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Amy Antin: Already Spring (Review)
Artist: | Amy Antin |
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Album: | Already Spring |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Singer/Songwriter |
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Label: | Meyer Records / Rough Trade | |
Spieldauer: | 50:56 | |
Erschienen: | 06.11.2015 | |
Website: | [Link] |
Es weihnachtet sehr. Und so viele von uns vergessen im Trubel der Weihnachtsvorbereitungen, bei denen Häuser zu Leuchtburgen werden oder im Fenster Schwippbögen den Blick in das graue Winterwetter verstellen, dass das bevorstehende Fest uns doch eigentlich Ruhe und Besinnlichkeit bescheren soll.
Besinnlichkeit?
Ja, wir sollten uns besinnen, und dem täglich auf uns lastenden Druck - kurz Stress genannt - entfliehen. Zum Beispiel mehr Kerzen anzünden, räuchern oder Weihnachtskränze mit den „Zutaten“ selber basteln, die uns die Natur ganz freiwillig schenkt. Und vor allem sollten wir dabei das Radio auslassen, das uns mit Retorten-Weihnachtsmusik, schrecklicher Werbung und den Grauen des nachrichtlichen Alltags belästigt. Wir sollten uns bemühen, wieder wir zu sein und ein bisschen weniger im Interesse der „Anderen“ zu funktionieren. Die Lieder von AMY ANTIN könnten uns dabei helfen. Denn Antin, die übrigens auch Malerin ist, hat eine klare Vorstellung von (ihren) Liedern: „Ich vermute, Lieder helfen uns - wenn wir sie schreiben oder wenn wir sie hören - das zu empfinden, was wir eben empfinden. Sie ziehen uns dichter an sich heran, wir sind danach aufnahmebereiter - vielleicht ändern sie uns sogar. In einer härter werdenden Welt ist das eine wundervolle Erfahrung.“
Die einzige Voraussetzung, die wir, ihre Hörer, dabei erfüllen müssen, ist, dass wir das Zuhören noch nicht verlernt haben.
Schon der Titel ihres neuen, fünften Albums ist, im Gegensatz zu vielen ihrer traurigeren Texte, sehr optimistisch: „Already Spring“. Ein Wunsch, den sicher die Meisten von uns haben. Der Frühling macht sich breit, in dem das Leben und die Farben das Grau des Winters verdrängen und uns wieder aus unserem Winterschlaf aufwachen lassen. AMY ANTIN wählt dabei die leisen Töne, nur durch ihre akustische Gitarre und ihre zarte, aber auch angenehm warme, sich in den tiefen genauso wie höheren Tonlagen sehr wohlfühlende Stimme. Unverkennbar klingen dabei ihre Vorbilder JONI MITCHELL, LAURA NYRO, RICKIE LEE JONES und LEONARD COHEN durch, egal ob es sich dabei um die textliche Tiefe oder stimmliche Nähe dreht. Und natürlich fehlt in dieser Aufzählung noch ein ganz wichtiger Name: JOAN BAEZ!
Hinzu kommt wieder die, bei Meyer Records bereits gewohnte, hervorragende, kristallklare Aufnahmequalität jedes einzelnen Songs, die dem Hörer den Eindruck vermittelt, unmittelbar neben der Musikerin zu sitzen und ihr still, fast andächtig zu lauschen, wenn sie uns beispielsweise in „Dice“ über ihre Wünsche singt, ein Vogel im Himmel sein zu wollen, auf der Erde aber in ihren Strümpfen mit einem Loch im Herzen umherwandelt und sich nach dem Geld eines Multimillionärs sehnt, „a handful of hopees that she‘s rolling / Like dice in the dark“. Sogar ein liebevoll gestaltetes Text- und Notenbuch liegt der LP-Ausgabe bei, während sich bei der CD auf ein 12seitiges Booklet mit allen Texten beschränkt wird.
Jedes Lied erzählt (s)eine Geschichte. Meist eine traurige. Doch auch immer hoffnungsvolle. Wir finden uns in den Liedern wieder. Oder wir entdecken das, was wir bisher erfolgreich verdrängten, obwohl es für uns oder denjenigen an unserer Seite wichtig ist.
„Pennies“ eröffnet in diesem Sinne das Album sogar mit einer Walzermelodie, um dann traurig über jemanden zu singen, den alle Geschichten in Filmen und Zeitungen zu Tränen rühren, in einer Zeit, in der Tränen nur noch für Schwäche, aber nicht die Stärke, Emotionen zu zeigen, stehen: „Cause it‘s no more / That what you believe you were born for / Pennies or diamonds and rubbies / What will it be“.
Alle zwölf Songs gehen tief, verdammt tief, was einerseits an der spärlichen Beschränkung auf Stimme und Gitarre basiert, sodass wir zum Zuhören gezwungen werden. Nebenbei funktioniert die Musik einfach genauso wenig wie die Musik von JOAN BAEZ, deren erklärtes Ziel es schon immer war, den Hörer mit Texten zu bewegen und diese mit ihrer musikalischen Untermalung direkt zu ihm zu transportieren. AMY ANTIN verfolgt unüberhörbar das gleiche Ziel!
FAZIT: AMY ANTIN klingt wie die drei Heiligen Könige, welche die zum Überleben notwendigsten Musik-Geschenke an das Kind im Weihnachtsstall verteilen, während man bereits in der Ferne hört, wie der riesige Coca-Cola-Truck im rasend schnellen Tempo darauf zurollt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Pennies
- Healed
- Merkenich
- Banner Wave
- Dice
- Feathers
- Innocence
- Rescue Me
- Alicia
- Verses
- World And The Weather
- Already Spring
- Already Spring (2015) - 11/15 Punkten
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