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The Big Four: Live From Sonisphere / Sofia, Bulgaria (DVD) (Review)
Artist: | The Big Four |
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Album: | Live From Sonisphere / Sofia, Bulgaria (DVD) |
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Medium: | DVD | |
Stil: | Live-DVD |
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Label: | Universal | |
Spieldauer: | 300:00 | |
Erschienen: | 29.10.2010 | |
Website: | - |
Es war eines der ganz großen Festivalhighlights des Sommers 2010: die Sonisphere Festivals mit den "Big Four" des amerikanischen Thrash Metals - ANTHRAX, MEGADETH, SLAYER und METALLICA. Ein paar andere Bands waren zwar jeweils auch dabei, aber das Hauptaugenmerk sollte auf diesen vier Bands liegen. Warum man mit diesem Package nicht nach Deutschland gekommen ist, verwundert bis heute und wer sich zur Ausgabe in der Schweiz aufgemacht hatte, wird wohl eher das Wetterchaos im Gedächtnis behalten haben, als das, was auf der Bühne passierte. Am 22. Juni gastierte man dann im Levski Stadion in der bulgarischen Hauptstadt Sofia und übertrug das Festival weltweit in die Kinos. Das Ereignis kann man nun auch zuhause erleben und zwar in Form dieser Doppel-DVD, die auch als Blu-ray erhältlich ist.
Vorweg: Bild- und Soundqualität sind durchweg erster Güte und wenn man im Besitz einer 5.1-tauglichen Stereoanlage ist, so darf man wuchtigen, umfassenden Sound genießen, der einem tatsächlich das Gefühl vermittelt, mitten in der Menge zu stehen. Viel besser kann man Festival-Shows nicht aufnehmen, auch die zahlreichen verschiedenen Kameraeinstellungen sorgen dafür, dass man ein gutes Bild vom Geschehen auf und vor der Bühne bekommt. Kommen wir also direkt auf die einzelnen Shows zu sprechen.
Bei noch recht gutem Wetter legen ANTHRAX nachmittags los. Lässt man das Possenspiel um den Sängerposten außen vor, so darf man der Band um Gitarrist Scott Ian attestieren, einen überaus gelungenen Auftritt auf die Bretter gelegt zu haben. Der zweimalige Ex- und jetzt-wieder-Sänger Joey Belladonna macht im Rahmen seiner Möglichkeiten stimmlich eine gute Figur und gibt sich auch beim im Original von John Bush gesungenen "Only" Mühe, kommt aber an Bush nicht heran. Belladonnas Fähigkeiten liegen im direkten Vergleich deutlich unter denen des ARMORED SAINT-Sängers. Ansonsten widmet man sich ausschließlich den Klassikern den Jahren 1984 bis 1990, was eine gute Entscheidung ist, im Gedenken an den fünf Wochen zuvor verstorbenen Ronnie James Dio wird ein zudem Medley aus "Indians" und BLACK SABBATHs "Heaven And Hell" gespielt. Da auch die Saitenfraktion überaus agil über die Bretter springt, macht die Show trotz des faden Sänger-Beigeschmacks durchaus Laune.
Während des Auftritts von MEGADETH fängt es in Strömen an zu regnen, was aber weder die Band, noch die Fans großartig zu stören scheint. Dave Mustaine und seine Mannen scheinen in Bulgarien ein hohes Standing zu haben, denn das Publikum feiert die Show nach allen Regeln der Kunst ab, was besonders eindrucksvoll ist, wenn im Takt der Riffs der Bandname skandiert wird. Mustaine selbst gibt sich während der Show gewohnt wortkarg und überlässt das Feld seinen Songs, die er ausgesprochen gut singt. Es ist ja kein Geheimnis, dass seine Live-Performances nicht immer berauschend sind, doch er hat einen verdammt guten Tag erwischt und singt nahezu fehlerfrei. Da man in 2010 das 20-jährige Jubiläum des "Rust In Peace"-Albums feiert, ist die Bühne wie bei den entsprechenden Geburtstags-Shows dekoriert und man steigt erwartungsgemäß mit "Holy Wars ...The Punishment Due" und "Hangar 18" in das Set ein. Im folgenden gibt es eine feine Best Of-Setlist, die mit "Wake Up Dead" und "Hook In Mouth" zwei Überraschungen enthält. Als einzigen neueren Song gibt es den "Head Crusher", ansonsten wagt man sich nur bis 1997 ("Trust" von "Cryptic Writings") vor. Mustaine selbst ist recht statisch und konzentriert sich auf sein Spiel, etwas mehr Bewegung gibt es bei Basser Dave Ellefson und vor allem Gitarrist Chris Broderick, der fleißig seinen Kopf schüttelt. Trotz der wenigen Action eine richtig geile Show.
