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GlerAkur: The Mountains Are Beautiful Now (Review)
Artist: | GlerAkur |
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Album: | The Mountains Are Beautiful Now |
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Medium: | CD/CD-Book/Do-LP/Do-CD/Deluxe/Limitiert | |
Stil: | Atmosphärischer, cineastischer Post Rock |
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Label: | Prophecy Productions / Soulfood | |
Spieldauer: | 99:25 | |
Erschienen: | 21.07.2017 | |
Website: | [Link] |
Wir Deutschen haben unser „Glasperlenspiel“ und HERMANN HESSE, die Isländer aber ihr „GlerAkur“ (Glasfeld) und den Dramatiker JÓHANN SIGURJÓNSSON, zu dessen 1911 uraufgeführten Bühnenstück „Fjalla-Eyvindur & Halla“ GLERAKUR ein bombastisches Post-Rock-Klanggemälde schufen, das riesige Sound-Berge Schicht für Schicht mit einem Bass, vier Gitarren und zwei Schlagzeugen errichtet und so dem Album-Titel „The Mountains Are Beautiful Now“ in doppelter Hinsicht vollkommen gerecht wird!
Eigentlich weiß man gar nicht, wie man mit der Beschreibung der Musik und des sie umgebenden Gesamtkunstwerks beginnen soll – also fangen wir einfach mal mit den unterschiedlichen Formen, in den „The Mountains Are Beautiful Now“ von GLERAKUR erscheint, an:
*1 - Digipak-CD;
*2 – LP (schwarzes Vinyl);
*3 – LP (streng limitiertes blaues Vinyl);
*4 – 2CD-Hardcover-Buchedition in 7“Single-Größe mit 48 Seiten, 3 Essays über GLERAKUR und „Fjalla-Eyvindur & Halla“, zusätzlichen Fotos und einer Extra-CD mit über 50 Minuten Spielzeit.
Wer sich für die Buch-Variante entscheidet, wird zugleich mit einer der beeindruckendsten Veröffentlichungen der letzten Jahre aus Buch- und Musik-Kunst belohnt und noch dazu mit einer zweiten CD, die der Musik auf der ersten in nichts nachsteht und sogar durch ihre elektronische Ausrichtung an die frühen TANGERINE DREAM-Epen „Zeit“ und „Atem“ erinnert. Post- und Kunst-Rock, aber auch Elektronisches, auf der Höhe einer Zeit, in der die Kunst immer mehr in den Hintergrund gerät, und der in dieser Form gerade darum in unserer schnelllebigen Überfluss-Mentalität so immens wichtig ist. Denn wer sich hierfür entscheidet, entscheidet sich zugleich dafür, sich Zeit für die Musik und die fantastische Gestaltung dahinter zu nehmen und sich außerdem mit einer isländischen Tragödie von JÓHANN SIGURJÓNSSON auseinanderzusetzen, in der es um die altbekannte, immer wieder neu erzählte Geschichte von Menschen geht, die zwischen Leiden, Natur, Gesellschaft und Alltag so lange zerrieben werden, bis von ihnen selbst nicht viel mehr übrig bleibt als ein kleines Häufchen Elend, das einstmals aus dem riesigen Berg Glück und Liebe entstanden war.
Sehr verblüfft allerdings war der Kritiker dieser Zeilen, als er in der Ankündigung dieses Albums – ohne auch nur einen Ton davon zuvor gehört zu haben – die Besprechung im Rolling Stone las, wo von „METALLICA, die die Live-Hälfte von PINK FLOYDs ‚UmmaGumma‘ covern“ die Rede war. Unglaublich und nicht wahr! Aber irgendwie auch typisch der Rolling Stone, der gerne alles, was „anders“ klingt in die frühe PINK FLOYD-Schublade verfrachtet, die sich dagegen gar nicht wehren können. Nur war deren Musik die pure Psychedelic, wenn sie Eugene darum baten, vorsichtig mit der Axt zu sein oder ein Untertasse voller musikalischer Geheimnisse über ihre Zuhörer ausgossen, damit diese mit ihrer astronomischen Dominanz das Herz der Sonne kontrollieren konnten. PINK FLOYD errichteten keine riesigen Klangwälle, welche sie dann zu gigantischen Post-Rock-Bergen werden ließen. PINK FLOYD hatten mit atmosphärischem Post Rock in etwa genauso viel am Hut wie die BEATLES: Nichts!
Dagegen aber entsteht von Anfang an auf „The Mountains Are Beautiful Now“ von GLERAKUR etwas völlig anderes. Aus der kunstvoll dramaturgischen Idee, eine Musik für ein tragisches Theaterstück zu schaffen, entstand die faszinierende isländische Variante zu einer der weltweit besten Post-Rock-Bands aus Kanada: GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR oder deren Ableger A SILVER MT. ZION, HUSKY RESCUE und SET FIRE TO FLAMES! Hier schaffen vier Gitarristen, zwei Schlagzeuger und ein Bassist ein wahres Klang-Universum, das einen immer wieder in seinen bedrohlichen Bann zieht, aber auch mit oftmals akustisch-ruhevoll, fast beruhigenden Klängen daraus kurz wieder entlässt, um am Ende einen mit noch gigantischerer Sog-Wirkung wieder hineinzuziehen, diesmal aber ohne jeglichen Ausweg. Wir sind verloren in einer Atmosphäre, die uns gefangen nimmt, ohne dass wir spüren, wie sehr sie ihre Mauern um uns in unendlicher Höher errichtet.
GLERAKUR schaffen Post Rock in einer völlig neuen Dimension, weil er nicht zum Selbstzweck der Musiker und deren Selbstverwirklichung dient, sondern zur Untermalung, Einrahmung, Begleitung und Betonung eines Theaterstücks, das ursprünglich 2015 für die Aufführung des Sigurjónnsons‘ Stück am Isländischen Staatstheater geschrieben und davon inspiriert wurde. Ein Stück, in dem immer wieder der Schlüsselsatz auftaucht, dass sich der Mensch im Umgang mit der Natur, der Gesellschaft und anderen Menschen am Ende, wenn er seinen Willen nicht durchzusetzen vermag, zur Bestie entwickelt. Und genau diese cineastische Atmosphäre fängt die Musik von GLERAKUR in beinahe gänzlicher Post-Rock-Perfektion ein!
FAZIT: Wer die Vereinigung von Dramatik, Literatur, Bühnenkunst mit un- und zugleich außergewöhnlich atmosphärischer Musik, die sich in brachialen Post-Rock-Monumenten, welche sich langsam und immer gewaltiger entwickeln, liebt, der wird sich glücklich schätzen, wenn er diese isländische Band mit dem Namen GLERAKUR für sich entdeckt und selber feststellen kann: „The Mountains Are Beautiful Now“!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- CD 1 (48:51):
- Augun Opin
- Can‘t You Wait
- Fagurt Er Á Fjöllum Núna
- Hallalone
- Strings
- CD 2 – Exclusive Disc (50:34):
- Arnes Lost
- Polycide II
- Willocide II
- Strings (Theatre Version)
- Fuglamál
- Bass - Loftur S. Loftsson, Elvar Geir Saevarsson
- Gesang - Gudmundur Vignir Karlsson, Elvar Geir Saevarsson
- Gitarre - Elvar Geir Saevarsson, Flosi Porgeirsson, Kristján S. Einarsson, Gudmundur Vignir Karlsson
- Schlagzeug - Krisitinn Gauti Einarsson, Andri Geir Árnason, Elvar Geir Saevarsson
- The Mountains Are Beautiful Now (2017) - 14/15 Punkten
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