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Minor Giant: On The Road (Review)
Artist: | Minor Giant |
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Album: | On The Road |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Rock |
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Label: | Festival Records/Just For Kicks Music | |
Spieldauer: | 53:31 | |
Erschienen: | 01.08.2014 | |
Website: | [Link] |
Dass sich der Name der Band auf den FLOWER KINGS-Song „Minor Giant Steps“ bezieht, ist eine naheliegende Vermutung. Würde doch Roine Stolts Combo im Referenzspektrum MINOR GIANTs sicherlich auftauchen. Auch wenn Rindert Lammers und seine Mannen nicht reine Verfechter eines hochkomplexen Progs mit allen möglichen Ecken, Kanten, Stufen und Wendungen sind, sondern eher in der melodiösen-symphonischen Ecke angesiedelt sind, mit mehr als einem Fuß tief im Broadway, wo das Lamm schläft.
Der Rindert ist schon so einer. Als er vor vier Jahren beginnt, die Songs für sein Debüt zu schreiben, ist er gerade sechzehn Jahre alt. Nun sind die Niederlande vielleicht so eine Art Prog-Enklave, aber bei einer Umfrage unter holländischen Schülern dürften kaum allzu viele Arme in die Luft gereckt werden, wenn als hochgeschätzte Alben „The Lamb Lies Down On Broadway“, „Wind And Wuthering“, „The Light“ oder „Paradox Hotel“ (das wegen erwähntem „Minor Giant Steps“ den Vorzug vor „Retropolis“ erhält) abgefragt würden. Rindert Lammers hätte sich garantiert mit Begeisterung gemeldet.
Nicht nur das, er hätte den Fragestellern gleich seine Interpretation des genannten vorgespielt. Vollmundigen, symphonischen (Neo)-Progressive-Rock mit gelegentlicher Hinwendung zum hymnischen New-Art-Rock RPWLscher Prägung (gleich zum Start). Der umtriebige Gerben Klezinga hat produziert und dem Debüt ein sattes, sauberes Klanggewand verpasst. Lässig überholen MINOR GIANT die ähnlich gelagerten LEAP DAY (deren drittes Album gar nicht mehr so übel ist wie die beiden zuvor) im Halbschlaf auf der rechten Spur. Alleine weil die Band mit Jordi Repkes den wesentlich besseren Sänger besitzt.
„On The Road“ besitzt eingängige, aber nie zu schlichte Melodien, ein fettes Arsenal an Keyboards, pointierte Gitarren-Einsätze mit Gefühl (viel) und Härte (nicht so derbe), pumpende Bassläufe und an den Drums geht die Post ab (sorry Roy, der musste sein). Das ist alles schön und gefühlig und gut und langweilt auch nach mehrmaligem Hören nicht. Gäbe es nur dieses eine Album im post-progressiven Umfeld, man könnte wunderbar damit leben. Doch leider gibt es so viele andere, die auf ähnlichem Level musizier(t)en und in die letzten Jahrzehnten an uns vorbeigewandert sind.
Kleiner Exkurs: PLACKBAND (mittlerweile PB II, deren Bassist auf dem vorliegenden Album mitspielt. Danach nicht mehr) und KNIGHT AREA sind geblieben, doch wer erinnert sich noch an SALMON, DIFFERNCES, MARATHON, KING EIDER, NICE BEAVER, DILEMMA, TINELOCK oder PTS? Selbst EGDON HEATH sind kaum mehr als eine flüchtige Erinnerung. Und alle genannten Bands hatten und haben ihre Meriten und waren (zumindest kurz) schon dort, wo MINOR GIANT heute sind. Einen Originalitätspreis wird „On The Road“ also nicht bekommen, ob‘s mehr wird als eine Eintagsfliege wird die Zeit zeigen. Im Moment kann man mit MINOR GIANT genussreiche Momente erleben. Wie Sonntagskaffee, den es auch schon seit Jahrhunderten gibt und der trotzdem mundet. Meist.
FAZIT: Warum haben so viele Neoprog-Bands bloß eine Vorliebe für sterile Computergrafiken anstelle aussagekräftiger Cover? Statt antiseptischer digitaler, ziemlich sinnfreier Wassermystik ein bisschen gut abgehangene Romantik läge doch per se näher. Von Caspar David Friedrich zum Beispiel. Oder Roger Dean, Paul Whitehead oder deren Jünger. Herstellungsdatum spielt keine Rolle.
Wer mit seiner Vergangenheit im Reinen ist, findet bei MINOR GIANT haushohe Klangkaskaden mit Räumen voller herausgeputzter Keyboards, einem brauchbaren Sänger, wohlwollender Saitenzauberer und schlagkräftigem Schlagzeuger. Alleinstellungsmerkmale und Aktualität sind eh überbewertet; also Augen schließen und ab in den Prog-Pool. Das Wasser mag ein bisschen abgestanden riechen, aber die Wellen schaukeln dich wohlig roundabout.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- On The Road
- Dream With Eyes Wide Open
- Lead Me Home
- Hand In Hand
- We Are Strangers Here
- The Last Road
- Bass - Harry den Hartog
- Gesang - Jordi Repkes
- Gitarre - Jordi Repkes
- Keys - Rindert Lammers, Jos Heijmans
- Schlagzeug - Roy Post
- On The Road (2014) - 11/15 Punkten
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