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Grobschnitt: Die Grobschnitt Story 1 (Review)

Artist:

Grobschnitt

Grobschnitt: Die Grobschnitt Story 1
Album:

Die Grobschnitt Story 1

Medium: CD
Stil:

Feuriger Progressiver Ruhrpott-Rock

Label: MIG Music
Spieldauer: 153:53
Erschienen: 30.04.2010
Website: [Link]

Es sind immer wieder die Zufälle im Leben, die einen einholen und dieses erst so richtig interessant machen, besonders dann, wenn sie einem in Form verschiedener Tonträger ins Haus flattern und von GROBSCHNITT sind. Ganz unerwartet hatte sie mich wieder eingeholt, meine DDR-Geschichte, in der besagte Band auch eine durchaus wichtige Rolle spielte. „Rockpommel’s Land“, das Album mit dem ein wenig an YES oder ELOY erinnernden Cover und der herzzerreißenden Geschichte eines kleinen Jungen, hatte es mir damals, in den späten siebziger oder frühen achtziger Jahren angetan. Für viele erscheint das als nichts Besonderes – für mich war es etwas Außergewöhnliches. Schließlich war ich eingemauert in der DDR und durfte nur das hören, was uns die staatlichen Organe „großzügig“ gestatteten. GROBSCHNITT, eine Band aus dem Westen, die auch noch mit subversiven deutschen „illegal“en Texten aufwartete, gehörte jedenfalls nicht mit dazu. Heimlich aber hatte ich auf einem verbotenen West-Radio-Sender Auszüge von besagtem Konzeptalbum gehört und wurde sofort von der westlichen Musikdekadenz GROBSCHNITTs infiziert. Dann kostete es mich unglaublich viel Aufwand und ebenso viel Geld (130 Ostmark – ein hartes Stück Knete für einen Lehrer, dessen erstes Gehalt bei knapp 700 Mark lag!), um mir das so lieb gewordene Album auf einem Schwarzmarkt als bereits gebrauchte LP zu ergattern. Ordentliches Knistern und jede Menge Gebrauchsspuren gab’s noch inklusive. Glücklich war ich aber trotzdem!

Warum wohl erzähle ich die Geschichte? Einfache Antwort: „Auf ‚Die GROBSCHNITT Story 1’ werden vieler solcher oder ähnlicher Geschichten mal musikalisch, mal in Form von Interviews oder Bühnenansagen und in Radioaufzeichnungen erzählt.“

Diese vom ehemaligen Bandschlagzeuger EROC präsentierte Doppel-CD ist so eine Art lebendiges, klingendes GROBSCHNITT-Geschichtsbuch. Endlich mal Geschichte, die nicht Trist und chronologisch unantastbar ist, sondern einfach nur eine Unmenge Spaß bereitet. Und damit der Hörer nicht nur verdutzt all das, was er zu hören bekommt, verzweifelt einzuordnen versucht, wird in dem umfangreichen Booklet noch zu jedem einzelnen der insgesamt 23 Titel von EROC die Geschichte, welche sich dahinter verbirgt, erzählt. Und der Geschichten gibt es viele, mal lustig und albern, aber durchaus auch so einiges Ernstes.

Diese Gegensätzlichkeit war eigentlich schon immer das Markenzeichen von GROBSCHNITT. Während ihre frühen Studio-Alben sehr „ernst und professionell-progressiv“ klangen, waren ihre Konzerte, die hier nun beleuchtet werden, ein visuelles und musikalisches Feuerwerk an Albern- und Frechheiten, die dem Konzertbesucher kaum eine Möglichkeit ließen, sich nicht von dieser Spielfreude anstecken, anfeuern, entzünden zu lassen. Einziger echter Nachteil der GROBSCHNITT-Story ist hierbei, dass man sie leider nicht auch noch sehen kann. Hier vermisst man wirklich schmerzhaft eine DVD-Konzertausgabe. Dafür aber bekommt der Hörer eine klangtechnisch fast bis zur Perfektion von EROC aufgearbeitete und liebevoll digitalisierte Meisterleistung geboten, die keinerlei Wünsche offen lässt. Diese Soundtüftler-Meisterleistung ist nicht hoch genug zu bewerten, wenn man bedenkt, dass die Aufnahmen, egal ob live in den Siebzigern oder frühen Achtzigern eingespielt, allesamt wie kleine Klangkunstwerke aus den Lautsprechern tönen. Das gilt beispielsweise für den Kulttitel „Sinfonie“, mitgeschnitten im Sommer 1976 in Bielefeld, genauso wie für die „späte“ Version der GROBSCHNITT-Legende „Solar Music“ in ihrer 37 Minuten andauernden Osnabrücker Version vom 10. April 1981.

Sollte ich an dieser Stelle noch viele Worte über GROBSCHNITT verlieren? Ich denke, das wäre überflüssig. Denn GROBSCHNITT sind Kult. Und warum sie Kult sind, hört man definitiv auf dem ersten Teil der GROBSCHNITT-Story. Ein klangtechnisch zeitloses musikalisches Zeitdokument, das leider in dieser Form drei Aktive der Band nicht mehr zu Gehör bekommen, da sie sich viel zu früh in die göttlichen Höhen von Rockpommels Land verabschieden mussten. R.I.P. Popo, Mist und D. Rohr – grüßt Rockpommel von uns, euren Fans und Freunden.

FAZIT: Hier kommt das erste Kapitel in der bewegenden Geschichte von GROBSCHNITT, voller Liebe aufgearbeitet und informativ präsentiert von EROC. Die Zeit dafür war mehr als reif und sicher werden viele, wenn sie dieses dicke Musikpaket „digiverpackt“ in den Händen halten, sehnsüchtig in ihren ehemaligen musikalisch SCHNITTigen, aber keineswegs GROBschlächtigen Träumen schwelgen, die plötzlich wieder wahr geworden sind.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 6378x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • CD 1:
  • Epilog
  • Winfrids Worte
  • Live Intro ‘81
  • Razzia (Digitalremix)
  • Die Panne von Osnabrück
  • Vater Schmidt in Wuppertal
  • Interview Hilversum III
  • Sweetwater
  • Raintime Session
  • Interview WDR 2
  • Dimple Street
  • Der Zauberer
  • Sahara Show
  • Bielefelder Sinfonie
  • Interview AFN
  • Solar Impro
  • Live Finale ’81
  • CD 2:
  • Space Rider
  • Lupo Whips It Out
  • Illegal
  • Solar Music (Powerplay)
  • Introduction ‘81
  • Goddbye Illegal

Besetzung:

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