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Ash Ra Tempel: Friendship (Review)
Artist: | Ash Ra Tempel |
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Album: | Friendship |
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Medium: | CD | |
Stil: | Elektronische Klangreise zweier in Freundschaft vereinter musikalischer Legenden |
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Label: | MG.Art / MIG | |
Spieldauer: | 78:50 | |
Erschienen: | 28.11.2014 | |
Website: | [Link] |
Es galt lange als verschollen und wurde schon für sage und schreibe weit über 600 Euro gehandelt - dieses Freundschaftsalbum zwischen MANUEL GÖTTSCHING und KLAUS SCHULZE alias ASH RA TEMPEL aus dem Jahr 2000. Endlich erblickt es 14 Jahre später wieder sein durch MANUEL GÖTTSCHING digital remastertes Licht der Musik-Welt und klingt absolut auf der Höhe der Zeit. Eine knapp 80minütige Reise durch das Klang-Universum zweier musikalischer Charismatiker, die auf „Friendship“ all das noch einmal in die Musik-Waagschale werfen, wofür sie bereits in den 70er Jahren von den Fans elektronischen Krautrocks geliebt wurden.
„Friendship“ ist das aller Wahrscheinlichkeit nach letzte Ergebnis des Zusammentreffens der beiden Ur-Väter von ASH RA TEMPEL - MANUEL GÖTTSCHING & KLAUS SCHULZE. 1970 war die Geburtsstunde dieser elektronischen Ausnahmeerscheinung, in welcher der Gitarrist Göttsching und der Bassist HARTMUT ENKE auf den damaligen Schlagzeuger von TANGERIN DREAM, eben K. Schulze, trafen und sich entschlossen, gemeinsam zu musizieren. Als Ergebnis erschien bereits 1971 das Album „Ash Ra Tempel“, welches sich nicht nur durch zwei beeindruckende Longtracks, die sich durch völlig unterschiedliche Stimmungen - „Amboss“, eine psychedelische, ausufernde Klangreise voller Dynamik, sowie „Traummaschine“, eine eher meditative, aber trotzdem abwechslungsreiche Traummusik - auszeichnete, sondern auch noch durch ein zweiflügelig aufklappbares Cover verblüffte, ähnlich wie das von Giger gestaltete ELP-Cover zu „Brain Salad Surgery“, welches - man höre und staune - erst zwei Jahre nach „Ash Ra Tempel“ erschien.
Was danach folgt, ist Geschichte. Schulze steigt zugunsten seiner dann sehr erfolgreichen Solo-Karriere bei ASH RA TEMPEL aus, während Göttsching das Ruder an sich reißt, einige hervorragende Alben veröffentlicht (Auf einem wirkt sogar der LSD-Guru TIMOTHY LEARY mit!), 1978 den Namen zu ASHRA verkürzt, HARALD GROSSKOPF mit ins Boot holt und bis heute eifrig nicht nur das Erbe dieser Band verwaltet und remastert, sondern auch immer wieder mit beeindruckenden Veröffentlichungen oder mitgeschnittenen Konzertaufnahmen bzw. Live-Auftritten aufwartet, bei denen sogar solch illustre Gäste wie JOZEF SKRZEK von der polnischen Prog-Legende SBB auftauchen.
30 Jahre also nach dem ersten und einzigen Göttsching-Schulze-Album kommt es plötzlich zur kurzfristigen Wiedervereinigung der beiden, die, wie es auch auf „Friendship“ deutlich wird, unüberhörbar ihre ganz eigenen Wege gegangen sind. „Schuld“ daran ist der Krautrock-Fanatiker und auf seinen eigenen Alben durchaus so schrullig-verrückt wie CAPTAIN BEEFHEART wirkende JULIAN COPE von der britischen Wave-Band TEARDROP EXPLODES. Er initiierte in London am 2. April 2000 ein Krautrock-Festival, bei dem beide gemeinsam auftraten und bereits im Vorfeld ihr „Friendship“-Album, das ursprünglich nur in Frankreich erhältlich war, aufnahmen. Schnell war es vergriffen und bald verschollen, um schon kurze Zeit später exorbitante Preise unter den Fans zu erzielen.
