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Soft Machine Legacy: Live Adventures (Review)

Artist:

Soft Machine Legacy

Soft Machine Legacy: Live Adventures
Album:

Live Adventures

Medium: CD
Stil:

Jazzrock / Prog

Label: MoonJune
Spieldauer: 58:14
Erschienen: 29.10.2010
Website: [Link]

Ähnlich wie HAWKWIND starteten SOFT MACHINE zu Jazzrock- und Prog-Pionierzeiten grandios, verloren sich aber im Szenedickicht mit der Zeit ob immer weniger zwingender Alben und durcheinandergeworfener Lineups. Im Laufe der Jahre ist bei beiden Gruppen kein Besetzungsstein auf dem anderen geblieben. Zumindest firmiert diese Inkarnation der gar nicht so weichen Maschine unter dem Zusatz LEGACY, und dessen ungeachtet ist ihr aktuelles Livealbum über alle Zweifel erhaben.

Dabei lässt "Has Riff" - impressionistisch, rein materialhaftes Getöse - eher aufs Gegenteil schließen. Angebracht wäre bei diesem zu langen Intro-Ersatz eher der Titel "need riff" ... "Grapehound" hingegen wird stilecht mit Saxofon eingeläutet, welches zum Gitarrensolo hinführt. Daraus wiederum erhebt sich im letzten Drittel ein energischer Abgeher, welcher deutlich macht, dass diese alten Herren es noch draufhaben. "Nodder" bleibt gediegener, nachvollziehbar melodiös inklusive lyrischer Gitarrenmotive sowie malerischer Sax-Lines, und "In The Back Room" punktet funky mit schmatzenden Clean-Licks. Hier fällt außerdem vor allem das Drumming auf, dessen Variantenreichtum im folgenden "Song Of Aeolus" mit einem Solospot belohnt wird. Ansonsten ist dieser Track extrem ruhig und deshalb auch etwas zu lang; am Ende erntet er dennoch Applaus - das mithin einzige Zeichen, dass man es fürwahr mit einer Liveeinspielung zu tun hat. Der Fokus liegt also eindeutig auf der Musik selbst und weniger im atmosphärischen Bereich der Konzerthalle.

Das anschließliche Doppel entwickelt sich zum kraftvollen Antrieb und Höhenflug, den "Gesolreut" weiterhin lebhaft fortsetzt. "Facelift" lebt vom Zusammenspiel der Melodieinstrumente, zerfranst jedoch gen Ende und geht ins Finale "Last Day" über, ein unverhältnismäßig höhepunktarmes Stück, das vielmehr auf einen harmonischen Abschluss hin ausgerichtet ist. Schließlich sind die Herren nicht mehr so jung und müssen nicht den Rebellen hervorkehren. Statt Stürmen und Drängen klingt jedoch keineswegs Fahrstuhl-Jazzigkeit an; vielmehr tönen SOFT MACHINE LEGACY vertraut, da ihr Stil sich seit Jahren als eigenes Genre etabliert hat. Qualität und Originalität sind unterdessen nicht häufiger anzutreffen, im Falle von "Live Adventures" jedoch reichlich vorhanden.

FAZIT: Diese Abenteuer sind in "déjà entendu"-Zeiten kaum mehr als solche zu bezeichnen, erinnern jedoch daran, wie die Jazzprog-Szene einst blühte und mit den ursprünglichen SOFT MACHINE Säulenheilige besaßen. Wer heute immer noch gern MAHAVISHNU ORCHESTRA oder spacigere Varianten der Stilistik hervorkramt und mit den ungleich schwächeren Polen SBB etwas anzufangen weiß, der sollte sich an MoonJune wenden und dieses hübsche Digipack erstehen.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 4432x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Has Riff
  • Grapehound
  • Nodder
  • In The Back Room
  • Song Of Aeolus
  • Relegation Of Pluto / Transit
  • Gesolreut
  • Facelift
  • Last Day

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Rainer Krause
gepostet am: 23.02.2011

SOFT MACHINE LEGACY - Live Adventures (Recorded live 2009)

Wer die Geschichte der Gruppe Soft Machine kennt, wird sich erinnern, dass in dieser immer ein Keyboardist (Ratledge,Jenkins, oder auch ein wenig Elton Dean und für eine Woche Dave McRae) mitwirkend war. Diesen kb-Player vermisse ich seit der Gründung von Soft Machine Legacy so sehr, dass mich diese Band niemals annähernd soviel beeindruckte, wie die Soft Machine (etwa von 1970 bis 1972, später 1973 bis 1977). Insgesamt dürften wir doch erwarten, dass die fantastischen Musiker von Soft Machine über die Jahrzehnte musikalisch (wie etwa ein alter Wein dann besser mundet) noch gereifter klingen sollten.Dem ist meiner Meinung nach nicht so.Besonders wenn alte Stücke wie The Nodder, Gesolreut, Facelift, Has Riff (ehemals As if) dargeboten werden, so überkommt mich der Eindruck,als wenn hier lustlos die eigene Legende zelebriert wird, sozusagen als Pflichtübung zum Publikum anlocken um nach dem Konzert die Künstlergage einstecken.Es gibt heute eine Heerschar von jungen begabten Musikern (Bands), die da ihren Job viel herzlicher und überzeugender machen und m.E. deshalb hörenswerter sind als die alten Softmaschinisten, die jetzt alle um die 70 !! sind.Da lobe ich mir doch eher die derzeitige Neuveröffentlichung des letzten richtigen Softmachine-Albums "Alive and well in Paris" von 1977 weil dort einige Bonustracks zu hören sind, die 32 Jahre im Archiv verstaubten. Aber nochmal zu Live Adventures: Wer es mag, na schön...ich kann aber nur alle warnen, hier etwas vom einstigen Spirit der legendären Soft Machine zu erwarten !
Andreas Schiffmann
gepostet am: 23.02.2011

Das Ding ist dennoch besser als vieles, was die Herren zuvor rausgebraucht haben - auch mit ohne Klugscheißen :-)
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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