Die gibt es natürlich auch von SLAYER, wobei hier vor allem das grandiose Songmaterial und die schiere Brutalität dessen für Begeisterung sorgt. Man kann nicht anders, als bei "War Ensemble", "Seasons In The Abyss", "Angel Of Death" und dem abschließenden Doppel aus "South Of Heaven" und "Raining Blood" bangend und Luftgitarre spielend vor dem Fernseher zu stehen. Dazwischen gibt es unter anderem drei Songs vom aktuellen Album "World Painted Blood" und Songs wie "Jihad" und "Disciple", insgesamt gehen SLAYER in Sachen Setlist ein bisschen weniger auf Nummer sicher, als die anderen Bands. Der gut gelaunte Frontmann Tom Araya sieht in seinem roten T-Shirt nicht mal halb so "böse" aus, wie seine Gitarristen, die ohne viel Aufhebens ihre Mörder-Riffs abfeuern und mit den Köpfen stoisch vor sich hin nicken. In der beginnenden Dämmerung geht das Publikum ob des Gebotenen natürlich steil und so bestätigen SLAYER mal wieder ihre derzeit gute Live-Form, auch wenn man Araya seine körperlichen Beeinträchtigungen vom Rücken her anmerkt.
Zum Finale gibt es über zwei Stunden lang Arena Metal vom Feinsten. METALLICA sind derzeit angesagt wie lange nicht mehr und die Band selbst fühlt sich inzwischen wieder sichtbar pudelwohl. James Hetfield hat das Grinsen ins Gesicht gemeißelt und lässt jeden an seiner guten Laune teilhaben, Kirk Hammet rennt über die Bühne und lässt sich für seine Soli feiern, Robert Trujillo stapft in seiner eigenwilligen Art und Weise herum und Lars Ulrich tut wie immer so, als sei er der beste Drummer der Welt. Schön für die Band, dass sie rundum genesen ist, leider geht dabei aber jegliche Düsternis, die in der Musik vorhanden ist, in der Ausstrahlung der Band verloren. Das merkt man vor allem bei "Fade To Black" und "Welcome Home (Sanitarium)", diese düsteren Songs werden eben nicht mit der entsprechenden Stimmung herübergebracht. Man ist sich seines Superstar-Status nur allzu bewusst und so ist die Show sicherlich perfektes, familientaugliches Entertainment. Musikalisch lässt man dagegen nichts anbrennen - sieht man mal von Hetfields nur mittelmäßger Gesangsleistung ab. Viele Songs werden weniger aggressiv und mit sanfterer Stimme gesungen, als im Original und auch nicht jeder Ton sitzt perfekt. Das alles stört das Publikum nicht um geringsten und objektiv gesehen ist die Show ein Triumphzug. In der Setlist werden die Ausrutscher "Load", "Reload" und "St. Anger" weitestgehend außen vor gelassen (nur "Fuel" wird gespielt), vom aktuellen Album gibt es drei Songs, von denen "That Was Just Your Life" und vor allem "All Nightmare Long" das schwache "Cyanide" klar übertreffen, ansonsten folgt Klassiker auf Klassiker. Drei Songs von "...And Justice For All" kann man als kleine Überraschung werten, wobei "One", das ich als besten METALLICA-Song überhaupt werte, zum Standardrepertoire gehört und wie gewohnt mit fetten Pyros eingeleitet wird. Bei "Am I Evil?" bittet Hetfield dann die Kollegen aus den anderen Bands auf die Bühne, lediglich SLAYER lassen sich nicht blicken. Offensichtlich versteht man sich aber mit Herrn Mustaine wieder recht gut und so wird die alte DIAMOND HEAD-Nummer mit sechs Gitarren, drei Bässen und drei Stimmen vorgetragen. Coole Angelegenheit, die dem Event ein würdige Krone aufsetzt, bevor der Abend mit zwei "Kill 'Em All"-Songs sein Ende findet.
