Weiterhin werden WOLFSPRING von NEMO-Kopf Louveton gemeinsam mit seinem Keyboarder Fontaine angeführt, scheinen nun aber mit einem festen Bassisten zum Gefüge gewachsen zu sein. Ihr zweites Album zeigt die metallische Ader der progressiven Franzosen weniger deutlich als ihr Debüt.

Das Quintett bedient sich dabei einer gängigen Rezeptur: Harte Parts sollen die Songs als solche leichter interpretieren, als es virtuose Eskapaden und vertonte Musiktheorie täten, doch ihre Prog-Wurzeln bergen die eigentliche Substanz der Tracks. Im Fokus von "Ninety Nine" oder dem zähen Longtrack "The End Of The Line" steht folglich eigentlich das Keyboard, und WOLFSPRING werden sich hüten, Metal-Klischees breitzutreten. Clemens hat seine Hausaufgaben in diesem Genre hörbar gemacht, ist aber nicht der geborene Sänger für allzu harte Musik, wie insbesondere das bemüht raue "My Religion" zeigt, ansonsten ein schmissiger Midtempo-Rocker.

Dem achtminütigen "In The Shade" fehlt eine stimmige Idee, welche die Länge rechtfertigen würde: Narrative Elemente, stattisches Riff-Geschiebe und Hook-Verweigerung tun es jedenfalls nicht, also gewinnt man den Eindruck, es handle sich bei "Who's Gonna Save The World" um eine Angelegenheit zwischen Fisch und Fleisch. Die obligatorische Instrumentals "The Piper Of Hamelin" und "Race Against The Clock" schaffen es ebenfalls nicht, bunte Bilder im Kopf des Hörers heraufzubeschwören, "Rats" mit seinem majestätisch schreitenden Hauptriff und Laserstrahl-Synthesizer hingegen schon.

Auch schön: der zweite Bandwurm "Different Colors Of Life" mit seinen erhebenden Melodien und Arrangements, die Spannung bis zuletzt garantieren, sowie das SABBATH-Cover "Wheels Of Confusion", bei dem WOLFSPRING dank der Vocals tatsächlich wie neuere RUSH klingen. Letztlich gereichen die genannten Vorzüge den Franzosen zu einer originellen, verspielten Melodic-Rock-Scheibe.

FAZIT: "Who's Gonna Save The World" rettet sicherlich nicht die Hardrock-Welt, zumal WOLSPRING weder hittige Reißer noch tiefsinnigen Progressive Rock verzapfen, aber die Unbekümmertheit und der spielerische Esprit der Gruppe nimmt für sie ein.