Von einem im Mainstream etablierten Southern-Rocker mit mindestens halb legendärem Status wie DUANE BETTS (The Allman Brothers) erwartet man nicht unbedingt, dass er sich auf einer EP ein wenig abseits seiner vertrauten Wege austobt, doch genau dies hat er mit "Sketches of American Music" getan. Dass das Ding letztlich doch die Länge eines Albums aufweist, macht es dann doch zu einem logischen nächsten Schritt nach seinen Konzerten mit Kollege Devon Allman und Dawes.

Dem Titel der Veröffentlichung zum Trotz wirkt "Sketches of American Music" natürlich keineswegs skizzenhaft, sondern hat Hand und Fuß, wobei letzterer definitiv bis weit über den Knöchel hinaus im Blues-Wasser steht. Die Band nimmt sich auch im Rahmen kompakter Arrangements Zeit für kleine Improvisationen (höre vor allem 'California Blues', eine Neuinterpretation von Dickey Betts & Great Southern aus dem Jahr 1977) und scheint blind miteinander zu harmonieren, was angesichts der konsequenten Traditionspflege umso wichtiger ist; schließlich muss man sich gerade in diesem heuer überlaufenen Genre mittlerweile einiges einfallen lassen, um die Klientel in irgendeiner Weise zu beeindrucken.

Drum kann man Betts und seinen Mitstreitern (unter vielen anderen die Gitarristen Marc Hannaford von Black Crowes und Steve Cropper von Booker T.) auch zu keiner Sekunde vorwerfen, sie würden nur die alte Leier abspulen, obgleich sie keinen Fußbreit von ihren eingeschleiften Formeln abweichen. 'When We Get Home' kristallisiert sich auf seine gespenstisch-staubige Art als Highlight der Platte heraus; im Verhältnis dazu wirkt der einleitende Rocker 'Taking Time' regelrecht schnöde.

Den melancholischen Kontrast zum grundlegend beschwingten Material der EP setzt die Akustik-Nummer 'Think I'm Doing Well', bevor Betts mit 'Ride It Out', einer weiteren gekonnten Verschmelzung von Country-Rock und Blues, Papa Dickey zu zitieren scheint.

FAZIT: "Sketches of American Music" ist sicherlich kein experimentelles Medium für DUANE BETTS, besticht aber durch seine Kürze und sechs Kompositionen, die sich jeweils deutlich voneinander unterscheiden, was die Scheibe ohne weiteres zur kurzweiligsten Veröffentlichung aus dem Southern-Bereich seit Langem macht.