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Fly Machine: Come Metamorphosis (Review)
Artist: | Fly Machine |
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Album: | Come Metamorphosis |
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Medium: | CD | |
Stil: | Steve Shelton am Schlagzeug |
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Label: | Divebomb Records | |
Spieldauer: | 52:15 | |
Erschienen: | 08.05.2012 | |
Website: | [Link] |
Endlich! Endlich hat sich mal eine geschmackssichere Plattenfirma dieser großartigen, bereits Mitte der 90er entstandenen Songs angenommen und veröffentlicht sie offiziell. Das war lange überfällig, denn von so großartigen Musikern wie Steve Shelton und Cary Rowells (von CONFESSOR und LOINCLÖTH) will man als Fan selbstverständlich jede aufgenommene Note hören – zudem existieren speziell von diesen einzigartigen, aber nicht gerade veröffentlichungsfreudigen Stilisten zu wenig Aufnahmen, als dass man eine davon ignorieren könnte.
FLY MACHINE wurden nach dem Zerfall von CONFESSORs „Condemned“-Line-Up gegründet, viele der damals als selbstbetitelte Eigenproduktion in Miniauflage verhökerten und nun als „Come Metamorphosis“ erscheinenden Songideen waren für das zweite Album der heute kultisch verehrten Truppe gedacht. Und man erkennt denn auch nach spätestens drei Sekunden das unvergleichliche Rhythmusverständnis von Shelton und Rowells. Im Detail jedoch unterscheiden sich ihre Betätigungsfelder immer recht deutlich voneinander. Wären die drei Bands Filme, so könnte man sagen: Wenn die erhabenen CONFESSOR der perfekt inszenierte Hochglanzblockbuster und die finster-instrumentalen LOINCLÖTH die Arthouse-Variante sind, dann stellt FLY MACHINE den B-Movie-Ableger der CONFESSORschen Makellosigkeit dar. Um Missverständnissen vorzubeugen: B ist weder beim Film noch hier ein Qualitätsmerkmal oder gar Makel, sondern weist eher auf Produktionscharakteristika hin.
So ist die Platte weniger perfekt produziert und weniger hymnisch gesungen, auch das Grundtempo ist bei FLY MACHINE zuweilen etwas höher, dafür ist die Linie der Songs etwas weniger verschnörkelt, wenn auch – natürlich – weit davon entfernt, gerade zu sein. Das verleiht den Stücken einen etwas offensiveren und leicht schmutzigen Anstrich, zwei Merkmale, die im Repertoire der beiden anderen Bands fehlen. Der Rest ist da: Komplexe Großtaten voller Atmosphäre und fesselnder Präsenz, die Herausforderung, die Takte zu durchschauen oder gar mitzuzählen, das perkussive Gitarrenspiel, eine sehr eigenständige Gesangsmelodik, die zwar ganz anders ist als die von CONFESSOR-Sirene Scott Jeffreys, doch ebenso Bereiche des Bewusstseins erreicht, zu der konventionellere Arten der Komposition nur selten Zugang erhalten. Stimmungsmäßig bereichert der etwas direktere Ansatz von FLY MACHINE das Schaffen dieser Gruppe von Ausnahmemusikern um eine spannende, neue Facette, klammert er doch den Weltschmerz CONFESSORs und die dunkle, unterschwellige Schönheit von LOINCLÖTH weitgehend aus und ersetzt diese durch graue Ernüchterung und Fatalismus. Hier rechtfertigt Sänger Dave Dorsey (der in dem Wahnsinn auch noch gleichzeitig Gitarre spielt) seine Aufnahme in die Truppe. Technisch kann er an Jeffreys nicht klingeln, aber die erlöschende Verzweiflung, die einer angewiderten Resignation weicht, überliefert er mitreißend und handwerklich auf den Punkt.
Das Herausheben von Songs erübrigt sich, da jeder ebenso für sich stehendes Kunstwerk wie musikalische Entdeckungsreise ist und sich ein Musikverständnis wie dieses solcher Kategorien wie „starker/schwacher Song“ entzieht. Wer drauf steht, steht grundsätzlich drauf – der Rest findet‘s unerträglich. Das war bei aller Shelton-Rhythmik eigentlich immer so.
FAZIT: Dass dieses Review für Uneingeweihte keine echte Orientierung bietet, wie das Ganze denn nun eigentlich klingt, ist dem Rezensenten klar. In mittlerweile fünf Reviews zu Werken dieser Musiker ist mir nie ein wirklich passender Vergleich eingefallen, so dass jedem Freund progressiver Musik, überwältigender Atmosphäre und überragender Spieltechnik dieser fette Brocken einfach ans Herz gelegt sei. Er wird niemanden enttäuschen. Versprochen. Für bereits Infizierte ist heute sowieso Weihnachten, Ostern und erster Sex an einem Tag.
P.S. Die Note mag ein ganz klein wenig persönlich gefärbt sein, diese Musiker können von mir nichts anderes bekommen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Becoming
- Cell
- Take You On
- Drowning
- Empty Circle
- Downsize
- Mover
- Victimize
- Big Down (bisher unveröffentlicht)
- Gun in Me (bisher unveröffentlicht)
- Thrown (bisher unveröffentlicht)
- Bass - Cary Rowells
- Gesang - Dave Dorsey
- Gitarre - Chris Nolan, Dave Dorsey
- Schlagzeug - Steve Shelton
- Come Metamorphosis (2012) - 15/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Mirko
gepostet am: 30.09.2012 |
Schöne Musik, die sich durch eine inakzeptale Produktion nicht genießen lässt. Diese klingt weder organisch oder instrumentalorientiert, sondern einfach schlecht. Aus Respekt vor den Musikern verzichte ich auf eine Wertung. |
hendrik [musikrevies.de]
gepostet am: 30.09.2012 |
So schlimm der Sound? Er ist ein wenig rau, aber es doch recht fett und alles gut da? Läuft bei mir unter Lo-Fi, aber sympathisch. |