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Till Burgwächter: Väter, Völker und Vandalen (Buch) (Review)
Artist: | Till Burgwächter |
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Album: | Väter, Völker und Vandalen (Buch) |
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Medium: | Buch | |
Stil: | Humor |
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Label: | Reiffer | |
Spieldauer: | 96 Seiten | |
Erschienen: | 13.04.2012 | |
Website: | [Link] |
Man muss „Die Wahrheit über Wacken“, mithin das bekannteste Werk des Autors, nicht witzig finden, doch mit seinem neusten Büchlein beweist TILL BURGWÄCHTER, falls man es nicht schon längst wusste, dass er sich nicht auf populistischen Metal-Stammtisch versteht. „Väter, Völker und Vandalen“ ist sicherlich keine tiefsinnige Literatur, aber ein kurzweiliges Lesevergnügen, das mit seinen mitunter abstrusen Gedankengängen sogar Fragen aufwirft, so man sich eine gesunde Kindlichkeit bewahrt hat, um sie zu stellen.
Der Untertitel „Ein Parforce-Ritt durch die Geschichte der beliebtesten Volksstämme“ deutet bereits an, dass es hier auch um Vorurteile geht, denn woran macht sich die Beliebtheit eines Volksstammes fest, und wie definiert sich ein solcher überhaupt? Letzteres beantwortet der Schreiber zwar nicht, doch dafür erhält der Leser Einsichten ins Leben und Sterben verschiedener Zivilisation von Ägypten bis zu den Wikingern. Dass sich BURGWÄCHTER scherzhaft auf Wikipedia als Recherchequelle bezieht, darf man auf das Halbwissen weiterleiten, mit dem er in seinen kurzen Texten zum Teil aufräumt, gleichwohl nicht mit mahnendem Zeigefinger, sondern indem er bewusst Klischees unterstreicht und aberwitzige Verbindungen herstellt – oder wer käme im Traum darauf, von Persien zu Freddie Mercury und zuletzt Nietzsche umzuschwenken?
Dass politische Korrektheit dabei außen vor bleibt, ist logisch, wenngleich der Verfasser keinen Holzhammer auspackt, sondern durchaus Wissenswertes, etwa mit Bezug auf Volksetymologien. Hinzu kommen beißende Wortneuschöpfungen („Verlierervolk“), die besser gefallen als das einstweilige Lokalkolorit des Braunschweigers, und Querverweise auf die Pop-Kultur (Stichwort Zeichentrickbiene versus südamerikanische Hochkultur), die zumindest älteren Lesern die Möglichkeit zur flotten Identifikation mit dem Buch bieten. Als Zubrot lässt sich BURGWÄCHTER nicht nehmen, sogenannte „Freak-Stämme“ anzusprechen (Atlanter bis Twi'lek) und mutmaßliche Errungenschaften der Menschheit von A(ußerirdische) bis Z(eitmaschine) zu erklären, wobei manch weises Wort herumkommt. Besonders gefallen zudem die Verknüpfungen vergangener Geschehnisse mit aktueller Weltpolitik, die der Autor sarkastisch kommentiert, ohne ätzendem Zynismus aufzusitzen – ein insgesamt heiteres und liebevoll inszeniertes Werk also, an dessen Ende man den aberwitzigen Persönlichkeitstest „Von wem stamme ich eigentlich ab?“ durchführen darf.
Im Übrigen hat der Verlag ganze Arbeit geleistet und das Kleinformat anders, als es selbst die dicken Fische unter den Publizisten pflegen, ohne Druckfehler oder schludriges Lektorat auf die deutsche Lesebevölkerung losgelassen. Fein gemacht.
FAZIT: Durch die Weltgeschichte für knapp acht Euro, das hat Keyserling mit seinem „Tagebuch eines Philosophen“ nicht so billig geschafft. Mit anderthalb Päckchen Kippen fürs Geld inhaliert man zwar tiefer, aber dieses Buch ist definitiv gesünder und saniert garantiert keine Lobbyisten.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- ISBN 978-934896-68-0
- Sonstige - Till Burgwächter
- Väter, Völker und Vandalen (Buch) (2012)
- Neues aus Trveheim (Buch) (2013)
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