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Springtime Carnivore: Midnight Room (Review)

Artist:

Springtime Carnivore

Springtime Carnivore: Midnight Room
Album:

Midnight Room

Medium: CD/Download
Stil:

Himmlischer Pop und Folk

Label: Autumn Tone/ANTI Records/Epitaph Records
Spieldauer: 40:16
Erschienen: 07.10.2016
Website: [Link]

Manchmal entstehen die besten Songs eines Albums aus einem dummen Zufall heraus. Ein ausgezeichnetes Beispiel hierfür ist „Midnight Room“, der nicht nur das neue, zweite Album von SPRINGTIME CARNIVORE eröffnet, sondern ihm am Ende auch gleich seinen Titel verlieh. Die Geschichte aus dem Munde von GRETA MORGAN, die singende Multiinstrumentalistin hinter SPRINGTIME CARNIVORE, klingt dazu folgendermaßen:
„Als CHRIS COADY (Musikproduzent u.a. von YEAH YEAH YEAHS und BEACH HOUSE – T.K.) und ich mit den Aufnahmen zum Album fertig waren und die Studio-Zeit fast abgelaufen war, setzten wir uns noch einmal zusammen und hörten die zehn Songs auf der Suche nach dem ersten Song für‘s Album. Dabei stellten wir fest, dass nicht einer dafür wirklich geeignet war. Chris empfahl mir, nachhause zu gehen und noch einmal darüber nachzudenken. Als ich sehr spät in meinem Bett lag, und ich mit meinem ‚Baby Blue Gefühl‘ die mitternächtlichen Schatten beobachtete, fiel mir mit einem Schlag die Textzeile ein: ‚I see you now / Blue on blue / My illusion‘, welche das Ergebnis meiner Beobachtungen und des Singens war. Der ‚Mitternachtsraum‘ wurde so zum metaphorischen Platz für das, woraus das gesamt Album entstand: dem Gefühl des Mitten-in-der-Nacht-Aufwachens und sich dabei einsam zu fühlen und nichts Anderes zu hören als die Stimme seiner eigenen Gedanken.“

Wenn wir nun „Midnight Room“ hören, werden wir schnell begreifen, wie ernst diese Feststellung von Greta Morgan gemeint ist – und wir werden dieses Gefühl auf den recht melancholischen Songs immer wieder finden und es selbst fühlen können. Romantik trifft auf Trauer und über allem thront die Farbe Blau, wie die Blaue Blume, das Symbol der Romantiker. Sie steht im „Midnight Room“ von SPRINGTIME CARNIVORE. Und sie entfaltet ihre musikalische Blüte so wunderschön, als würde der Pop von FLEETWOOD MAC auf den Folk der WALKABOUTS ohne jeweils männlichen, dafür aber mit faszinierendem, warmen, etwas an STEVIE NICKS erinnernden Gesang, treffen. Aber wirklich andere Stimmungen kommen nur selten auf.

Die Sonne bleibt so gesehen verschwunden, aber das „Face In The Moon“ sieht alle Bilder, die uns ein mitternächtliches Zimmer zu bieten hat. Und das sind sehr viele Bilder. Wunderschön, beruhigend, aber nicht einschläfernd. Man will nicht ein einziges Bild verpassen, auch wenn wir es nur mit unseren Ohren wahrnehmen – unser Kopf malt schon die richtigen Kunstwerke dazu, bis am Ende nur noch die „Rough Magic“ übrig bleibt, der wir uns völlig hingeben können.

Der persönlichste Song des Albums aber ist „Nude Polaroids“, der regelrecht durch unsere Boxen auf Synthie-Flächen dahinschwebt, bis eine Klarinette einsetzt. Dazu ein Text, der tief geht: „Du kannst die Bilder behalten, auf denen ich nackt posiere, selbst wenn ich dich verlasse, werde ich dir immer vertrauen.“

Und wenn uns Greta Morgan auf ihrem Album keine „Nacktbilder“ präsentiert, sondern Musik, die sich trotzdem vor uns entkleidet und ideal für einen romantischen Abend zu zweit geeignet ist, werden wir das Album wohl ähnlich in Erinnerung halten wie der uns unbekannte Freund es vertrauensvoll mit den „Nude Polaroids“ tut.
Midnight Room“ ist ein sehr intimes, schönes Album für alle Träumer geworden, die unter Nacktheit keine Pornografie sondern anregende Erotik verstehen.

FAZIT: Traumhafte Musik für Träumer. Pop und Folk vereinen sich zu einem fragilen, zärtlichen Album, das man unbedingt in mitternächtlichen Räumen hören sollte, wenn einen die Einsamkeit überfällt und man diese, statt darunter zu leiden, zum Klingen bringt.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2905x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Midnight Room
  • Face In The Moon
  • Into The Avalanche
  • Double Infinity
  • Raised By Wolves
  • Nude Polaroids
  • Under The Spell
  • Wires Crossing
  • Bad Dream Baby
  • Rough Magic

Besetzung:

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