Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

The Who: Quadrophenia - Live In London (Review)

Artist:

The Who

The Who: Quadrophenia - Live In London
Album:

Quadrophenia - Live In London

Medium: CD/DVD/CD+DVD/Download/Blu-ray/CD+Blu-ray
Stil:

Rock-Kult

Label: Universal Music / Polydor
Spieldauer: 126:00
Erschienen: 06.06.2014
Website: [Link]

Wer bitte hätte es anno 2013 für möglich gehalten, dass die Rocklegende THE WHO aus Anlass des 40. Jubiläums von „Quadrophenia“, der 1973 entstandenen Rockoper um den Mod (Ein britischer Jugendlicher der Arbeiterklasse, der sich zu höherem berufen fühlt und dies mit seiner „snobistischen“ Kleidung und besonders mit seinem Motorroller zum Ausdruck bringt!) Jimmy, das komplette Konzert-Konzept noch einmal auf die Bühne bringt?
Ich jedenfalls nicht.
Ich hätte es gehofft.
Ich hätte es mir gewünscht.
Und diese Hoffnungen und Wünsche werden nun tatsächlich wahr!

Die DVD „Quadrophenia - Live In London“ - aufgenommen am 8. Juli 2013 in der Londoner Wembley Arena - wird nicht nur die alten und jungen Fans von THE WHO glücklich machen, sondern eröffnet der Band selber all die Möglichkeiten, die sie 1973 bei ihren Live-Auftritten noch nicht hatten und die ihnen unüberwindliche Grenzen setzten, egal ob es den Klang oder die visuelle und musikalische Umsetzung betraf. Nun stehen im Gegensatz zu 1973 plötzlich gleich drei Keyboarder und zwei Bläser mit auf der Bühne und die digitale Technik offenbart uns nicht nur das Konzert in bester Klangqualität - dts bzw Dolby-Digital 5.1 statt Quadrophonie - sondern auch Originalfilm- und Dokumentar-Aufnahmen, die über die vier überdimensionalen Bildleinwände hinter der Bühne und der einen riesigen Leinwand vor der Bühne flimmern, in kristallklarer Bildqualität.

So wird das, was auf der Bühne passiert, fast von den Bildern dahinter noch übertroffen. Denn die Videoeinspielungen zeigen größtenteils Aufnahmen von THE WHO zu den Quadrophenia-Entstehungszeiten bis hin in die Gegenwart und werden geschickt mit dem, was auf der Bühne abläuft, kombiniert, sodass beispielsweise der Gesang von Daltrey & Townsend so in Szene gesetzt wird, dass er genau zu den visuellen Gesangspassagen aus den Siebzigerjahren passt, die als Film ablaufen. Zusätzlich werden zu den historischen Bandaufnahmen noch Dokumentaraufnahmen aus dieser Zeit hinzugefügt, die z.B. den Mauerbau, die Kennedy-Ermordung, den Atombombenabwurf oder den Vietnamkrieg zeigen. Genauso wie Elvis Presley, die Rolling Stones, die Beatles, John Lennons Ermordung und das Ende der früheren Who-Konzerte, bei denen die Musiker ihre Instrumente auf der Bühne zertrümmern.

Mit „Quadrophenia - Live In London“ beweisen THE WHO, welch außergewöhnliche Musik sie auf dem Album geschaffen haben, dessen Name eine Verschmelzung aus dem für die damalige Zeit bestmöglichen Klang - die Quadrophonie, bei der vier räumlich verteilte Lautsprecher separat ausgesteuert werden - und dem Wahnsinn, der Schizophrenie, ist. Und es ist wirklich Wahnsinn, wie sich dieses Musik-Kunstwerk im Verlauf des Konzerts zu einem riesigen, aus Härte & Melancholie, Düsternis & einzigartigen Kompositionen sowie Bildgewalt & visueller Nostalgie kreierten Opus entwickelt, dessen Bühnenumsetzung den Musikern viel abverlangt und keinerlei Routine zulässt. Natürlich treten dabei manchmal ein paar stimmliche Defizite der drei Sänger auf, die aber kaum stören. Ja, die Herren da auf der Bühne sind eben 40 Jahre älter geworden und weisen nunmehr das stattliche Alter von fast 70 Jahren auf, jedoch ohne jemals ihren Rock-Jungbrunnen dabei eingebüßt zu haben.

