album.
Kalle
gepostet am: 12.05.2009

User-Wertung:
13 Punkte

Das beste QRY-Album seit "Empire" - sowohl was den Sound, die Performances (speziell Sänger Tate!) als auch die Kompositionen angeht. Bin sehr positiv überrascht.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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