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Melechesh: Enki (Review)

Artist:

Melechesh

Melechesh: Enki
Album:

Enki

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Mesopotamian Black Metal

Label: Nuclear Blast
Spieldauer: 62:25
Erschienen: 27.02.2015
Website: [Link]

Im Nahen Osten zu leben ist bekanntermaßen ein komplexes Unterfangen, so vielfältig sind vor allem die religiösen Ansichten, die dort auf engstem Raum aufeinander treffen. Doch was sich in der Region zurzeit abspielt, fügt der ohnehin schon unübersichtlichen Lage noch ein paar weitere, ineinander verwobene Ebenen hinzu, die das Ganze zu einem globalen Minenfeld werden lässt, bei dem jeder diplomatische Schritt eine neue Stufe der Eskalation provozieren kann. Die Leidtragenden sind wie immer die Bürger, die im schlimmsten Fall um ihren Glauben, ihr Land und ihr Leben kämpfen müssen. Dabei könnte alles so einfach sein, zumindest wenn es nach MELECHESH ginge.

Die Israelis mit assyrischen und armenischen Wurzeln lebten lange Jahre im feinteilig zersiedelten Jerusalem, in dem statt eines multikulturellen Zusammenlebens Mauern das Stadtbild prägen und empfindlich stören. Diese Intoleranz, die auf radikale Weise alles das ablehnt, was (angeblich) die eigene Religion bedroht oder schädigt, veranlasste die Musiker schon 1998 dazu das Land zu verlassen und ihr Glück in den Niederlanden zu suchen. Nicht, weil sie ihre Heimat nicht mehr liebten, sondern weil sie die Menschen dort nicht mehr verstanden.

MELECHESH wollen aber keineswegs als politische Band verstanden werden, auch wenn sie solchen Fragen in Interviews nicht generell ausweichen. Dennoch lässt sich ihr künstlerischer Ansatz als Kommentar verstehen, als eine Erinnerung daran, dass Tradition und Moderne oder westliche und östliche Welt zusammen ungeahnte Kräfte freisetzen können. Der mittlerweile als "Mesopotamian Black Metal" bekannte Mix aus diversen Extreme Metal-Spielarten und Einflüssen aus nahöstlicher Mystik wird immer mehr zu einem globalen Projekt, für das die Israelis schon einige Gastmusiker gewinnen konnten. Auf "Enki" sind der unermüdliche Max Cavalera, VOLBEAT-Gitarrist Rob Caggiano und ROTTING CHRIST-Frontmann Sakis Tolis mit von der Partie. Doch wie auf jedem Album lassen MELECHESH statt Worte vor allem Taten sprechen.

Nun ist der Vorgänger "The Epigenesis" auch schon fünf Jahre alt, doch trotzdem staunt selbst der mit dem alten Material vertraute Hörer über den Einfallsreichtum des Quartetts. Da wird ein Killerriff an das nächste gereiht, gänzlich ohne den Eindruck zu erwecken es würde sich etwas wiederholen. Die neuen Songs tönen eine Spur eingängiger als die vertrackten "The Epigenesis"-Stücke, was in erster Linie die schneidenden Gitarren in Szene setzt. Wie losgelöst explodiert 'Tempest Temper Enlil Enraged' gleich zu Beginn mit Black Metal-Attitüde, orientalischen Rhythmen und einem unwiderstehlichen Rifffeuerwerk. Keine andere Band klingt wie MELECHESH, doch heißt das nicht, dass sie AC/DC-mäßig ihre Trademarks zu einem bloßen Gimmick verkommen lassen. Doch egal ob sich die Wahl-Niederländer unkompliziert ('The Pendulum Speaks', 'Multiple Truths') oder wie groovige BEHEMOTH ('Enki - Divine Nature Evoken') geben, es verstecken sich immer noch genügend Details in den Kompositionen. Exotische Elemente und Instrumente lassen "Enki" wie seine Vorgänger zu einem Album werden, das sich wie das lyrische Konzept regelrecht studieren lässt.

Besonders das Spiel von ohrwurmlastigen Metalriffs und folkloristischen Zwischenspielen treiben die Israelis auf dem neuen Album weiter in Richtung Perfektion. Doch leider flacht das Album nach hinten raus etwas ab: Während 'The Palm The Eye And Lapis Lazuli' einfach nicht ganz das Topniveau der restlichen Platte halten kann, wirkt das traditionell gehaltene 'Doorways To Irkala' einfach deplatziert. Entweder es wird gekürzt und dient als Verschnauf-Zwischenspiel oder es wird als meditativer Schlusspunkt unter ein starkes Album gesetzt. So aber verkommt das ohnehin schon unspektakuläre 'The Outsiders' zu einem verzichtbaren Anhängsel, für das mal eben fast dreizehn Minuten Spielzeit drauf gehen, obwohl darin verhältnismäßig wenig passiert. Zusammen mit den beiden vorgelagerten Stücken macht das drei von neun Songs mit einer Länge von insgesamt 24 Minuten Länge, die anders hätten investiert werden können. Nichtsdestoweniger sind die restlichen sechs Songs von einer Qualität, die sich, obwohl kein Hit der Marke ‚Triangular Tattvic Fire‘ oder ‚Secrets Of Sumerian Sphynxology‘ dabei ist, vor den eigenen, hochwertigen Kompositionen nicht zu verstecken brauchen.

FAZIT: Auch mit "Enki" enttäuschen MELECHESH nicht, besonders weil sie sich gewillt zeigen ihren eigenen einmaligen Sound weiter zu erforschen und zu erweitern. Das gelingt ihnen mit großem Ideenreichtum, viel Liebe zum Detail und starken Kompositionen größtenteils hervorragend, doch zum Ende hin platzieren die Israelis ein paar verzichtbare Momente, die das hohe Niveau nicht halten können und den Fluss des Albums empfindlich stören. Trotzdem beweisen sich MELECHESH abermals als reife Songwriter, die sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen und weiterhin gewillt sind ihre hörenswerte Diskographie mit weiteren starken Alben zu veredeln.

Norman R. (Info) (Review 5862x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Tempest Temper Enlil Enraged
  • The Pendulum Speaks
  • Lost Tribes
  • Multiple Truths
  • Enki - Divine Nature Awoken
  • Metatron And Man
  • The Palm The Eye And Lapis Lazuli
  • Doorways To Irkala
  • The Outsiders

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Stendahl666
gepostet am: 26.02.2015

User-Wertung:
14 Punkte

Nö. Viel besser. Gerade auch die Trax am Ende. Man muss sie natürlich gehört haben, klar.
Stendahl666
gepostet am: 26.02.2015

User-Wertung:
14 Punkte

"Diese Intoleranz, die auf radikale Weise alles das ablehnt, was (angeblich) die eigene Religion bedroht oder schädigt,..."

Sehr schwache Passage, könnt ihr nicht wissen, klar.
Norman [musikreviews.de]
gepostet am: 26.02.2015

Nö. Nix is klar. Sprich dich ruhig aus :)
Bernd
gepostet am: 02.03.2015

User-Wertung:
13 Punkte

Nicht ganz so gut wie Epigenesis, aber doch ganz hohes Niveau. Mir persoenlich gefaellt auch 'The Outsiders' ganz gut, allerdings stimme ich mit dir ueberein dass 'Doorways to Irkala' etwas zu lang ist. 2 bis 3 Minuten waeren ok.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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