FAZIT: "The Big Four: Live From Sonisphere / Sofia, Bulgaria" gehört dank einer unglaublichen Fülle von Klassikern im tollen Soundgewand in jedes metallische DVD-Regal, Kritikpunkte sind eh rein subjektiver Natur.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- ANTHRAX:
- Caught In A Mosh
- Got The Time
- Madhouse
- Be All, End All
- Antisocial
- Indians / Heaven And Hell
- Medusa
- Only
- Metal Thrashing Mad
- I Am The Law
- MEGADETH:
- Holy Wars ...The Punishment Due
- Hangar 18
- Wake Up Dead
- Head Crusher
- In My Darkest Hour
- Skin O' My Teeth
- A Tout Le Monde
- Hook In Mouth
- Trust
- Sweating Bullets
- Symphony Of Destruction
- Peace Sells / Holy Wars Reprise
- SLAYER:
- World Painted Blood
- Jihad
- War Ensemble
- Hate Worldwide
- Seasons In The Abyss
- Angel Of Death
- Beauty Through Order
- Disciple
- Mandatory Suicide
- Chemical Warfare
- South Of Heaven
- Raining Blood
- METALLICA:
- Creeping Death
- For Whom The Bell Tolls
- Fuel
- Harvester Of Sorrow
- Fade To Black
- That Was Just Your Life
- Cyanide
- Sad But True
- Welcome Home (Sanitarium)
- All Nightmare Long
- One
- Master Of Puppets
- Blackened
- Nothing Else Matters
- Enter Sandman
- Am I Evil?
- Hit The Lights
- Seek & Destroy
Interviews:
-
keine Interviews
Kommentare | |
Guido
gepostet am: 12.11.2010 |
Hört sich gut an... war allerdings mit der Auswahl, wer zu den Big Four "gehört", schon früher nie ganz einverstanden. Ich mein, Slayer und Metallica, klar, Anthrax fand ich auch schon immer super, aber mit Megadeth konnte ich nie viel anfangen. Zumal es aus den USA prägendere Bands im Thrash gab, da gehören m.M.n. eher Exodus oder Testament in die Liste! Aber das ist alles Korinthenkackerei, das Lineup ist so oder so anbetungswürdig. Diese Setlists! Klassiker über Klassiker. |
hendrik [musikreviews.de]
gepostet am: 13.11.2010 |
Nachdem ich Ausschnitte aus allen vier Konzerten gesehen habe, fällt nüchtern betrachtet auf, wie unterschiedlich gut diese Bands in technischer Hinsicht sind - und dass sie da auch ihrem Ruf, positiv wie negativ, nicht immer gerecht werden.
Metallica lieferten spielerisch und vor allem gesanglich, wie Andreas ja schon bemerkte, die schwächste Leistung ab. Untight gespielt, schief und ohne Druck gesungen. Ihr Ruf als tolle Liveband muss noch aus vergangenen Tagen stammen... Belladonna nicht viel anders, auf Platte klingt seine Stimme nicht nur harmonischer, sondern wie die eines Anderen. Auch instrumental nicht völlig rund, aber Benante hat die schwierigeren Dinge noch nie sauber hingekriegt. Slayer spielten sowohl an den Gitarren als auch vor allem an den Drums dermaßen ungenau und scheiße, dass man sich fragt, ob Lombardo vorm Konz zuviel gekifft hat. Schwache Leistung eines meiner Lieblings-Schlagzeuger. Ausgerechnet Megadeth liefern nicht nur die tighteste Performance ab (was noch zu erwarten war), sondern auch die beste Gesangsleistung - wer hätte das gedacht? Wenn man die Fanbrille mal abnimmt, lagen an diesem Abend auf der Bühne zwischen den Performancens der Bands (v.a. der beiden Ms) Klassenunterschiede. Und wirkt das nur auf mich so, oder sind die neuen Songs der drei Bands mit aktueller Platte alle nur aus dem Stilmittelsetzkasten zusammengepuzzelte Redundanzen? |
Andy [musikreviews.de]
gepostet am: 18.09.2012 |
Ich hab die Big Four-Chose ja dann in Gelsenkirchen live gesehen, da war es völlig anders, als auf der DVD. Anthrax weitestgehend verpasst, Megadeth litten unter grottigstem Sound, Slayer hatte ich auch schon besser gesehen und bei Metallica stimmten dann Sound und Performance komplett. Abgesehen davon, dass bei der DVD ja nachbearbeitet wurde, sind die Bands wohl echt tagesformabhängig.
Und was die neuen Songs angeht: die von Metallica können m.E. wenig bis nichts, die von Megadeth sind klar besser (zumindest auf "Endgame" und "Th1rt3en"), aber kommen eigentlich alle nicht an die Klassiker heran. |