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Suicide Watch: Global Warning (Review)
Artist: | Suicide Watch |
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Album: | Global Warning |
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Medium: | CD | |
Stil: | Thrash Metal |
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Label: | Mausoleum | |
Spieldauer: | 37:05 | |
Erschienen: | 27.05.2005 | |
Website: | [Link] |
Liest man die bisher im Netz oder auch im Rock Hard veröffentlichten Kritiken zum 2005 erschienen SUICIDE WATCH-Debüt, beschleicht einen ein ums andere Mal das Gefühl, die Platte würde immer den falschen Rezensenten in die Hände fallen. Offenbar hat die Band ein Vermittlungsproblem, denn „Global Warning“ ist das für meine Ohren beste Thrash Metal Album der gesamten „neuen Welle“.
Dabei funktionieren viele der immer wieder zu lesenden Kritikpunkte ebenso als Argumente für die Scheibe. Die Songs sind nicht raffiniert, stimmt. Sie gehen aber direkt auf die Zwölf und versprühen Energie ohne Ende.
Neu erfunden wird hier natürlich nichts, auch nicht die kleinste Grenze wird verschoben, das gilt aber für die gesamte aktuelle Thrash-Posse.
Dass keine eingängigen Songs oder gar Hits auf der Scheibe zu finden seien, kann – es tut mir leid – nur darauf zurückzuführen sein, dass man sich nicht richtig damit beschäftigt hat. Ansonsten ist nicht zu erklären, dass einem Oberknaller wie „Death In Triplicate“ (was für ein Refrain), „Virus (Inside Us)“, „In The Mouth Of Madness“ (perfekter Aufbau, überirdisch geiles Hauptriff), ,,Inexorable", „The Broken Back Of Democracy“, „Night Winter Death“ oder der Titeltrack durch die Lappen gehen.
Der rohe und unpolierte Sound, liebe Plastik-Fans, ist Absicht! Für alle, die so was noch nie in echt gehört haben: Was da bollert, ist ein Schlagzeug! Und dahinter sitzt offenbar Animal aus der Muppet Show. Ebenfalls hervorgehoben werden muss der brutal geile Gitarrensound, der mit seiner Höhenlastigkeit den ruppigen Stakkato-Riffs noch mehr schneidende Prägnanz verleiht. Aggressiver kann man als Gitarrist nicht klingen.
Democracy only exists in the dreams of the naïve
On the tongues of the stupid, in the hearts of the brave
On the lips of leaders, trying to save face
In the ruined countries that we seek to enslave
Womit wir beim eingangs erwähnten Vermittlungsproblem wären: Um diese Scheibe voll würdigen und genießen zu können, ist eine gewisse Hardcore-Affinität hilfreich. Denn SUICIDE WATCH klingen wie die Thrash Metal Version von DISCHARGE. Kurze, knackige Songs mit Message, ohne Umschweife auf den Punkt gezimmert. Schon die Entstehungsgeschichte von „Global Warning“ ist eine Lehrstunde in Sachen Spirit.
13 Songs, entstanden in nur 12 Proben, wurden innerhalb von vier Tagen live eingespielt; das Ganze auf analogem Equipment und ohne Zuhilfenahme von Pro Tools, Triggersounds oder auch nur Clicktrack. Wenn man das Ohr mal in Richtung Spieltechnik spitzt, fällt dann doch sehr schnell auf – und hier wird es tatsächlich objektiv – dass das Ergebnis unglaublich gut ist. Gerade der Gitarrenmann hat die Thrash-Stilistik offenbar mit der Muttermilch aufgesogen. Nicht nur machen seine Riffs den Genrevorreitern von DISCHARGE bis NUCLEAR ASSUALT alle erdenkliche Ehre, der Mann zählt auch zu den besten Genre-Gitarristen weit und breit und hat eine dermaßen schnelle und präzise rechte Hand, dass er beim Onanieren einen Menschen mit dem Cumshot erschießen kann. Oder so ähnlich.
When corporations rule the world, protect the economy
And play on public jingoism for constitutional sympathy
War criminals rule the country, sanction murder with a pen
Sign a thousand death warrants to crush all opposition
Change policies like mistresses, get into character for war
Sell them guns when it suits, then wonder if they’re hiding nukes
Inhaltlich gibt es keine halben Sachen. Engagierte Texte voller Punk und Seele versöhnen mit der Metalszene und ihren allzu oft breit gelatschten Klischees. Übers Saufen wird hier nicht lamentiert, dafür grölt und kreischt Rid sich durch seine nur vordergründig schlagwortartige, in Wahrheit ungemein durchdachte Hardcore-Poesie und schreit dem Hörer seine Wut über die Ungerechtigkeit der Welt und seinen Schmerz darüber ins Gesicht. Illustriert und erweitert wird die Botschaft im Booklet durch Zitate bekannter Persönlichkeiten zu jedem Text.
Fuck the police, fuck the government
They’ll never give us what we want
The sole purpose that they exist
Is to keep the people in their place
So wurden die Textauszüge auch nicht umsonst in dieses Review eingearbeitet, stehen sie doch stellvertretend für die gesamte Ausrichtung der Platte: Direkt, ohne Umschweife, vielleicht plakativ, doch auf den zweiten Blick umso hintergründiger und nachhaltiger.
Schade, dass dieses kleine Meisterwerk von der Presse so niedergeschrieben wurde und der Band wahrscheinlich nicht zuletzt deshalb der verdiente Erfolg verwährt blieb – bietet sie doch alles, was die etablierten Namen, ebenso wie die nachwachsende Generation des Thrash, seit Jahren vermissen lassen. Doch wie heißt es so treffend in „Death In Triplicate“?
We all have our own stretch of hell to walk
FAZIT: “Global Warning” ist für jeden, der auf Thrash, Hardcore, politisch motivierte Mucke oder einfach verdammt straffes Songwriting steht, eine unbedingte Empfehlung.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Flesh And Blood
- The Truth About Lies
- The Devil Rides Out
- By The Time You Read This... I Will Be Dead
- The Despair Of Another Dawn
- Global Warning
- Death In Triplicate
- Virus (Inside Us)
- In The Mouth Of Madness
- Inexorable
- The Broken Back Of Democracy
- Tomorrow We Rule The World
- Night Winter Death
- Bass - Ian
- Gesang - Rid
- Gitarre - Simon
- Schlagzeug - Ade
- Global Warning (2005) - 13/15 Punkten
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