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Magna Carta: Seasons (1970) - 180g-Vinyl-Remaster (Review)
Artist: | Magna Carta |
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Album: | Seasons (1970) - 180g-Vinyl-Remaster |
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Medium: | LP | |
Stil: | Progressive Folk |
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Label: | Repertoire Records | |
Spieldauer: | 39:50 | |
Erschienen: | 16.06.2017 | |
Website: | [Link] |
Repertoire Records hat mal wieder in den ganz frühe Archiven progressiven Folks gestöbert und dabei ein ganz spezielles Goldstück aus dem Jahr 1970 gehoben, das nicht nur für alle Freunde von MAGNA CARTA, sondern besonders auch von YES sehr interessant sein sollte, denn auf dem zweiten und zugleich neben „Lord Of The Ages“ besten Album der britischen Band, die sich wie eine gelungene Kombination aus den Singer/Songwritern SIMON & GARFUNKEL sowie Progressiv-Romantischem zwischen RENAISSANCE und STRAWBS plus weltmusikalischer Akustik im besten JADE WARRIOR-Stil anhören, haut noch sehr verhalten RICK WAKEMAN in die Tasten und lässt, besonders im Rahmen der „Season“-Suite, die sich über die gesamte erste LP-Seite erstreckt, besonders im „Winter Song“ bereits deutliche Ansätze an seine kurz darauf folgende, legendäre Zukunft bei YES, als TONY KAYE-Nachfolger im Jahr 1972, erkennen.
Mit ihrem zweiten Album „Seasons“ (1970), das als Konzept-Album angelegt war und wodurch das britische Trio, das sich auf der „Seasons“-LP in der Innenseite genau vorstellt, inklusive der Hinweise, welcher Musiker auf der linken und rechten Lautsprecherbox sowie in der Mitte zu hören ist, was die remasterte Variante dieses Albums sehr detailliert, dem Original folgend, umsetzt, für viel Aufsehen sorgte.
Schließlich war man es (noch) nicht gewohnt, Ende der Sechziger und Anfang der Siebziger Konzeptalben präsentiert zu bekommen, die bis dahin in der rockigeren Musik als eine absolute Ausnahme galten und als deren „Erfinder“ nicht etwa die BEATLES, sondern FRANK ZAPPA mit seinem „Freak Out!“-Doppelalbum aus dem Jahr 1966 noch unter dem Namen MOTHERS OF INVENTION galt. Erst ein Jahr später folgten die BEATLES mit „Sgt. Pepper...“ und parallel dazu PINK FLOYD mit „The Piper At The Gates Of Dawn“. Unmittelbar vor „Seasons“ hatten zudem THE WHO mit ebenfalls einem Konzeptalbum, in dem es um einen blinden, taubstummen Jungen, der seine Sinne in dem Moment verlor, als er mitansehen musste, wie sein Vater als Kriegsheimkehrer den Geliebten seiner Mutter tötet, endgültig ihren musikalischen Durchbruch mit „Tommy“ besiegelt.
Genau diesen dauerhaften Durchbruch hätten auch MAGNA CARTA mit ihrem ein Jahr später veröffentlichten „Seasons“ verdient, zumindest aus legendär-dauerhafter Sicht wie die hier benannten Konzeptalben, aber er blieb aus nachhaltig musikhistorischer Sicht aus, auch wenn das Album während seines Erscheinens sich recht gut verkaufte, sogar Gold-Status erreichte und neben zahlreichen, beteiligten Musikern, die später ebenfalls zur Legende wurden, wie RICK WAKEMAN und TONY VISCONTI, sogar das LONDON SYMPHONY ORCHESTRA daran beteiligt war.
Zugleich enthält es mit dem „Airport Song“ den bekanntesten „Hit“ von MAGNA CARTA - der verdächtig nahe an SIMON & GARFUNKELS „Boxer“ andockt - samt orchestraler Unterstützung durch das Londoner Symphonie-Orchester.
Dank des Retro-Labels Repertoire dürfen wir nun wieder das 47 Jahre alte Vinyl-Schätzchen von MAGNA CARTA, die sich nach der historischen Urkunde der Freiheiten aus dem Jahr 1215, die noch heute als Grundlage des englischen Verfassungsrechts gilt, benannten, in den Händen halten und sofort, wenn wir es auf unseren Plattenspieler legen, feststellen, dass es eine unglaubliche Klangqualität hat.
Das liegt, wie bereits gewohnt, daran, dass Repertoire bei vielen seiner Uralt-Wiederveröffentlichungen auf ein sehr leidenschaftlich-liebevolles Aufnahmeverfahren zurückgreift, indem es die Original-Aufnahmen ganz speziell für 180g-Vinyl remastern – in diesem Falle durch Jon Astley – und anschließend in den Londoner Abbey Road Studios nachbearbeiten lässt, Unstimmigkeiten und Rauschen akribisch beseitigt und so den Klang grandios verbessert. Auf dieser Grundlage entsteht eine wahres Vinyl-Stereo-Feuerwerk und ein unglaublich warmer, nur auf LP verwirklichbarer, Klang ungeahnten Ausmaßes!
Und selbst wer diese rare Platte im Original besitzt, wird garantiert Ohren und Augen machen, wenn er die Neuauflage von „Seasons“ hört, nachdem er sie aus der original nachempfundenen Klapp-Papphülle und der weich gefütterten Innenhülle, die allesamt originalgetreu nachgestaltet wurden, nimmt und gleich die sehr lyrischen Texte von „Seasons“ mitliest, die sich einerseits um die Jahreszeiten, aber andererseits auch das Leben an sich – aus Sicht eines Pilgers, der sich auf die große Glaubens- und Lebensreise begibt – drehen, die dann wunderschön mit einer anderen Sicht endet, nämlich der einer Vogelscheuche, die uns erzählt, wie sie den Wechsel der Jahreszeiten an ihrem fest angestammten Ort auf einem Acker empfindet.
FAZIT: Ein weiteres meisterhaft durch Repertoire Records remastertes Kult-Album aus dem Jahr 1970, das mit zu den ersten Konzept-Alben dieser Zeit zählt. MAGNA CARTA schufen mit „Seasons“ ein sehr ruhiges, in gewisser Weise progressives Folk-Meisterwerk - zwischen SIMON & GARFUNKEL und RENAISSANCE - auf dem sich sogar RICK WAKEMAN noch vor seinem großen Durchbruch mit YES an den Tasten beweisen durfte.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (22:19):
- Seasons
- *Prologue
- *Winter Song
- *Spring Poem
- *Spring Song
- *Summer Poem
- *Summer Song
- *Autumn Song
- *Epilogue
- *Winter Song (Reprise)
- Seite B (17:31):
- Going My Way (2:55)
- Elizabethan (2:38)
- Give Me No Goodbye (3:09)
- Ring Of Stones (3:50)
- Scarecrow Song (2:17)
- Airport Song (3:42)
- Bass - Spike Heatley, Tony Visconti
- Gesang - Glenn Stuart, Davey Johnstone, Chris Simpson
- Gitarre - Chris Simpson, Lyell Tranter, Davey Johnstone
- Keys - Rick Wakeman
- Schlagzeug - Tony Carr
- Sonstige - London Symphony Orchestra, Derek Grossmith (Flöte), Peter Willison (Cello), Davey Johnstone (Sitar), Tim Renwick (Recorders)
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- Love On The Wire – BBC Sessions, Live & Beyond (2018)
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