Nun endlich erscheint „Friendship“ dank MG-ART bzw. MIG Music auch in Deutschland - in voller Länge und mit einem neuen, aus meiner Sicht allerdings etwas streitbaren Hände-Cover, da es mich Ex-Ossi an das Parteiabzeichen der SED erinnert, in dem die beiden sich vereinenden Hände für Grotewohl und Pieck standen, die mit diesem Handschlag die Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED besiegelten. Da sind mir natürlich die Musiker-Hände von Schulze und Göttsching viel lieber, die hoffentlich nicht für eine musikalische „Zwangsvereinigung“ stehen. Die würde dann garantiert auch anders klingen als das abwechslungsreiche „Friendship“-Album, das von dem umfangreichen Keyboard- und Percussion-Arsenal KLAUS SCHULZEs sowie den elektrischen und akustischen Gitarren MANUEL GÖTTSCHINGs geprägt wird.
Wer allerdings eine Art Neuauflage des 71er Albums erwartet, der wird enttäuscht. Experimenteller Krautrock und eigenartige Psychedelik spielen nur eine untergeordnete Rolle. Dafür kommen die im Laufe der Zeit ausgeprägten solistischen Stärken beider Musiker zum Tragen - typischer Schulze-Tasten-Manierismus trifft auf die außergewöhnlichen, fast hypnotisch wirkende Gitarrenwelten Göttschings.
Auf „Friendship“ werden im Grunde zwei Solisten zu einem Duett vereint, das sich nicht gegenseitig einzuengen, sondern ausgiebig zu ergänzen versucht. Hierin liegt die große Stärke der CD, die gerade mal aus drei Titeln besteht, welche sich jeweils zwischen 20 und 30 Minuten bewegen. Mein persönlicher Leckerbissen von „Friendship“ befindet sich auf „Pikant“, wenn nach anfänglich treibenden, dynamischen Keyboard-Sounds, die im Laufe der Zeit immer atmosphärischer werden, nach zwölf Minuten gänzlich überraschend MANUEL GÖTTSCHING zur akustischen Gitarre greift und uns damit beweist, warum der Titel „Pikant“ heißt. Denn solch ein Stimmungswechsel ist im besten Musik-Sinne wirklich pikant! Allein dieser Moment gereicht zur musikalischen Ewigkeit und lässt „Friendship“ zum unverzichtbaren Kleinod für alle ASH RA TEMPEL-, KLAUS SCHULZE- und MANUEL GÖTTSCHING-Fans werden.
Aber auch „Reunion“, der das Album eröffnende 30-Minüter, hat es in sich, weil er nicht aus den für Schulze-Alben mitunter etwas ermüdenden Tastenschwelgereien, sondern auch ausgiebigen Percussion und dynamischen E-Gitarren besteht, die den Hörer voller Freude dieser Vereinigung beiwohnen lassen.
„Friendship“ wiederum lebt von ausgiebigen, etwas an DAVID GILMOUR erinnernden Gitarren-Ausflügen, die mehr und mehr abheben, um nicht etwa von Schulze-typischen Tastenspielereien, sondern an JEAN MICHEL JARRE erinnernde Klangreisen abgelöst zu werden. Eine faszinierende Kombination und zugleich der gelungene Abschluss eines gelungenen Albums, dessen einziger Wermutstropfen darin liegt, dass es wohl das letzte „Freundschaft“-Album dieser Art bleiben wird.
Oder reichen sich die Beiden irgendwann doch noch einmal die Hände?
Ein kleiner Handschlag für die Menschheit, aber ein großer Handschlag für die Musikwelt!
FAZIT: So also klingt die wahre musikalische Freundschaft zweier zur Legende gewordener Krautrocker der Berliner Schule. Keyboards, die sich zwischen schwebendem Ambient bis hin zu dynamischem Techno bewegen, während die Gitarren, akustisch und elektrisch, nicht nur rocken, sondern auch richtig träumen können, während zarte Percussion- und Akustik-Tupfer der neuzeitlichen Elektronik sogar ein natürlich-weltmusikalisches Flair verleihen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Reunion
- Pikant
- Friendship
- Gitarre - Manuel Göttsching
- Keys - Klaus Schulze
- Ash Ra Tempel (2011)
- Join Inn (1972 / Remastert 2011) (2011)
- Friendship (2014) - 13/15 Punkten
- Le Berceau De Cristal (1975 - digital remastert 2016) (2016) - 13/15 Punkten
- Gin Rosé (2020)
- Schwingungen - 50th Anniversary Edition auf Vinyl (2022)
- Ash Ra Tempel (1971) – The 50th Anniversary Vinyl-Edition (2023)
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