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Coroner: Grin (Re-Release) (Review)

Artist:

Coroner

Coroner: Grin (Re-Release)
Album:

Grin (Re-Release)

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Progressive Thrash

Label: BMG / Noise
Spieldauer: 57:48
Erschienen: 29.06.2018
Website: [Link]

1993 herrschte in der gesamten Metal-Szene Katerstimmung; allenthalben Death Metal befand sich auf einem Hoch, doch die als überkommen empfundenen Thrasher schauten zusehends trister in die Röhre, und auch CORONER taten sich schwer, ihre Bedeutung fürs Genre zu zementieren, zumal sie von jeher zwischen allen Stühlen saßen - aber was für ein (vorläufiger) Schwanengesang ist "Grin" denn bitte? Die Scheibe wurde erst im Nachhinein so wohlwollend rezipiert, wie es sich für ein innovertives Werk gehört.

Wer vor dem Erscheinen von "Grin" noch mit wieselflinkem Thrash von CORONER rechnete, war insofern verblendet, als sich die Entwicklung der Gruppe zu Industrial-getränktem und Groove-betontem Stoff, der aber gewiss nicht zum Hüpfen animierte, schon auf "Mental Vortex" abzeichnete. Nun kamen für viele erschwerend ganze Songs dominierende Soundscapes hinzu, die der Eingängigkeit des Materials zunächst entgegenwirkten, dem Album jedoch auf lange Sicht hin nur mehr Tiefe verliehen haben.

Beim Hören bleibt der Spaß allerdings wenn nicht auf der Strecke, so doch verhalten, auch weil "Grin" seinem Titel zum Trotz ein auf die erzeugte Atmosphäre bezogen äußerst finsteres, bedrückendes Stück Musik ist. Die Sparsamkeit der Mittel, mit denen CORONER beispielsweise 'Caveat (To the Coming)' als düsteren Schleicher in Szene setzen, ist schier beispiellos, und für die maschinelle Klangkulisse standen vermutlich in erster Linie ihre Nachbarn Treponem Pal oder die Landsleute The Young Gods Pate. 'Internal Conflict' erinnert als einziger Track wenigstens in Ansätzen an die "alte" Band, aber Broder, Vetterli und Edelmann, deren Spannungen untereinander man hier und dort zu erkennen glaubt, dachten längst nicht mehr innerhalb schnöder Genre-Grenzen.

Bezeichnend für die Qualitäten von "Grin" steht auch die sozusagen erweiterte Besetzung: Es wurde gemeinsam mit den "Elektronikern" Roger Dupont, der für die synthetische Auusgestaltung von 'The Lethargic Age' verantwortlich zeichnete, und Kent Smith (Keyboards) sowie Gastsängerin Bettina Klöti realisiert, deren Beitrag zu 'Host' damals so wenig wie heute mit der Effekthascherei vieler zum gemischtgeschlechtlichen Duett einladender Metal-Bands gleichzusetzen ist.

Ob sich Al Jourgensen den rhythmischen Stoizismus des Trios für seine späteren Ministry-Alben ohne Paul Barker zur Vorlage nahm? Schwer vorstellbar, doch denkbar wäre es, obwohl umgekehrt Tommy Victor von Prong als Einfluss auf die Schweizer bestimmt gleichfalls ein Wörtchen einzuwerfen hätte …

FAZIT: CORONER waren und sind nach wie vor vorausschauend, und "Grin" bleibt ein Fest für musikalische Abenteurer, die selbst nach all den Jahren Neues bzw. selten bis gar nicht von anderen Gruppen aufgegriffene Einfälle entdecken möchten. Die Art und Weise, wie hier harter Metal, Elektronik und cineastisch-experimenteller Rock miteinander versöhnt wurden, hat später nie jemand anders aufgegriffen, also liegt es an der wieder aktiven Band selbst, ihre Klangrevolution auf einem zünftigen Comeback-Album weiterzutreiben.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 4070x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Dream Path
  • The Lethargic Age
  • Internal Conflicts
  • Caveat (To The Coming)
  • Serpent Moves
  • Status : Still Thinking
  • Theme For Silence
  • Paralized, Mesmerized
  • Grin (Nails Hurt)
  • Host

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
hendrik
gepostet am: 29.06.2018

Schöne Reviews zu unglaublich großartigen Platten.

Und ja, hoffen wir, dass sie sich auf einem Comeback-Album noch einmal selbst übertreffen. Sie sind eine der wenigen Bands, denen ich das zutrauen würde.

Anacrusis (Kenn Nardi) ist es auch gelungen, darüber hinaus fällt mir nicht viel ein...
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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