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Klaus Schulze und Pete Namlook: The Dark Side Of The Moog - Vol. 9-11 (Limited Edition) (Review)

Artist:

Klaus Schulze und Pete Namlook

Klaus Schulze und Pete Namlook: The Dark Side Of The Moog - Vol. 9-11 (Limited Edition)
Album:

The Dark Side Of The Moog - Vol. 9-11 (Limited Edition)

Medium: CD-Box
Stil:

Elektronische Musik

Label: MIG Music
Spieldauer: 288:57
Erschienen: 29.04.2016
Website: [Link]

Mit der Stülpdeckel-Box Nummer 3 schließt sich der „Dark Side Of The Moog“-Kreis der Zusammenarbeit zwischen KLAUS SCHULZE und dem bereits verstorbenen PETE NAMLOOK.
Ein würdiger und zugleich abwechslungsreicher Abschluss, der unter Beweis stellt, welche angenehme Nähe sich zwischen einem dem Techno verbundenen DJ und einem der größten Elektronik-Pioniere nicht nur Deutschlands, sondern weltweit, ergeben kann, wenn beide nicht ihre Musik verleugnen, sondern zu einer „diplomatischen“ Fusion vereinen.

Volume 9 - die zugleich erste CD der Box - verbreitet eine sehr dunkle Stimmung, die sich hauptsächlich an den ganz frühen Werken eines KLAUS SCHULZE orientiert, über die Namlook verstärkt synthetische Klangspielereien legt, welche im „Part II“ sogar Erinnerungen an JEAN MICHEL JARREs „Oxygene“ und „Equinoxe“ wecken. Schwebende Electronics zum Abheben direkt in das „kontrollierte Mutterherz“.

Volume 10 mit dem lüstern-erotisch anmutenden Titel „Astro Know Me Domina“ weckt natürlich sofort Erinnerungen an Schulzes „Porno-Musik-Phase“, als aus deren elektro-ejakulativen Ergebnis die beiden ausgezeichneten „Body Love“-Alben hervorgingen. Doch statt mit einem lauten Bums(en) eröffnet die CD sehr ungewohnt mit einem ausgiebigen, mal verfremdeten, dann wieder klaren, Sprechtext, der starke Parallelen zu LAURIE ANDERSONs „USA-Epos“ aufweist. Kurz darauf erwarten uns rein experimentelle Klang-Passagen, die wie elektronischer Free-Jazz klingen. Spätestens nun sucht man vergebens nach dem feucht-flutschigen Pornografischen. Stattdessen bekommt man nur ein paar Elektro-Koitus-Interruptus geboten, die für Freunde modernen Jazz‘ und extrem finster-bedrohlicher Klangräume garantiert interessant sind und irgendwie auch immer verständlicher werden lassen, warum Namlook & Schulze live auch bei Jazz-Festivals auftraten und begeisterte „Zugabe“-Rufe ernteten, die auf der letzten (Bonus-)CD dieser Box ausgiebig zu hören sind.

Volume 11, „The Heart Of The Nearest Star“, geht erneut andere Wege, arbeitet mit Sprach-Samples, sich fast popartig wiederholenden Rhythmen und ein paar Techno-Elementen, sodass diesmal die elektronische Seite, wie wir sie von Musikern der Marke KRAFTWERK und YELLO kennen, angeschnitten wird. Wer also glaubt, dass Techno eine Erfindung irgendwelcher Disco-DJ‘s wäre, der sollte bei diesem Album genauso wie beispielsweise bei ASH RA TEMPELs „E2-E4“ einmal genauer hinhören. Schön ist auch der wortwörtlich zu verstehende „natürliche“ Abschluss des Albums, der uns mit ausgiebigem Vogelgezwitscher verabschiedet.

Mit der vierten CD der Box beginnen nun die ganz besonderen Highlights, welche eine Anschaffung der drei Stülpdeckel-Boxen für „echte“ Schulze-Fans unerlässlich werden lassen, da sie in dieser Form noch nicht veröffentlicht wurden.

Zuerst aber müssen wir unsere Audio-Anlage verlassen, um uns zu unserem DVD- oder BluRay-Player zu begeben, denn jetzt erwartet uns von „The Heart Of Our Nearest Star“ eine hervorragende, klangvolle Abmischung im 5.1 Digital Surround bzw. DTS-Sound. Ein Klangerlebnis für alle digitalen Sound-Fetischisten unter uns, die einen völlig anderen Hör-Blick auf die zuvor als Audio-Version gehörte Musik wirft. Und egal, wie viel Worte ständig über STEVEN WILSONs DTS-Remixe alter Prog-Größen von Crimson bis Tull verloren werden, diese Schulze-Namlook-Mixe sind beinahe noch spektakulärer, weil eben im Rahmen elektronischer Musik faszinierende Ton-Wander-Effekte über alle Boxen gemixt werden können, die dem Hörer den Eindruck vermitteln, sie säßen in der Mitte des Plump-Sack-Spiels, während ein Mitspieler den Kreis mal schneller, mal langsamer umrundet, nur dass in diesem Falle kein Plumpsack dabei ist, sondern seltsame Klänge, die uns umschwirren wie die Mücken das Licht.

Und dann wäre als letzte CD der Box noch das regelrecht dynamische, sehr an „Dune“ (ohne ARTHUR BROWN) erinnernde Live-Konzert vom 23. April 1999 beim Jazz-Festival in Hamburg. Mal drauf gekackert, was Jazz-Freaks mit elektronischer Musik der Marke Schulze/Namlook anfangen können, dieses Konzert ist ein wahrer Genuss für alle Fans elektronischer und zugleich improvisierter Musik, egal ob sie rhythmisch oder atmosphärisch daherkommt. Bei „Hamburg I“ und „Hamburg II“ bekommen wir all das geboten, was Schulze-Musik der frühen Jahre bis zur Gegenwart ausmacht(e) und noch dazu jede Menge an JEAN MICHEL JARRE erinnernde „Zoolook“-Effekte (besonders in „Hamburg II“). Und das alles auch noch in einem unübertrefflichem Sound, der fast Zweifel daran aufkommen lässt, dass diese Wahnsinnsabmischung tatsächlich live über die Bühne ging. Obwohl der frenetische (Zwischen- und End-)Applaus als Beweis gegen diesen Zweifel steht.
Chapeau!

FAZIT: Wer KLAUS SCHULZE oder/und PETE NAMLOOK mag und diese knapp 6 € pro CD für den dritten Teil der „The Dark Side Of The Moog“-Box nicht übrig hat, dem ist entweder nicht zu helfen oder er leidet unter dem Schulze-Syndrome, das einen bei der Masse seiner Veröffentlichungen fast unweigerlich überfällt, und hat sich deshalb in psychiatrische Behandlung begeben. Oder aber er tat dies noch nicht und ist dem Wahnsinn verfallen. Eine andere stichhaltige Erklärung ist nicht zu finden, die einen sonst vom Kauf dieser beeindruckenden Box abhalten sollte.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3336x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • CD 1 - Set The Control For The Heart Of The Mother (54:34):
  • Part I - VIII
  • CD 2 - Astro Know Me Domina (50:22):
  • Part I - VI
  • CD 3 - The Heart Of Our Nearest Star (56:12):
  • Part I - IV
  • CD 4 - Bonus in DTS/5.1 Digital Surround (56:58):
  • The Heart Of Our Nearest Star, Part I - III
  • CD 5 - Bonus: Klaus Schulze & Pete Namlook, Live in Hamburg (70:51):
  • Hamburg I - II

Besetzung:

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