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Various Artists: Liquid Sound Vol. 2 (Review)
Artist: | Various Artists |
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Album: | Liquid Sound Vol. 2 |
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Medium: | CD | |
Stil: | Electronic |
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Label: | Manikin Records | |
Spieldauer: | CD1: 74:15/CD2: 77:05 | |
Erschienen: | 23.09.2011 | |
Website: | [Link] |
Die Konzerte in der Toskana Therme in Bad Sulza sind eine ganz eigene Angelegenheit. 36 Stunden Nonstop spielten zum zehnjährigen Jubiläum von Manikin Records Musiker des Labels, in unterschiedlichen Kombinationen, ihre Sets. Das Besondere daran: Die Musik konnte nicht nur über, sondern auch unter Wasser gehört werden, was, laut MARIO SCHÖNWÄLDER, eine besondere Erfahrung ist, da das begrenzte Frequenzspektrum für eine veränderte Wahrnehmung der gespielten Klänge sorgt. Ein Effekt, den man beim Hören der CD-Produktionen, außen vor lassen muss. Ich würde jedenfalls davon abraten, eine komplette Musikanlage mit in die Badewanne zu nehmen. Und eine dieser duschtauglichen Kompaktgeräte dürfte sich vermutlich auch an der frischen Luft anhören wie im Schaumbad.
„Volume I bis III“ sind mittlerweile veröffentlicht worden. „Volume II“ erscheint als Doppel-CD, die einen gelungenen Einblick in das Manikin-Umfeld gibt. Inklusive eines einen rhythmisch-rockenden Gastauftritts der beiden Dirks von ELECTRIC ORANGE. „Salzbad“ ist das Highlight der ersten CD. Hier treffen sich die Größen der Berliner elektronischen Musik mit KRAFTWERK zu einem Stelldichein mit den jamerprobten ELECTRIC ORANGE im flimmernden Schwimmbad. Eine interessante Facette, die bei den Band-Alben ziemlich in den Hintergrund gerät. Dirk Jan Müller und Dirk Bittner präsentieren sich flexibel und experimentierfreudig.
Auf und ab wogende Synthesizerwellen, weite Keyboardflächen, dezente sowie dominierende Sequenzer-Rhythmen bestimmen das Gros des Albums, doch der Beginn gehört einer Gitarre. Bernd Brauns ruhiges, aber konzentriertes Spiel verleiht „Come And Taste The Band“ eine lauschige Clubatmosphäre. Quasi die Berliner Schule in die Jazz-Lounge ausgelagert. Das ist natürlich nicht hochkomplex oder gar frickelig herausfordernd, sondern immer der fließenden Natur des Wassers verpflichtet, das die Musiker umgibt. Kippt aber auch nicht in Richtung Fahrstuhlmuzak oder esoterisches Zirpen.
Anschließend übernehmen die Tasteninstrumente das Regiment. Mal wird mittels Piano die chillige Atmosphäre des Openers weiter getragen („Blue Halo“ von Tom van Draft alias Thomas Fanger), dann werden eher sakrale, meditative Töne angeschlagen; eine elektronische Messe in der Unterwasserkathedrale. Doch keine Angst, religiös verschwurbelt wird es nie. BAS BROEKHUIS, MARIO SCHÖNWÄLDER und Kollegen sind variabel genug, um melodisch und rhythmisch zwischen Meer und All die Erdung nicht zu vergessen.
Während auf der ersten CD eher KLAUS SCHULZE die Patenschaft übernimmt, steht CD 2 mehr im Geist von TANGERINE DREAM. Den Übergang von auf und ab wallenden Synthesizerklängen zu tonangebenden Sequenzer-Rhythmen markiert „Not Raving, Floating“ von AIR SCULPTURE. Gepaart wird das mit RAINBOW SERPENTs elegischem, breitwandigem Tauchabenteuer „Deep Dive“, den gepflegten, aber nie platten Chillout-Klängen von FANGER & KERSTEN, WOLFRAM SPYRAs & CHRIS LANGs sehnsuchtsvollem „Nenikekamen“ („Wir haben gesiegt“) und KELLER & SCHÖNWÄLDERS sanft dahingleitendem Rausschmeißer „Liquid Dawn“.
Chartfutter wird natürlich nicht geboten, dafür sorgt alleine die Laufzeit der Tracks. Vier von fünf bewegen sich knapp jenseits der Viertelstunden-Grenze, nur einer, „Waterproof Guitar“ von FANGER & KERSTEN, ist siebeneinhalb Minuten lang und stellt den kleinen Höhepunkt der zweiten CD dar. Denn wo sich die anderen Stücke (manchmal zu viel) Zeit lassen, spielen FANGER & KERSTEN keine Note zu viel und liefern so den abwechslungsreichsten Song des Sets.
FAZIT: Ein Event der außergewöhnlichen Art, 36 Stunden Musik am Stück, dargeboten in einem groß dimensionierten Hallenbad, findet auf Konserve seine eigene Bestimmung. Ein hörenswerter Einblick in die elektronische Welt von Manikin Records, bzw. jene der dem Label verbundenen Musiker.
Bei einer weiteren, ähnlichen Aktion ein Jahr später, entstanden die „Liquid Sessions“, die erstmals den Violinisten THOMAS KAGERMANN auf’s Tapet bringen. Der Beginn einer langjährigen Zusammenarbeit. Höchst nonchalant (teilweise aus einem Liegestuhl heraus) beginnt er KELLER, SCHÖNWÄLDER & FRIENDS zu begleiten. Diese improvisationsreiche Stimmung findet sich auch auf dem „The Liquid Session“-Album wieder, bei dessen Einspielung – bzw. der Songauswahl – auf Sequenzer verzichtet wurde. Klingt gut, ist beherrscht von beseelter Ruhe und „We’re all water“-Atmosphäre. In Teilen etwas zu statisch. Als Dokument der erweiterten Nuancen einer harmonierenden Einheit trotzdem entspannt und interessant (9 Punkte). Doch zu großer Form werden BROEKHUIS, KELLER, SCHÖNWÄLDR & KAGERMANN erst bei den Neujahrs-Konzerten in Repelen auflaufen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- CD 1:
- Project inter.com - Come And Taste The Band (the bad sulza mixture)
- Tom van Draft - Blue Halo
- Arcanum & Otarion feat. Bas Broekhuis - Homo Novus
- Fanger & Schönwälder - Abgetaucht
- Electric Orange - Salzbad
- CD 2:
- Wolfram Spyra & Chris Lang - Nenikekamen
- Fanger & Kersten - Waterproof Guitar
- Rainbow Serpent - Deep Dive
- Air Sculpture - Not Raving, Floating
- Keller & Schönwälder - Liquid Dawn
- Bass - Wolfram Spyra
- Gitarre - Bernd Braun, Dirk Bittner
- Keys - Detlef Keller, Mario Schönwälder, Thomas Fanger, Bernd Braun, Rainer Klein, Dirk Jan Müller, Dirk Bittner, Wolfram Spyra, Chris Lang, Michael Kersten, Gerd Wienekamp, Adrian Beasly, John Christian, Peter Ruczynski
- Schlagzeug - Bas Broekhuis
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