Wenn die beiden Sechssaiter von NOISE TRAIL IMMERSION - Nebil Jabnoun und Daniele Vergine - Akkorde auftrennen und offen ausklingen lassen, vermittelt das einen leichten Hauch von Black Metal, doch die Band grenzt sich ideell deutlich von jener Szene ab. Auf ihrem quasi zweieinhalbten Album (nach einer Mini-CD und einem Longplayer) geben vielmehr Acts wie Converge und auch ein bisschen Trap Them den Ton an.

Das gesamte Material hat einen mit den Amerikanern vergleichbaren Charakter: verzweifelt und tragisch, aber auch läuternd. Ein paar straight ballernde Parts hätten nicht geschadet, auch wenn das Quintett tatsächlich hörbar vom traditionellen Grind beeinflusst worden ist. Darum muss man auf sperrigen Extrem-Stoff können, um "Symbology of Shelter" mehr abzugewinnen als Lärm, als den man es beim Nebenbeihören abtun mag.

Das völlig wahnsinnige 'Acrimonious' ist im Grunde das einzige für diese Sparte typische Stück, komplett mit dissonantem Flirren, aber NOISE TRAIL IMMERSION darauf zu reduzieren wäre eben falsch. Die in tiefen Registern anschiebenden Riffs der beiden Teile des Dark-Hardcore-Meisterstücks 'Repulsion and Escapism' und ein paar wenige getragene, harmonisch verträgliche Parts sprechen ebenso wie mehrere erdrückende Breakdown-Passagen inmitten des wirren, hektischen Treibens eine andere, facettenreichere Sprache, von den sich gegenläufig überlagernden Gitarrenlinien ganz zu schweigen. Die Stücke sind nicht gänzlich unmelodisch, und man versteht auch die Texte ausgezeichnet; hier sind Komponisten am Werk, die genau wissen, was sie tun.

Dass Frontmann Fabio Rapetti nur auf eine Tour schreien kann, ist ein vernachlässigbarer Schönheitsfehler dieses intensiven und in seinem Bereich überdurchschnittlich eigenständigen Albums. Der andere zweiteilige Song 'The Empty Earth' bringt es auf insgesamt 18 Minuten und ist in dem Bereich, den NOISE TRAIL IMMERSION abdecken, ein regelrechter Geniestreich aus Doom und wirklich epischem Post Metal, wozu der Sänger ausnahmsweise klare Töne anschlägt. Dieses Ding sollten nicht nur Genre Fans hören; es lässt erahnen, dass sich diese ohnehin schon spannende Gruppe in Zukunft stilistisch weiter öffnen wird.

FAZIT: NOISE TRAIL IMMERSION sind gewissermaßen vertonte Hässlichkeit in ihrer schönsten Form. Die Turiner haben mit "Symbology of Shelter" ein außerordentlich intensives Stück Math Metal vorgelegt, das von kompositorischer Reife und technischer Beschlagenheit gleichermaßen zeugt, vor allem aber dem kathartischen Anspruch gerecht wird, den man für gewöhnlich an solche Musik stellt.