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Jeff Young: Pure Herringbone (Review)
Artist: | Jeff Young |
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Album: | Pure Herringbone |
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Medium: | CD | |
Stil: | Soul, Blues, Pop, Jazz und Rock |
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Label: | Sun Soul Records / CD Baby | |
Spieldauer: | 49:00 | |
Erschienen: | 03.10.2015 | |
Website: | [Link] |
Das Album des amerikanischen Sängers und Keyboarders JEFF YOUNG, den man auf keinen Fall mit dem gleichnamigen MEGADETH-Gitarristen verwechseln sollte, trägt zusätzlich den Untertitel „Songs From The Musical ‚One Hit Away‘“ - einen Untertitel, den ich mir in der Überschrift bewusst verkniffen habe, weil er zu Verwirrungen oder gar dazu führt, dass die Kritik nicht gelesen wird. Denn viele winken schon bei dem Begriff „Musical“ müde lächelnd ab. Und genau das hätte „Pure Herringbone - Songs From The Musical ‚One Hit Away‘“ wirklich nicht verdient.
Bereits im Januar 2010 in den Staaten erschienen, erlebt „Pure Herringbone“ nun auch in Deutschland seine Veröffentlichung, selbst wenn hier plötzlich alle nur noch über ein Pop-Album der Mittelklasse namens „25“ von ADELE sprechen, das zwar mehr als clever vermarktet, aber musikalisch dadurch auch kein bisschen besser wird. Vielleicht sollten wird uns doch intensiver mal umschauen, wie die gelungene Verbindung von Blues, Pop, etwas Jazz, Swing, jeder Menge Ballade und vielem mehr klingen kann, wenn sie nicht von einem 25jährigen Everybodys-Darling-Mädchen stammt, sondern einem renommierten und international gefragten Keyboarder mit hervorragenden Singer-Songwriter-Eigenschaften.
Tatsächlich schrieb JEFF YOUNG im Jahr 2009 die Musik dieses Albums für das Musical „One Hit Away“, das eben nicht im klassischen, europäischen Musical-Sinne funktioniert, sondern Soul, Blues, Pop und Jazz miteinander vereint, um eine Geschichte zu erzählen, die ein wenig an Brechts Dreigroschenoper erinnert. In ihr geht es um den frei erfundenen Musiker Pure Herringbone, der den amerikanischen Musiker-Traum träumt, mit einem einzigen Hit die Welt zu erobern, um aus dem Leben eines armen Schluckers das eines reichen Stars zu machen. Wie schwer dieser Weg ist, in dem man besonders gegen die Mechanismen einer unerbittlichen Musikindustrie bestehen muss, veranschaulicht uns dieses Album und natürlich die unglaubliche gefühlvolle Young-Stimme, die zwischen warmen Soul und groovendem Drive ihre Bahnen zieht.
Der erste Song, in dem wir den fiktiven Musiker P.H. kennenlernen: „He‘s not a kind of fella you can push around“, feuert in allerbester STEELY DAN-Tradition mit wilden Rhythmen und Bläsern um sich, dass es eine wahre Freude ist. Ja, mit Pure ist nicht zu spaßen - aber Spaß kann man mit seiner Musik auf jeden Fall haben. Besonders dann, wenn der nächste Song „Jack Of Trades“ nach der Stadt klingt, aus die der Musiker kommt und die einer anderen Band ihren ganz großen Namen verlieh: CHICAGO. Und wer noch nicht weiß, dass JEFF YOUNG seit Jahren festes Mitglied der Band von JACKSON BROWNE ist, der hört das definitiv auf diesem Album, bei dem der große Meister sogar auf dem letzten Stück „Stand Clear Of The Closing Doors“ einige Textpassagen beisteuerte.
Aber es gibt auch den düsteren, fast bedrohlichen Klage-Song „The Colour Of Money“, getextet von PROCOL HARUMs Keith Reid, mit gefährlich sägender E-Gitarre im Hintergrund, der am Ende immer bedrohlicher wird, wenn er feststellt, dass der „American Dream“ nur noch die Farbe des Geldes trägt: „The colour of money a deeper shade of green“ (Ist das nicht eine herrliche PROCOL HARUM-Parallele?). Dagegen ist „One Hit Away“ dann sogar eine - Ja, wie soll man es auf den Punkt bringen? - Blues-Hymne, im besten Sinne eines GARY MOORE, die von einer Gitarre in Moll ihr leiden(schaftliches) Statement in mitternächtlichen Farben singt. Spätestens dieser Song nimmt den Hörer gefangen und lässt ihn nicht mehr los.
„Pure Herringbone“ ist kein Musical, sondern der Mitternachtsblues einer Generation, die musizierend zwischen brennenden Mülltonnen sitzt und trotzdem glücklicher als die „Colour Of Money“-Jäger des traurigen amerikanischen Traums ist. JEFF YOUNG hat dazu den Soundtrack geschaffen, auch wenn behauptet wird, das sei ein Musical.
FAZIT: „Pure Herringbone“ erzählt von den Träumen, denen man hinterherjagt und die vielleicht nie in Erfüllung gehen. Mit diesem Album hat sich JEFF YOUNG wenigstens seinen Traum erfüllt: ein Konzept-Soul-Album voller Tiefe und natürlich mit ganz viel Gefühl zu verwirklichen, das mit traumhaften Bildern das schwere Leben eines Musikers auf der Suche nach dem einen ganz großen Hit erklingen lässt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Pure Herringbone
- Jack Of Trades
- The Colour Of Money
- Coasting
- Working My Way Downtown
- Shopping For Clothes
- One Hit Away
- Dodging Bullets
- Don‘t It Just Break our Heart
- Stand Clear Of The Closing Doors
- Bass - Jorgen Carlsson
- Gesang - Jeff Young, Cindy Mizelle, Danielle DeAndrea, Freddie Washington, Kevin McCormick
- Gitarre - Robben Ford, Josh Smith, Toshi Yanagi, Bruce Watson, Randy Jacobs, David Kalish
- Keys - Jeff Young
- Schlagzeug - Anastasios Toss Panos, Erik Eldenius
- Sonstige - NYC Horns (Saxofone, Trompeten, Posaunen), Pete Maloney (Tambourine)
- More Song Than Dance (2013) - 7/15 Punkten
- Pure Herringbone (2015) - 13/15 Punkten
- Choose Your Own Unknown (2016) - 13/15 Punkten
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