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Rosset Meyer Geiger: What Happened (Review)

Artist:

Rosset Meyer Geiger

Rosset Meyer Geiger: What Happened
Album:

What Happened

Medium: CD
Stil:

Jazz

Label: Unit Records / Alive
Spieldauer: 68:56
Erschienen: 17.06.2011
Website: [Link]

"What Happened" hat nicht umsonst unter japanischen Jazz-Kritikern, die gemeinhin als besonders anspruchsvoll gelten, den Preis für das besten Instrumentalalbum 2010 eingeheimst: Die drei Protagonisten potenzieren für Kenner wie Frischlinge das, was Koryphäen wie der verstorbene Esbjörn Svensson kommerziell salonfähig machten, mindestens im Quadrat - moderner Jazz mit frischem Windzug vom Allerfeinsten.

"The Beginning" fungiert tatsächlich als Art Einleitung: ROSSET MEYER GEIGER jazzen sich dynamisch und ohne Eile durch einen typischen Trio-Song mit findig herausgearbeitetem Motiv, wobei dem Bass standesgemäß eine gewichtige Rolle zugemessen wird. Im noch abgefeimteren "Die Sau" setzt sich dies fort; atemberaubend, wie organisch und intim diese Produktion klingt, wie hörbar die Musik atmet und wie gut diese drei jungen Menschen aufeinander eingespielt sind - als zockten sie schon ewig miteinander. "What Happened" provoziert also erst gar keinen Vergleich mit den üblichen Zusammenrottungen irgendwelcher Halbtalentierter zum gemeinsamen Nudeln und Nerven. Josquin Rosset legt ein fan-tast(!)-isches Ausdrucksvermögen an den Tag, derweil Meyer und Geiger grooven, dass es eine Wonne ist. "Feuer von Gibraltar" knistert spannungsvoll, lässt jedoch die erlösende Wendung nicht missen, und "Tritt O'Nuss" spricht vom Titel her für sich selbst, kickt also und gewinnt dem alten Diabolus einiges an Harmonie ab - im übertragenden Sinn sowieso, da ROSSET MEYER GEIGER generell nichts von Kühle halten, so man diesen nicht mit musikalischer Coolness im Sinne der Abgeklärtheit gleichsetzt.

"Another Place" und das sich leise aufschwingende "To Do" unterstreichen dies, wo die Combo andererseits mit Leerstellen spielt und das erwähnte Atmen bisweilen zwecks vollkommener Ruhe sehr langsam angeht. Dadurch verwandelt sich "Fragment" von einem ebensolchen in ein umso prägnanteres Melodiehighlight zwischen den Pausen, einmal mehr mit dem Viersaiter im Rampenlicht. "Zebra und Dromedar" durchläuft rhythmisch (raschel, raschel …) wie motivisch regelrechte Metamorphosen, was an die Diskrepanz zwischen den beiden namengebenden Paarhufern denken lässt, wohingegen "Dribbling" nicht über den Platz sprintet, sondern locker flockig swingt und Rosset brillieren lässt, wiewohl gewissermaßen im Frage-Antwort-Spiel mit seinem Bassisten.

Für "Matteo" heucheln die drei zunächst Stoizismus, um zum Schluss absichtlich zu zerfasern, und das kryptisch betitelte Endstück klingt ob seiner auf- und absteigenden Hauptmelodie keineswegs sperrig. Wer hätte dies auch nach derart geschlossenem Vorspiel von immerhin gut einer Stunde erwartet? Nicht atemberaubend, nicht überfordernd, aber dafür geruhsam, nicht minder inspirierend und zu Herzen gehend.

FAZIT: Nicht zum ersten Mal empfiehlt sich die Schweiz als international gewichtiger Fürsprecher des zeitgenössischen Jazz, und mit dem Trio ROSSET MEYER GEIGER schickt man schlagkräftige Probanden mit in Samt steckenden Goldhändchen ins Rennen, auf dass all diejenigen bekehrt werden von der Improvisationsangst, die bislang dachten, das "freie" Genre sei diesem Attribut zum Trotz zu dogmatisch beziehungsweise die dazugehörende Musik ungenießbar. "What Happened" also? Nun, ergreifende, spannende Musik der stillen, aber dennoch aufwühlenden Art - ein Argument, dem Rock vorübergehend den Rücken zu kehren, denn danach knallt es umso schöner.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 4144x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • The Beginning
  • Die Sau
  • Feuer von Gibraltar
  • Tritt O'Nuss
  • Another Place
  • To Do
  • Für Gregor
  • Fragment
  • Zebra und Dromedar
  • Dribbling
  • Matteo
  • Mannsgoggel's Groove (nei, nei, nei) ...what happened?

Besetzung:

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