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Alter Bridge: The Last Hero (Review)
Artist: | Alter Bridge |
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Album: | The Last Hero |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Alternative Metal |
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Label: | Napalm Records | |
Spieldauer: | 68:51 | |
Erschienen: | 07.10.2016 | |
Website: | [Link] |
ALTER BRIDGE liefern seit über einer Dekade bombastischen Alternative Metal mit unübersehbaren Ambitionen zur Szenedominanz. Kein Wunder, wenn Kaliber wie Myles Kennedy und Mark Tremonti in den eigenen Reihen stehen. Die angriffslustige Einstellung zum jeweils nächstgrößeren Ding hat durchaus Früchte getragen; spätestens mit dem Vorzeigewerk „Fortress“ waren die schlichten Strophe-Refrain-Schemata so überzeugend kaschiert, dass man sich selbst außerhalb der Alternative-Gemeinde Lorbeeren abholen konnte. Schließlich ist es eher ungewöhnlich für Bands im Spannungsfeld von Metal und Rock, sich in der Tendenz von Schmusetracks wegzubewegen und härtere Wege zu beschreiten. Diese Route nehmen die CREED-Sprösslinge nahezu einsam und mit Bleifuß, während in der anderen Fahrtrichtung Stau herrscht.
Bei allem Kudos für das ungewöhnlich harte und progressive „Fortress“, diesen unbestreitbaren Karriere-Höhepunkt, mit dessen Hypothek ALTER BRIDGE ins Jahr 2016 gehen, hat das zum Perfektionismus strebende Songwriting auch seinen Preis. Man stellt sich vor, wie die Männer an einer Kurbel stehen und diese mit Leibeskraft anziehen. Die Spannung ist bereits auf einem Siedepunkt, die Kräfte haben sich ins Unvorstellbare gebündelt und das Tor hat sich schon viel weiter geöffnet als man es von dieser Band jemals erwartet hätte. Was Tremonti auf Stücken wie „The Uninvited“ lieferte, klang zwar makellos, aber keineswegs locker. Und ausgerechnet jetzt, da man gerade auf ernste aktuelle Themen schielt, die sogar eine noch düsterere Untermalung verlangen, droht die Kurbel zurückzuschnellen.
Mit stromlinienförmigem neuen Schriftzug und Pop-Art-Cover deutet „The Last Hero“ einen Richtungswechsel an, der in dieser deutlichen Form allerdings keine musikalische Entsprechung findet. Wohl aber ist der kinetische Entwicklungsprozess auf einen Schlag unterbrochen und das Songwriting schließt streckenweise plötzlich wieder an die ersten zwei Alben an – eine enttäuschende Erkenntnis. Als habe die Vernunft dazu aufgerufen, der Statistik zuliebe auch mal wieder eine positive Rockballade wie „My Champion“ einzuschmuggeln, quasi als Schmiermittel, weil sonst möglicherweise die Getrieberäder brechen könnten. Und gleich im Anschluss noch „Poison In My Veins“ samt Cabrio-Refrain, damit sich das Öl auch schön verteilt. Später dann „You Will Be Remembered“ mit dem gleichen Prinzip. Weichstellen, die den harten Panzer punktieren, ein Muster, das viele weniger talentierte Gruppierungen stets von Natur aus bevorzugen.
Tut das Not? Um des lieben Friedens willen vielleicht? Nein, nein, nein. Es ist ja nicht einmal so, dass die leiseren Momente wirklich durchatmen ließen, denn auch hier liefert Tremonti wilde Läufe, um selbst die klebrigsten Stellen mit einem edlen Glanz zu versehen. Zudem ist das fünfte Album produktionstechnisch tatsächlich noch einmal der geforderte Schlag Härte obendrauf, so dass selbst „My Champion“ in gewisser Weise fett klingt; es ist wahrlich eine Herausforderung, dieses fast 70 Minuten lange Monster bei höchster Konzentration durchzustehen.
Dann ist da aber beispielsweise auch wieder ein Stück wie „Island Of Fools“, das direkt an „Fortress“ anschließt und den hier interpretierten Alternative Metal doch wieder als Referenz dastehen lässt. Durchaus beachtlich zeigt sich auch der Einstieg mit den Krachern „Show Me A Leader“ (tolle Gesangslinie) und „The Writing On The Wall“ (netter Groove). Die Art und Weise, wie die eigentlich generischen Songbausteine einrasten, bleibt unverwechselbar ALTER BRIDGE.
Lyrisch streuen Kennedy und Tremonti im Rahmen des aktuellen Weltgeschehens mit Themen wie Umweltschutz oder politischen Wahlkämpfen relativ breit und eher kurz angebunden, gerade aber ausreichend, dass man zur Reflektion angeregt wird. Man will die Band nicht als Instrumentarium für politische Einstellungen verstanden wissen, sondern sich in erster Linie an Menschen richten, die globale Entwicklungen möglicherweise nicht so intensiv verfolgen, also an jenen Anteil, welcher der Nadel den Ausschlag in die eine oder andere Richtung geben könnte.
FAZIT: Was sich längst angekündigt hatte, ist nun geschehen: ALTER BRIDGE sind vor den eigenen Hochleistungen etwas eingeknickt. Der Sinn für Perfektionismus ist nicht verloren gegangen, wohl aber rudert „The Last Hero“ gegenüber dem kompromisslosen Vorgänger in Sachen Songwriting zurück. Während Präsentation und Handwerk immer ausgefeilter werden, kann man dem eigentlichen Material unterstellen, es mache einen Schritt rückwärts. Vielleicht hätte man tatsächlich seine Alternative-Wurzeln kappen müssen, um nach „Fortress“ noch einen Schritt nach vorne zu machen. Das wäre ein radikaler Schritt gewesen und hätte natürlich viele Fans gekostet, doch künstlerisch hätte es sich womöglich lohnen können...
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Show Me A Leader
- The Writing On The Wall
- The Other Side
- My Champion
- Poison In Your Veins
- Cradle To The Grave
- Losing Patience
- This Side Of Fate
- You Will Be Remembered
- Crows On A Wire
- Twilight
- Island Of Fools
- The Last Hero
- Bass - Brian Marshall
- Gesang - Myles Kennedy, Mark Tremonti
- Gitarre - Mark Tremonti, Myles Kennedy
- Keys - Michael "Elvis" Baskette
- Schlagzeug - Scott Phillips
- Live From Amsterdam (2010)
- The Last Hero (2016) - 9/15 Punkten
- Walk The Sky (2019) - 11/15 Punkten
- Pawns & Kings (2022) - 13/15 Punkten
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