Besonders grandios aber sind die Szenen, in denen bei „5:15“ bzw. „Bell Boy“ die bereits verstorbenen JOHN ENTWISTLE und KEITH MOON über die Leinwand „direkt auf die Bühne geholt werden“ und so gesehen mit ihren noch lebenden Band-Kollegen zusammen musizieren. Wer dabei keine Gänsehaut bekommt, dem ist nicht mehr zu helfen.

Selbstverständlich enthält die DVD auch noch als Bonus zusätzliche Aufnahmen des Konzerts, die abseits von „Quadrophenia“ noch einige WHO-Hits präsentieren. Zurecht wurden diese Aufnahmen nicht gleich an die Rock-Oper angehängt, sondern müssen extra über die Menu-Steuerung abgerufen werden. Eine kluge Entscheidung, denn bevor man zu diesen Aufnahmen wechselt, sollte man erst einmal die bewegenden Live-Eindrücke, welche „Quadrophenenia“ in ihrer Gesamtheit vermitteln, auf sich wirken lassen.

Eine zweite Selbstverständlichkeit ist bei solcher Veröffentlichung auch, dass es dieses Konzert in den verschiedensten Ausführungen und Formaten gibt, als da wären:

Für Fans mit großem Geldbeutel - Deluxe Metall-Box mit High Definition Blu-Ray und Standard-DVD mit dem Konzertfilm + Soundtrack der Show auf einer Doppel-DVD + kompletten Surround-Sound-Mix des Originalalbums auf einer Blu-Ray Audio-Disc (Diesen Mix kann man auch separat als Einzelstück erwerben!) + Sticker im Look eines Mod-Scheinwerfers + Mod-Scheinwerfer-Button + 32seitiges Buch mit Begleittext und Fotos.

Für Fans mit begrenztem Budget oder die mehr Wert auf das Eigentliche statt auf einen Haufen Schnick-Schnack legen - High Definition Blu-Ray.

Für Fans, die ihre ganze Zeit nur noch am Computer verbringen - Konzert als Download.

Für Fans, die entweder blind sind oder keinen Bock darauf haben, das, was sie hören, auch zu sehen - Doppel-Audio-CD des Konzerts.

Für Fans, denen digitale Datenspeicher wichtiger als silberne Rundlinge sind - digitaler Audio-Download.

Für Fans mit krimineller Ader - schwarz kopieren und sich dafür schämen, dass einem solch hochwertiges Produkt nichts wert und man im Grunde auch kein wirklicher Fan ist.

FAZIT: „Quadrophenia“ war bereits 1973 ein echtes Meisterwerk, in dem die Geschichte des jungen Mods Jimmy, der vier unterschiedliche Charaktere (Die jeweils einem WHO-Musiker entsprechen!) in sich vereint, erzählt wird. 2014 erscheint „Quadrophenia - Live In London“ und bietet in bester Ton- und Bildqualität eine zeitlos schöne Hinterlassenschaft aus 40 Jahren WHO- und Welt-Geschichte. Am Ende umarmen sich Daltrey und Townsend mit Tränen in den Augen einander und es scheinen all die kleinen, privaten Kriege, die sie zuvor gegeneinander geführt haben, vergessen. Musik verbindet eben doch und das WHO-Happyend heißt „Quadrophenia - Live In London“!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 6326x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • I Am The Sea
  • The Real Me
  • Quadrophenia
  • Cut My Hair
  • The Punk And The Godfather
  • I‘m One
  • The Dirty Jobs
  • Helpless Dancer
  • Is It In My Head?
  • I‘ve Had Enough
  • 5:15
  • Sea And Sand
  • Drowned
  • Bell Boy
  • Doctor Jimmy
  • The Rock
  • Love Reign O‘er Me
  • Bonus Performances:
  • Who Are You
  • You Better You Bet
  • Pinball Wizard
  • Baba O‘Riley
  • Won‘t Get Fooled Again
  • Tea & Theatre

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wieviele Tage hat eine Woche?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!