Nachlassverwaltung im Blues und Jazz in allen Ehren, aber muss man sich wirklich die hundertste Aufbereitung bekannter Standards zulegen, wo die Auswahl frischer Musik - auch in traditionsbewussten Genres - gerade größer denn je ist? Für JOE PITTS' Coververanstaltung spricht allein die hochwertige Aufmachung und Einspielung, wobei der Mann klanglich eindeutig dem Mainstream zuzuordnen ist.

ERIC GALES, WALTER TROUT und PETER GREEN sind nur einige der fremden Federn, mit welchen sich JOE PITTS nebst Band schmückt. Das tut er wie gesagt auf ansprechende, wenn auch noch vorhersehbarere Weise, als es in diesem Stil ohnehin üblich ist. "Breaking Up Somebody's Home" kommt sehr relaxed und emblematisch für das ganze Album daher, welches in seiner Entspanntheit von Selbstgenügsamkeit spricht. Diese muss man als Käufer gewiss nicht teilen, auch das enervierende Mundharmonikamotiv in "Crosseyed Cat" nicht, dessen Schleife am Ohr zerrt. "Clouds On The Horizon" orgelt und soliert, entsteigt der Behäbigkeit jedoch ebenfalls zu keinem Zeitpunkt, und "No Stranger To The Blues" ist ein ebensolcher in slow, slow, slow ...

"I'm Worried", bekundet der ehemalige LIQUID-GROOVE-MOJO-Musiker - weshalb eigentlich? Speziell dieser Song entspricht den Vorhersehungen des magischen Zweifünfeins, Slide inklusive, wie kein anderer, und auch wenn "Walkin' On Sunset" vital vor sich hin shuffelt, sollte der potenzielle Käufer das Zücken der Geldbörse stark hinterfragen, wo es doch spannendere Alternativen zu PITTS gibt.

FAZIT: JOE PITTS hat mit seiner Zweitverwertung keinen Stich gegen junge Wilde wie JOE BONAMASSA oder den nicht einmal mehr so neuen KENNY WAYNE SHEPHERD. Gerade im Blues brummt es momentan anderswo so stark, dass man derlei Rückschritte nicht unbedingt braucht - besonders, wenn die Stilistik per se totale Neuerungen von vornherein verbietet, da es ihrer Natur nicht entspricht. Für die nächste Blauparty dann lieber einen Sampler mit den Originalen brennen ...